Rudolf Kippenhahn erkrankte im Alter von zwei Jahren an Kinderlähmung und war seither behindert. Bereits während seiner Schulzeit interessierte er sich für Astronomie und absolvierte Ferienpraktika in der Sternwarte in Sonneberg unter Cuno Hoffmeister. Nach dem Abitur 1945 studierte er an der Universität Erlangen Physik und Mathematik; 1951 promovierte er dort in Mathematik bei Wilhelm Specht mit dem Thema „Der Wertevorrat einer Matrix“.[2]
In Erlangen gab es damals keine Astronomie-Vorlesungen, so dass er sich autodidaktisch auf diesem Gebiet weiterbildete. Von 1951 bis 1957 führte ihn dann seine erste Anstellung als Assistent an die Bamberger Karl-Remeis-Sternwarte, der damals kleinsten Sternwarte Deutschlands. 1958 habilitierte Kippenhahn sich in Erlangen („Untersuchungen über rotierende Sterne“)[3] und ging an das Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen, mit dem er im selben Jahr nach München umzog. Ebenfalls 1958 veröffentlichte er, zusammen mit Stefan Temesváry und Ludwig Biermann eine wegweisende Arbeit zur Sternentwicklung. 1963 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astrophysik unter dessen Gründungsdirektor Ludwig Biermann. Von 1965 bis 1975 war er Professor für Astronomie und Astrophysik in Göttingen und an der dortigen Universitätssternwarte tätig, von 1975 bis 1991 war er als Nachfolger von Biermann Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik (MPA) in München, das unter seiner Leitung 1979 nach Garching bei München zog.[4] Seit 1991 war er als freier Schriftsteller in Göttingen tätig. Er hat zahlreiche erfolgreiche populärwissenschaftliche Bücher über Astronomie und andere Themen wie Kryptologie und Atomphysik veröffentlicht und ein Buch über Astronomie für Kinder.
Kippenhahn, der sich anfangs mit Plasmaphysik befasste, war Ende der 1950er-Jahre und in den 1960er-Jahren ein Pionier in der Computersimulation von Sternaufbau und Sternentwicklung. Das nach ihm benannte Kippenhahn-Diagramm erlaubt eine übersichtliche Darstellung zentraler Ergebnisse von Sternsimulationen. In zum Teil mehr als vier Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Zusammenarbeiten – vor allem mit H.C. Thomas, Emmi Hofmeister und Alfred Weigert – schuf er die Grundlagen zum Verständnis der Sternentwicklung, die auch noch Jahrzehnte später als Stand der Technik gelten.
Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer engagierte sich Kippenhahn auch früh und mit großer Freude bei der Wissensvermittlung an die interessierte Öffentlichkeit. Dies wird nicht zuletzt durch die lange Liste der von ihm verfassten populärwissenschaftlichen Bücher und Zeitschriftenartikel bezeugt sowie durch seine zahlreichen Radiointerviews, Fernsehsendungen und Vorträge. Er war als unterhaltsamer und humorvoller Redner bekannt.
Von Kippenhahn stammt der berühmte astrologiekritische Ausspruch „Die Sterne lügen nicht – sie schweigen!“.
Kippenhahn-Preis
Seit 2008 verleiht das Max-Planck-Institut für Astrophysik den von Kippenhahn gestifteten Kippenhahn-Preis für die „beste wissenschaftliche Arbeit eines Studenten am MPA“ aus dem Vorjahr.[7]
Ehrungen und Auszeichnungen
1973: Carus-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
↑Das Gespräch dreht sich um die Fliehkraft auf der Erde, um Radiowellen von fernen Sternen, den Urknall, dem Begriff der Zeit, und schließlich um Astrologie.
↑siehe Berichte über die Auszeichnung unter [1], [2] und [3]
↑Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 3-540-29925-4, S.186, doi:10.1007/978-3-540-29925-7_2948 (englisch, 992 S., Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1955 QP1. Discovered 1955 Aug. 22 by I. Groeneveld at Heidelberg.”