Die Flusskreuzfahrtschiffe der Rodina-Klasse, die auch als Projekt 588 oder BiFa Typ A (deutsch: Binnenfahrgastschiff) bekannt war, sind fluss- und kanalgängige Binnenpassagiermotorschiffe mittelgroßer Bauart. Die erste Serie wurde von der Bauwerft oft als Typ V. Chkalov (dt. W. Tschkalow) bezeichnet, eine andere Werftbezeichnung dieser Schiffe war (Binnenfahrgastschiff Typ A). Die sowjetischen und heute russischen Besatzungen nennen die Schiffsklasse einfach немцы – die Deutschen.
Die VEB Mathias-Thesen-Werft in Wismar baute in den Jahren 1953 bis 1961 49 Einheiten der Schiffsklasse für die Sowjetunion. Das erste Schiff dieser Klasse, V. Chkalov, benannt nach dem Piloten Waleri Pawlowitsch Tschkalow, wurde am 26. Dezember 1953 abgeliefert. Bis 1961 wurden weitere 48 Einheiten vollendet und übergeben. Es gibt zwei Ausführungen der Projekt-588-Klasse, genannt I. (11 Schiffe) und II. Serie (38 Schiffe), die sich durch Fahrgastzahl, maximale Belastung und innere Ausrüstung unterscheiden. In der Sowjetunion wurden sie als Binnenfahrgastverkehr- und Touristenschiffe auf Wolga, Kama, Don, Newa und Jenissej verwendet. Für ihre Zeit waren sie komfortable und zuverlässige Schiffe mit feiner Stromlinienform. Es gab kein festes System in ihrer Benennung; die Schiffe wurden in der Mehrzahl nach sowjetischen bzw. russischen Prominenten oder Märchengestalten benannt, z. B. Ilja Muromez, Kosmonaut Ju. Gagarin, I. S. Turgenew, Iwan Sussanin, Aleksandr Nevskiy (Alexander Newski), andere haben geographische Namen wie Ural oder Elbrus. Die deutsche Herkunft spiegelt sich in den Namen einiger Schiffe wie Karl Marks (Karl Marx), Friedrich Engels, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmann wider.
Technische Beschreibung
Die Schiffe mit fünf Decks werden von drei Dieselmotoren des Typs R6DV48 des Motorenherstellers VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ (SKL) angetrieben, die direkt auf die drei Schrauben wirken. Viele Einheiten der Projekt-588-Klasse sind bis heute im Dienst, einige von ihnen wurden stillgelegt und nur sieben Schiffe wurden bisher außer Dienst gestellt. Ein Schiff sank, drei brannten aus und weitere drei wurden ausgemustert und abgewrackt. Infolge des fortgefallenen Bedarfes im Binnenfahrgastverkehr (Eisenbahn-, Luft- und Busverkehr wurden bequemer, schneller und billiger) werden sie heute von verschiedenen Reedereien nur noch als Touristenschiffe benutzt. Zur Verbesserung des Komforts der Touristen wurden viele Schiffe durch Renovierung der Kajüten und der anderen Fahrgasträume sowie der Erneuerung der verschiedenen Schiffsausrüstungen nach heutigen Standards, z. B. Antriebs-, Sicherheits- und Navigationssystemen modernisiert.
*ex L. Dovator (bis 2002); modernisiert, am 10. Juli 2011 79 Menschen von der gesunkenen Bulgaria gerettet; gestrichen im August 2014 und verschrottet ca. 2018
*ex Dmitriy Donskoy, Kabargin, am 4. Oktober 2016 während Reparaturarbeiten auf der Werft gesunken, gestrichen 2016, am 6. Februar 2017 in Mari El verbrannt und 2018 verschrottet
Manfred Neumann, Dietrich Strobel: Vom Kutter zum Containerschiff. Schiffe von DDR-Werften in Text und Bild. 1. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1981.