Cicely Fairfield wurde als eine von drei Töchtern des irischen Journalisten Charles George Fairfield und seiner schottischen Frau Isabella Campbell Mackenzie geboren. Eine ihrer Schwestern war Letitia Fairfield. Ihr Vater unterstützte die Armee der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg[1]. Er verließ die Familie, als Cicely Fairfield acht Jahre alt war. Die Familie zog daraufhin nach Edinburgh, wo Fairfield ihre Schulausbildung absolvierte. Später begann sie eine Ausbildung zur Schauspielerin; dies mag auch eine Erklärung für den Namenswechsel sein – Rebecca West ist der Name einer Figur aus einem Schauspiel von Henrik Ibsen. Kurzzeitig beteiligte sie sich an der britischen Suffragettenbewegung.
1912 lernte sie den Autor H. G. Wells kennen, dessen Geliebte sie wurde. Aus der Beziehung mit ihm stammt der gemeinsame Sohn Anthony West (1914–1987). 1923 trennte sich Rebecca West von Wells. Sie heiratete 1930 den Bankier Henry Maxwell Andrews.
West war eine radikale Journalistin (ab 1911), für The Freewoman, die Daily News, und Clarion, sie verfasste eine Studie über Henry James,Romane, Erzählungen (u. a. veröffentlicht in Wyndham Lewis’ Blast). Als ihr Hauptwerk und eines der wichtigsten englischsprachigen Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts wird die, als Reisebericht abgefasste, Novelle über Wests Eindrücke über Jugoslawien (Black Lamb and Grey Falcon, 1941), in der sie aus den Erlebnissen während ihrer drei Jugoslawien-Reisen von 1936 bis 1938 über die Geschichte des Balkans, Ethnographie, Mythologie, Poesie, die Bedeutung des Nationalsozialismus und den Feminismus referiert,[2] angesehen. In diesem Buch identifiziert sie sich bedingungslos mit dem serbischen Nationalismus, den sie mit „slawischer Reinheit“ identifiziert; die Kroaten seien „vom österreichischen Einfluss wie von einer Krankheit“ befallen[3]. Als Gründungsmythos des serbischen Nationalismus sieht sie das mittelalterliche serbische Reich und dessen Niederlage in der Schlacht auf dem Amselfeld, die sie als Wiederkehr der Kreuzigung Christi interpretiert[4]. Die Folgen der Ermordung König Alexanders I. und seiner Frau beschreibt sie so:
The tiger, blood on its claws, crossed itself; the golden beast became a golden youth; church and state, love and violence, life and death were to be fused again as in Byzantium
„Der Tiger, Blut an seinen Krallen, bekreuzigte sich; die goldene Bestie wurde zur goldenen Jugend; Kirche und Staat, Liebe und Gewalt, Leben und Tod wurden wieder eins wie in Byzanz“
– Rebecca West: cit. in: Special peoples, Adrian Hastings, in: Nations and Nationalism, Cambridge University Press, Volume 5, Issue 3, Juli 1999, pp. 381–396; S. 383[5]
the Balkan spirit incarnate, who was terrible as all Balkan peoples are, because he had twice risen from the dead, he had broken the tomb of Kosovo and after the Austrians had stamped down the earth over him he had kicked it away and stood upright.
„die Wiedergeburt des Geistes des Balkans, der so schrecklich war wie alle balkanischen Völker, weil er zweimal von den Toten auferstand, er zerbrach das Grab des Kosovo und nachdem die Österreicher ihn mit Erde bedeckt hatten, stieß er sie weg und stand wieder aufrecht“
– Rebecca West: cit. in: Special peoples, Adrian Hastings, in: Nations and Nationalism, Cambridge University Press, Volume 5, Issue 3, Juli 1999, pp. 381–396; S. 384–385[5]
Ihre Identifikation mit dem serbischen Nationalismus wird wissenschaftlich als „rassistisch, sogar nazigleich in der Rohheit der rassischen Stereotype und der Akzeptanz von Gewalt“ bezeichnet.[6]
Sie schrieb auch eine politische Studie über den Verrat im Zweiten Weltkrieg (The Meaning of Treason, 1947). In den 1920er Jahren war sie eine gutbezahlte Journalistin für seriöse Zeitungen, wie den New Statesman, den Daily Telegraph, The New Republic, die New York Herald Tribune, The New York American; und für führende Magazine wie Harper’s Bazaar und Vanity Fair.
West litt unter einer Sehbehinderung und in den späten 1970er Jahren unter Bluthochdruck. Zunehmend gebrechlich, war sie in ihren letzten Lebensmonaten ans Bett gefesselt, manchmal lag sie sogar in Delirien. Sie beklagte sich darüber, dass sie zu langsam sterbe.[8] Sie starb am 15. März 1983 und ist auf dem Brookwood Cemetery, Woking begraben.[9]
Lorna Gibb: West's world: the extraordinary life of Dame Rebecca West, London [u. a.]: Macmillan, 2013, ISBN 978-0-230-71462-5.
Uwe Neumahr: Rebecca Wests Affäre mit dem Richter. In: Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg '46 Treffen am Abgrund. München: C. H. Beck, 2023, S. 203–218
↑Special peoples (Memento vom 30. Januar 2019 im Internet Archive), Adrian Hastings, in: Nations and Nationalism, Cambridge University Press, Volume 5, Issue 3, Juli 1999, pp. 381–396; S. 382
↑ Hastings in: Nations and Nationalism 1999, S. 384
↑ abSpecial peoples (Memento vom 30. Januar 2019 im Internet Archive), Adrian Hastings, in: Nations and Nationalism, Cambridge University Press, Volume 5, Issue 3, Juli 1999, pp. 381–396
↑Special peoples (Memento vom 30. Januar 2019 im Internet Archive), Adrian Hastings, in: Nations and Nationalism, Cambridge University Press, Volume 5, Issue 3, Juli 1999, pp. 381–396; S. 383, 385