Lisa Coleman – Keyboard und Gesang in Computer Blue (Hallway Speech Version), Our Destiny / Roadhouse Garden, We Can Fuck, Wonderful Ass; Backing Vocals in The Dance Electric
Marcy Dicterow Vaj, Sid Page – Violine in Our Destiny
The Revolution – Computer Blue (Hallway Speech Version), Our Destiny / Roadhouse Garden
Wendy Melvoin – Rhythmusgitarristin und Backing Vocals in Computer Blue (Hallway Speech Version), Our Destiny / Roadhouse Garden, We Can Fuck, Wonderful Ass; Backing Vocals in The Dance Electric
Mastering und Remastering (CD 1) – Michael A. Welton
Purple Rain Deluxe ist eine überarbeitete Neuauflage von Prince’ sechstem Studioalbum Purple Rain, die postum am 23. Juni 2017 bei dem Label NPG Records / Warner Bros. Records erschien. Die Neuauflage ist unter anderem in der „Expanded Edition“ („erweiterte Ausgabe“) als Dreifach-CD-Album mit 35 Songs erhältlich, die Prince im Zeitraum von 1983 bis 1984 aufgenommen hatte; elf dieser Songs sind zuvor unveröffentlichte Studioversionen.
Prince’ kommerziell erfolgreichstes Album Purple Rain erschien ursprünglich im Juni 1984; alle Songs vom Original-Album wurden von ihm im Jahr 2015 digital nachbearbeitet und sind ebenfalls auf der Neuauflage zu hören. In den internationalen Hitparaden wurde Purple Rain Deluxe nicht separat gelistet; die Verkaufszahlen wurden zum Originalalbum hinzugefügt, sodass dieses als „Wiedereinstieg“ geführt wurde.
Das ursprüngliche Purple-Rain-Album hatte Prince am 14. April 1984 fertiggestellt und wurde am 25. Juni 1984 bei Warner Bros. Records veröffentlicht.[2] Bei dem Major-Label hatte er von 1977 bis zum 31. Dezember 1999 und im Jahr 2014 unter Vertrag gestanden; 2014 erhielt Prince sämtliche Urheberrechte an den Songs zurück, die er zuvor in seiner Karriere für Warner aufgenommen hatte.[3]
Am 28. April 2017, ein Jahr nach Prince’ Tod, kündigten NPG Records und Warner Bros. Records an, das Purple-Rain-Album im Juni 2017 in einer Deluxe-Edition herauszubringen;[4]Purple Rain Deluxe ist die erste Neuauflage eines Albums, die von ihm postum erschien. Laut den Liner Notes hat Prince im Jahr 2015 die neun Songs des ursprünglichen Albums in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota in der Funktion als Supervisordigitally remastered. Für das Mastering war Joshua Welton (* 21. Oktober 1990 als Joshua Aaron Michael Welton) zuständig,[1] der Ehemann von 3rdEyeGirl-Schlagzeugerin Hannah Ford-Welton.
Aufnahmen 1983
Am 14. Januar 1983 nahm Prince den Song Electric Intercourse im Tonstudio Sunset Sound in Los Angeles in Kalifornien auf,[5] das er zuvor gemietet hatte. Wonderful Ass spielte er gemäß der Liner Notes von Purple Rain Deluxe im September 1984 ein. Doch Duane Tudahl und Per Nilsen, Autoren von mehreren Prince-Büchern und Beobachter seiner musikalischen Karriere, datieren die Aufnahme auf Januar 1983. Laut Tudahl und Nilsen nahm Prince das Stück in seinem damaligen privaten Tonstudio namens Kiowa Trail Home Studio in Chanhassen auf.[6][7]
Am 1. März spielte Prince den Song Katrina’s Paper Dolls in dem Tonstudio Universal Recording Corporation in Chicago in Illinois ein[1][8] und am 20. April nahm er Velvet Kitty Cat im Sunset Sound auf,[9] das er damals abermals gemietet hatte.
Am 3. August spielte Prince mit seiner Begleitband The Revolution ein Benefiz-Konzert im Musikklub First Avenue in Minneapolis in Minnesota. Dieses Konzert, bei dem er unter anderem den damals noch unveröffentlichten Song Computer Blue spielte, wurde von den Toningenieuren David Leonard und David Z. Rivkin mitgeschnitten. Am 8. August überarbeitete Prince das zuvor live aufgenommene Stück mit der Toningenieurin Susan Rogers (* 1956) in einer Lagerhalle namens The Warehouse in St. Louis Park in der Metropolregion Minneapolis–Saint Paul[10] und am 21. September stellte er schließlich mit der Toningenieurin Peggy McCreary im Sunset Sound die „Hallway Speech-“Version fertig,[11] die letztendlich eine Länge von 12 Minuten besitzt.
Das exakte Aufnahmedatum von 17 Days ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, aber Prince spielte eine erste Version im August 1983 im The Warehouse ein.[12] Zum damaligen Zeitpunkt plante er, 17 Days auf dem zweiten Studioalbum von Vanity 6 zu platzieren.[6] Am 12. September fügte er dem Stück Electric IntercourseOverdubs hinzu und mischte es neu.[13] Das Stück Father’s Song nahm Prince am 24. Oktober wieder in seinem privaten Tonstudio Kiowa Trail Home Studio in Chanhassen auf,[14] laut Liner Notes von Purple Rain Deluxe aber erst einen Monat später im November.[1]
Vom 27. Dezember 1983 bis zum 25. April 1984 mietete Prince erneut das Sunset Sound in Los Angeles und nahm dort am 30. Dezember den Song We Can Fuck auf, der als Arbeitstitel entweder The Dawn oder Moral Majority hieß.[15]
Aufnahmen 1984
Am 8. Januar 1984 überarbeitete Prince im Sunset Sound 17 Days und beschloss, diesen unter eigenem Namen zu veröffentlichen.[6]17 Days dient als B-Seite der im Mai erschienene Singleauskopplung When Doves Cry und ist der erste Song, deren Credits Prince and the Revolution zugeschrieben worden sind.[12] Am 7. Februar überarbeitete Prince Father’s Song und spielte zudem das Instrumentalstück God (Love Theme from Purple Rain) ein,[16] das nur auf der in Großbritannien im September erschienen Maxisingle von Purple Rain als B-Seite zu finden ist.[17] Am 18. Februar nahm er Another Loney Christmas auf,[18] das im November als B-Seite der Singleauskopplung I Would Die 4 U veröffentlicht wurde, und am 27. Februar spielte er das Stück Love and Sex ein.[19]Possessed überarbeitete Prince am 17. März;[20] diese Version, also aus dem Jahr 1984 datiert, ist auf Purple Rain Deluxe zu hören, obwohl der Song mit Possessed (1983 Version) betitelt ist.[21]
Am 25. März nahm Prince, gemeinsam mit Sheila E., den Song Erotic City auf, der als Arbeitstitel Electric City von ihm genannt wurde.[22]Erotic City erschien im Juli als B-Seite der Single Let’s Go Crazy. Am 19. April überarbeitete Prince die beiden Songs Another Lonely Christmas und God (Love Theme from Purple Rain),[23] und am 25. April beendete er am Song Possessed die Arbeiten im Sunset Sound in Los Angeles.[24]
Im Mai nahm Prince die beiden Songs Our Destiny und Roadhouse Garden im Flying Cloud Drive Warehouse in Eden Prairie in Minnesota auf.[25] Am 7. Juni 1984, seinem 26. Geburtstag, gab Prince erneut ein Konzert im Musikklub First Avenue in Minneapolis, wo er unter anderem die beiden Stücke spielte. Ähnlich wie bei dem Livekonzert am 3. August 1983 ließ er Toningenieur David Z. Rivkin das Konzert mitschneiden.[26] Am 8. Juli mischte Prince die Maxi-Single von Erotic City im Sunset Sound ab, die am 29. August als B-Seite von der Maxi-Single von Let’s Go Crazy veröffentlicht wurde.[27] Am 17. August spielte er im Flying Cloud Drive Warehouse das Stück The Dance Electric ein,[28] laut Liner Notes von Purple Rain Deluxe aber bereits im Juli 1983. Ursprünglich gab er den Song an seinen früheren Schulfreund André Cymone weiter,[29] der es am 16. Juli 1985 als Single veröffentlichte. Am 19. August 1984 nahm Prince im Flying Cloud Drive Warehouse eine Version von God mit Gesang auf,[30] die als B-Seite der Singleauskopplung im September von Purple Rain dient. God und God (Love Theme from Purple Rain) überarbeitete er am 22. August.[31] Am 27. September überarbeitete Prince dann im Sunset Sound die beiden Songs Our Destiny und Roadhouse Garden und fügte Overdubs hinzu.[1][32] Insbesondere Wendy Melvoin und Lisa Coleman überarbeiteten Our Destiny, wobei Coleman den Hauptgesang übernahm.[33] Ferner nahm Prince mit Jill Jones als Hauptsängerin am 29. September eine Version von Our Destiny auf, die bis heute (2024) aber unveröffentlicht ist.[34]
Die Extended Version von I Would Die 4 U, die sich deutlich von der Albumversion unterscheidet, spielte Prince mit The Revolution und Sheila E. am 25. Oktober in der Arena Minneapolis Auditorium in Minneapolis live ein,[35] überarbeitete diese am 7. Dezember und wurde dann am 19. Dezember 1984 offiziell in den USA veröffentlicht.[36][37]
Die Musik ist eine stilistische Kombination aus den Musikgenres Contemporary R&B, Funk, Pop, Rock und Soul. Zudem setzt Prince auf dem Album Synthesizer und das Linn LM-1 als Drumcomputer ein, womit er in Musikgenres wie Elektronische Tanzmusik und Electro Funk vordringt. Außerdem sind auf dem Album Balladen und zwei Instrumentalstücke zu hören. Neben seinem charakteristischen Falsettgesang benutzt Prince auf dem Album auch tiefere Stimmlagen. Zudem singt er in dem Song Erotic City erstmals in einem von ihm kreierten Stimmeffekt, den er ab 1987 „Camille“ nannte; dabei läuft das Tonband während der Gesangsaufnahme langsamer als normal. Beim Abspielen des Tonbands im Normaltempo entsteht ein Pitch-Shifting-Effekt, durch den Prince’ Stimme beschleunigt wird und etwas höher wirkt.[38][39]
The Dance Electric ist aus den Genres Elektronische Tanzmusik und Electro Funk. Der zuweilen spirituelle Liedtext wirkt phasenweise mantra-ähnlich angehaucht und die Melodie wird von monotoner Musik verstärkt. Der Liedtext besitzt ein apokalyptisches Thema; Prince schildert Ängste vor dem Weltuntergang, was der „Master“ aber nicht gewollt hat. Im Refrain fordert Prince, „wir müssen den ‘The Dance Electric’ tanzen. Achte auf den Rhythmus deiner Seele“. Es ist besser, sich gegenseitig zu lieben, da es „fast Zeit zum Gehen“ ist. Zudem soll den Feinden verziehen werden und Hass beiseite gelegt werden, damit die Menschen für etwas Neues offen sein können.[40]
Der Up-tempo-Song Love and Sex besitzt einen stampfenden Beat des Linn-LM-1-Drumcomputers sowie schwungvoll klingende Synthesizer, erzeugt von einem Yamaha DX7. Die Melodie und der Groove spielen eine untergeordnete Rolle. Das Stück beginnt mit einem Schrei von Prince, der an den Song Endorphinmachine aus seinem Album The Gold Experience (1995) erinnert, und mit dem Refrain „sha-la-la-la, sha-la-la-la-boom“ fortfährt. Der Liedtext handelt von Freude und Schmerz innerhalb einer Sex-Beziehung; beispielsweise sagt Prince zu seiner Freundin: „Komm’, Baby, verletz’ mich, wenn du in der Stimmung bist“. Er trägt den Song auf ungewöhnliche, fast schreiende Art und Weise vor. Toningenieurin Peggy McCreary meinte, man könne Prince’ „Übermut“ in dem Song hören.[41]
Computer Blue (Hallway Speech Version) ist die Originalversion des Songs und enthält, verglichen mit der 1984 auf Purple Rain veröffentlichten Version, längere Instrumental- und Gitarrenparts sowie zusätzlichen Liedtext. Prince beschreibt ein Haus voller Flure („Hallway“), die für unterschiedliche Gefühle stehen, wie beispielsweise „Lust“, „Unsicherheit“, „Furcht“ und „Hass“. Zudem singt Wendy Melvoin, der Computer solle aufhören, Frauen als Schmetterlinge zu betrachten und diese ebenfalls als Computer anerkennen.[42]
Der Hinweis „Studio Version“ im Songtitel Electric Intercourse (Studio Version) ist deswegen angegeben, weil der Song zuvor nur als Liveversion zu hören war.[4] Die Ballade, die von Prince am Hybrid-Piano dominiert wird, stammt aus den Genres Soul und Popmusik. Im Liedtext trifft er eine Frau und gesteht ihr seine Liebe, obwohl er ihren Namen nicht kennt. Trotzdem fordert er „Komm’, nutz’ es aus und zieh’ mich aus“ und singt von „sexuell außergewöhnlicher Elektrizität“, die zwischen den beiden herrscht. Ursprünglich platzierte Prince den Song auf dem Original-Album Purple Rain (1984), ersetzte diesen aber durch The Beautiful Ones.[41]
Die beiden Songs Our Destiny und Roadhouse Garden nahm Prince ursprünglich als separate Stücke auf, aber auf der veröffentlichten Version von Purple Rain Deluxe verschmelzen beide ineinander; nach 2:52 Minuten geht Our Destiny direkt in Roadhouse Garden über. Our Destiny ist ein Up-tempo-Song mit einem stampfenden Beat und dynamischem Gitarrenspiel von Prince. Als Leitmotiv dient eindringliches Synthesizerspiel. Den Hauptgesang bei Our Destiny übernahm Lisa Coleman, was in den Liner Notes von Purple Rain Deluxe aber nicht erwähnt ist. Das von Prince selbst gesungene Roadhouse Garden ist aus dem Genre Rockmusik und basiert lediglich auf einem Akkord, der aus einer immer wiederkehrenden Gitarren-Phrase besteht.[43] Im Jahr 1999 kündigte er ein Album mit Namen Roadhouse Garden veröffentlichen zu wollen, was er aber letztendlich nicht tat.[44]
Possessed (1983 Version) ist eine Hommage von Prince an James Brown, was in den Credits von Prince and the Revolution: Live zu lesen ist. Der Song ist aus den Genres Elektronische Tanzmusik und Electro Funk und besitzt ein Synthesizer-Leitmotiv, das immer wiederkehrt. Prince’ Gesang erinnert phasenweise an den von James Brown und der Liedtext handelt, für ihn in den 1980er Jahren typisch, von einem Mädchen; er ist von ihr besessen („possessed“) und kann ihr nicht widerstehen. „Warum kann ich diese satanische Lust nicht aufhalten? Ich will dich nicht halten, aber mein Körper sagt, ich muss“, singt Prince beispielsweise.[45]
Wonderful Ass ist ein Song aus dem Bereich Funk und Pop mit markanten Synthesizern als Leitmotiv. Der Linn-LM-1-Drumcomputer dominiert das Arrangement, das eine Funk-artige Rhythmusgitarre besitzt.[46] 1983 hatte Prince eine Affäre mit Vanity, die ihn zum Liedtext inspirierte;[47] er beschreibt eine junge Frau, die auf seine Freundinnen eifersüchtig ist, weil sie der Meinung ist, er gehe mit ihnen ins Bett. Prince kann die Frau nur deshalb ertragen, weil er von ihrem Po fasziniert ist.[48] Die Backing Vocals übernahmen Lisa Coleman und Wendy Melvoin.
Den Song Velvet Kitty Cat plante Prince ursprünglich auf dem Album Ice Cream Castle (1984) seines damaligen Nebenprojekts, der Band The Time, zu platzieren. Warum er dieses letztendlich nicht tat, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Sue Ann Carwell (* 1962), Begleit-Sängerin von Prince in den Jahren 1976 bis 1981, erinnerte sich, Prince habe einen Song mit dem Titel Mink Kitty Cat aufgenommen, der ebenfalls für Vanity vorgesehen gewesen sei.[49] Prince äußerte sich nie darüber, ob die Songs identisch sind.
Katrina’s Paper Dolls ist ein für Prince typischer Song, der auf Linn-LM-1-Drumcomputer und Synthesizer basiert. Vanity inspirierte ihn erneut zu einem Liedtext;[50] „Katrina“ war der zweite Vorname ihres bürgerlichen Namens Denise Katrina Matthews.
Die Originalversion von We Can Fuck, die auf Purple Rain Deluxe zensiert als We Can F**k betitelt ist, stammt aus dem Genre Funk. Der Song besitzt monotones Schlagzeugspiel, gepaart mit markanten Synthesizern. Wie nur schon durch den Songtitel klar wird, handelt der Liedtext von Geschlechtsverkehr, den Prince mit einer nicht namentlich erwähnten Frau vollziehen möchte. In dem zuweilen sehr anzüglichen Liedtext will er fünf bis sechs Mal in einer Nacht mit ihr Sex haben. Eine in Bezug auf den Songtext weniger anzüglichere Version mit Namen We Can Funk veröffentlichte Prince, gesungen im Duett mit George Clinton, 1990 auf seinem Album Graffiti Bridge.[51]
Die Ballade Father’s Song ist ein ruhiges Instrumentalstück, das Prince am Klavier spielt. Die traurig klingende Melodie ist zum Teil dem Song Computer Blue entliehen.[52] Koautor ist Prince’ Vater John L. Nelson (* 1916; † 2001); gemäß Keyboarder Dr. Fink habe Nelson die Melodie der Bridge geschrieben und diese Prince vorgelegt.[53] Ferner ist eine eineinhalbminütige Version in dem Film Purple Rain zu hören.
17 Days ist aus dem Bereich Popmusik und Funk. Die Melodie singt Prince über zwei sich abwechselnden Gitarren-Akkorden, basierend auf einem Linn-LM-1-Drumcomputer mit einem sich wiederholenden E-Bass als monotone Figur. Als Hookline dienen Synthesizer. Im Liedtext zeigt er sich darüber enttäuscht, dass ihn seine Freundin vor 17 Tagen verlassen hat. Er ruft sie an, doch sie antwortet nicht, was ihn vermuten lässt, sie ist mit einem anderen Mann zusammen. Prince fordert Regen, als ob dieser seine Probleme wegwaschen könne.[52] Im September 2018 wurde auf dem Album Piano & A Microphone 1983 eine Akustikversion von 17 Days veröffentlicht, die Prince im Oktober 1983 aufgenommen hatte und nur auf dem Klavier spielt. Diese Version unterscheidet sich aber gravierend von der auf Purple Rain Deluxe.
Im Song Erotic City spielte Prince alle Instrumente selbst ein. Das Stück ist erneut aus den Genres Elektronische Tanzmusik sowie Electro Funk und der Groove des Linn-LM-1-Drumcomputers basiert auf einer Three-Note-Bass-Figur. Dazu spielt er Rhythmusgitarre und lebhaft wirkende Synthesizer. Im Refrain, den Prince mit Sheila E. vorträgt, heißt es unter anderem: „We can fuck until the dawn“ („Wir können bis zur Morgendämmerungficken“), was die Sängerin aber 2017 scherzhaft dementierte; sie selbst singe „We can funk until the dawn“, Prince hingegen „fuck“.[54][55] In einem früheren Interview sagte Prince, George Clinton habe ihn zu Erotic City inspiriert.[52]
God ist eine sanfte und besinnliche Ballade, die mit dem Klang von heulendem Wind beginnt. Gedämpfte Instrumentierung setzt ein, zu der Prince mit seiner Stimme verschiedene Geräusche macht. In der ersten Textzeile erwähnt er, „am Anfang gab es Gott“, der Himmel und Erde schuf. Ferner singt er, wir müssen den „Dance Electric“ tanzen, da es nicht mehr viel Zeit gibt. Er verwendet zumeist die Melodie des Instrumentalstücks God (Love Theme from Purple Rain), legt den Schwerpunkt aber auf den Refrain „Gott hat dich erschaffen, Gott hat auch mich erschaffen, er hat uns alle erschaffen“. Der Song erinnert zuweilen an ein Wiegenlied. Als musikalischer Rahmen dient Prince’ Klavierspiel in Kombination mit Synthesizern. Seine Stimme wirkt phasenweise sehr sensibel. Im Liedtext gibt er einen persönlichen Glauben an Gott aber nicht preis; es ist eine eher poetische Bestätigung seines Glaubens.[56]
Ähnlich wie Father’s Song ist die Ballade God (Love Theme from Purple Rain) ein Instrumentalstück, wobei diesmal aber Prince’ Gitarrenspiel dominiert, das phasenweise an jenes von Carlos Santana erinnert. Die Musik beginnt ruhig, wobei Synthesizer eine traurig klingende Melodie als Thema aufgreifen. Das Thema wird von Prince’ Gitarrespiel übernommen und baut die Melodie weiter aus. Kurz vor Ende des Songs kommt es zu einem musikalischen Showdown, bevor er zum Eröffnungsthema zurückkehrt.[52] Das Stück ist auch im Film Purple Rain zu hören. God (Love Theme from Purple Rain) unterscheidet sich zuweilen deutlich von God.
Der Song Another Lonely Christmas ist dem Genre Rockmusik zuzuordnen. Das Arrangement wirkt zuweilen etwas überladen und das Schlagzeugspiel hat Prince im Mono-Aufnahme-Stil aufgenommen. Das langsame Tempo sowie der Halleffekt in seiner Stimme verleihen dem Song den Eindruck einer nostalgischen Stimmung.[57] Für einen Prince-Song ungewöhnlich beginnt das Stück mit dem Refrain. Im Liedtext erzählt er von einer Freundin, die am 25. Dezember 1977 gestorben ist. Todesursache war entweder eine Lungenentzündung oder eine Streptokokkenangina gewesen. Prince schwelgt in Erinnerungen und singt, wie die beiden im Swimmingpool ihres Vaters nackt badeten. Außerdem spielten beide um Geld Pokeno, ein ähnliches Kartenspiel wie Bingo. Ob Prince eine wahre oder eine imaginäre Geschichte schildert, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt.
Purple Rain Deluxe erschien am 23. Juni 2017 und damit fast genau 33 Jahre nach dem Original-Album vom 25. Juni 1984.[58] Es ist in vier verschiedenen Ausgaben käuflich zu erwerben: als Doppel-CD, als 3-CD-Set inklusive einer DVD im Digipak, als einzelne Vinyl-LP und als einzelne limitiertePicture Disc. Die Vinyl-LPs enthalten nur die neun Songs des Original-Albums.
Die erste CD trägt den Namen Original Album (2015 Paisley Park Remaster) und enthält die neun Songs des Original-Albums, die im Jahr 2015 von Prince digitally remastered wurden. Auf der zweiten CD From the Vault & Previously Unreleased sind elf zuvor unveröffentlichte Songs aus den Jahren 1983 bis 1984 zu hören.
Die dritte CD heißt Single Edits & B-Sides und umfasst fünfzehn Songs, von denen die vier Stücke Another Lonely Christmas (Extended Version), Baby I’m a Star (Edit), God (Love Theme from Purple Rain) und Purple Rain (Edit) erstmals auf einer CD eines Prince-Albums veröffentlicht wurden. Die übrigen elf Songs sind bereits auf Kompilationen wie The Hits/The B-Sides (1993), The Very Best of Prince (2001), Ultimate (2006) und 4Ever (2016) zu finden. Die beiden Songs Erotic City (Make Love Not War Erotic City Come Alive) und I Would Die 4 U (Extended Version) erschienen 1989 in Deutschland als Maxi-Single auf CD.[59]
Die „Expanded Edition“ von Purple Rain Deluxe enthält zusätzlich eine DVD mit dem Titel Prince and the Revolution, Live at the Carrier Dome, Syracuse, NY, March 30, 1985. Dieses Konzert wurde bereits am 29. Juli 1985 unter dem Titel Prince and the Revolution: Live auf VHS, Betamax und Laserdisc veröffentlicht, das Prince mit The Revolution im Rahmen seiner damaligen Purple-Rain-Tour am 30. März 1985 im Carrier Dome in Syracuse in New York absolvierte. Der deutsche TV-Sender WDR übertrug das Konzert im Rahmen der Sendung „Rockpalast Nacht“ europaweit live im Fernsehen und wurde von 12 bis 15 Millionen Zuschauer in Europa verfolgt.[60][61] Am 6. August 1985 wurde die VHS in den USA für 100.000 verkaufte Exemplare mit Platinstatus ausgezeichnet.[62]
Die DVD ist 116 Minuten lang und umfasst 21 Titel, wobei Track 6 [Interlude] und Track 21 credits auf dem Albumcover aber nicht aufgelistet sind. Auf DVD ist das Konzert erst seit Purple Rain Deluxe erhältlich, auf Blu-ray Disc erschien es am 3. Juni 2022.
Singles
In den Jahren 1984 bis 1985 wurden mit When Doves Cry, Let’s Go Crazy, Purple Rain, I Would Die 4 U und Take Me with U fünf Singles ausgekoppelt. Von Purple Rain Deluxe wurden keine Singles veröffentlicht, aber drei Songs konnten 2017 bereits vor der Albumveröffentlichung bei verschiedenen Musikstreaming-Anbietern heruntergeladen werden: Electric Intercourse am 28. April,[63]Our Destiny / Roadhouse Garden am 12. Mai[64] sowie Father’s Song am 16. Juni.[65]
Musikvideos
Zu den fünf Singleauskopplungen in den Jahren 1984 und 1985 sowie zu dem Song Baby, I’m a Star existieren Musikvideos, im Jahr 2017 wurden keine produziert.
Coverversionen
Von allen Stücken des Original-Albums aus dem Jahr 1984, inklusive der B-Seiten 17 Days und Erotic City, existiert mindestens eine Coverversion, die Musiker auf einem ihrer jeweiligen Studioalben herausbrachten. Von den zuvor unveröffentlichten Songs auf Purple Rain Deluxe ist eine Coverversion von We Can F**k bekannt, die Prince-ProtegéAndy Allo im Jahr 2011 unter dem Titel Oui Can Luv in einer Akustikversion aufnahm; auf die im Liedtext anzüglichen Passagen hat sie jedoch verzichtet. 2012 coverte die Band Nero den Song Electric Intercourse.[66] Beide Songs wurden also zu einem Zeitpunkt neu interpretiert, als sie noch gar nicht offiziell veröffentlicht waren.
Die Neuauflage wurde von Musikkritikern ähnlich hoch gelobt wie das Originalalbum im Jahr 1984. Vor allem die erste CD Original Album (2015 Paisley Park Remaster) bekam hervorragende Kritiken. Die zweite CD From the Vault & Previously Unreleased wurde überwiegend positiv bewertet und die dritte CD Single Edits & B-Sides wurde meist etwas schwächer beurteilt. Die Live-DVD wurde allgemein als „legendäres Konzert“ bezeichnet. Die Website Metacritic errechnete die höchstmögliche Durchschnittsbewertung von 100 %, basierend auf acht Rezensionen englischsprachiger Medien.[67]
Brad Nelson von Pitchfork Media zeigte sich begeistert und gab die Höchstpunktzahl zehn. Die elf Songs auf From the Vault & Previously Unreleased bezeichnete er als „Hauptattraktion“ des Albums, die nach „vollwertigen Prince-Songs – lebendig, dynamisch und fließend“ klingen. Vor allem die sieben Tracks Computer Blue (Hallway Speech Version), Electric Intercourse, Love and Sex, Our Destiny / Roadhouse Garden, Possessed (1983 Version), We Can F**k und Wonderful Ass wurden lobend erwähnt. Die dritte CD Single Edits & B-Sides bewertete Nelson etwas schwächer und meinte, Prince’ verlängerte Remixe neigten dazu, „im Verlauf von sich selbst wegzudriften und sich zu winden“. Zudem seien einzelne Edit-Versionen „weniger fantasievoll“. Außerdem bemängelte Nelson, dass „insbesondere“ der Song Wednesday und die „vollständige 11-Minuten-Version“ von Purple Rain nicht platziert worden ist. Das Konzert auf der Live-DVD beschrieb er als „legendär“.[71]
Lukas Luger von der Oberösterreichische Nachrichten verteilte die Höchstanzahl von sechs Sternen. Die CD From the Vault & Previously Unreleased bezeichnete er als „echtes Juwel“ und Prince’ Begleitband The Revolution als „famos“. Den Song The Dance Electric beschrieb Luger als „Dancefloor-Hymne“ und Our Destiny / Roadhouse Garden würden „geschmeidig ineinander übergehen“. Electric Intercourse diene als „fantastische Beischlaf-Ballade“ und die drei Stücke Velvet Kitty Cat, We Can F**k sowie Wonderful Ass seien damals nicht aufgrund der Qualität „im letzten vom Album geflogen“, sondern wegen der sexuellen Anzüglichkeiten im Liedtext. Als Fazit meinte Luger, Purple Rain Deluxe sei „ein Muss“ für „jeden echten Musikfan“.[70]
Will Hermes von dem US-Musikmagazin Rolling Stone gab dem Album die maximale Anzahl von fünf Sternen und meinte, man werde Prince „noch mehr vermissen“, nachdem man das Album gehört habe. The Dance Electric sei ein „apokalyptischer 11-minütigen Party-Jam mit einem aufwühlenden Maschinen-Funk-Groove und Syndrum-Sequenzen, die westafrikanische Talking-Drum-Salven“ widerspiegelten. Der „Charme“ von Velvet Kitty Cat liege in seiner Kürze (2:42) und „Schlichtheit“. We Can F**k klinge „unverschämt gut“ und so „jugendgefährdend“ wie kein anderer Song von Prince auf seinen bisher veröffentlichten Tonträgern. In Anlehnung an die Textzeile „Alles, was ich habe, sind zwei Zigaretten und mein gebrochenes Herz“ von 17 Days beschrieb Hermes den Song als „Zwei-Zigaretten-und-gebrochen-Herz-Hymne“.[73]
Cameron Adams von der australischen Website News.com.au gab mit fünf Sternen ebenfalls die Bestnote. Das Originalalbum bezeichnete sie als den „wohl besten Soundtrack aller Zeiten“ und die Songs auf From the Vault & Previously Unreleased seien mit „echtem lila Gold“ ausgestattet, wobei einige Menschen diese von Bootlegs aber bereits kennen würden. Das Stück Velvet Kitty Cat beschrieb sie als „starker Elektro mit Drum-Machine, Streichern und Synthesizern“, dagegen sei Katrina’s Paper Dolls „wahrscheinlich nur für eingefleischte Fans interessant“. Das Beste Stück auf dem Album könne We Can F**k sein – vorausgesetzt, man möge Prince „fleischlich, schmutzig und funky“. Als Fazit schrieb Adams: „Genie bei der Arbeit“.[69]
Stephen Dalton von dem US-Musikmagazin Classic Rock verteilte mit viereinhalb von fünf Sternen fast die Höchstnote. Das Originalalbum klinge „immer noch herrlich vielseitig und vor allem elektrisierend“. Von den zuvor unveröffentlichten Songs hob Dalton Electric Intercourse besonders hervor, den er als „anzügliche, sirupartige, langsam brennende Verführungsballade“ beschrieb. Zudem sei Wonderful Ass „einfach fabelhaft“. Our Destiny / Roadhouse Garden sei eine „weitere köstliche Kuriosität“, Possessed (1983 Version) „angenehm kantiger New-Wave-Elektro-Funk“ und Father’s Song ein „erhabenes Sci-Fi-Schlaflied“. Doch einige Stücke bezeichnete Dalton als „zwangsläufig Blindgänger“, wie beispielsweise The Dance Electric, das „ein kastenförmiger Synthie-Funk-Jam im Stile“ von Huey Lewis wirke. Zudem bezeichnete er die beiden Tracks Katrina’s Paper Dolls und Velvet Kitty Cat als „nur leichte Skizzen“. Aber im Gesamtbild mache das zusätzliche Material Purple Rain zu einem „reichhaltigeren, tieferen, seltsameren und raueren Album“.[68]
Sassan Niasseri von der deutschen Ausgabe des Musikmagazins Rolling Stone gab vier von fünf Sternen. Er meinte, „für Einsteiger“ sei „das Set eine Freude, für über Jahrzehnte angetriggerte Fans ist sie eine kleine Enttäuschung“, weil die Song-Auswahl als „nicht ökonomisch“ erscheine. Die Songs von From the Vault & Previously Unreleased bezeichnete er als „elf große Outtakes“, aber die Tracks der CD Single Edits & B-Sides hinterließen „Ratlosigkeit“; „Edits“ bedeute bei Prince-Songs „Fadeouts nach der Songmitte“, was man auch „selbst erzeugen“ könne. Von daher sei „bei den Extras noch Luft nach oben“ gewesen, zog Niasseri als Fazit.[72]
Ben Greenman von dem US-Magazin The New Yorker zeigte sich mit Lob zurückhaltender, verteilte aber keine Gesamtnote. Wer sich für Prince interessiere, besitze das Originalalbum vermutlich in bereits „verschiedenen Editionen“. Die CD From the Vault & Previously Unreleased erhielt von Greenman schwächere Kritiken als die zuvor beschriebene Rezensionen. Seiner Meinung nach sei Electric Intercourse „ein langweiliges Sex-Stück“. Auch weitere Tracks der zweiten CD würden den Ansprüchen nicht genügen. Die Melodie und der Gesang in Katrina’s Paper Dolls sei zwar gelungen, aber der Song würde „von einem unglücklichen Couplet im Refrain gelähmt“. Das „schwungvolle“ Velvet Kitty Cat erinnere an die zuvor veröffentlichten Prince-Songs Gotta Stop (Messin’ About) (1981) und Horny Toad (1983). Lobend hob Greenman das „launisches Instrumentalstück“ Father’s Song hervor, und die beiden Tracks Love and Sex sowie Wonderful Ass bezeichnete er als „dynamische Funk-Jams“. Die drei besten Songs seien aber die mit der längsten Spieldauer; The Dance Electric, Possessed (1983 Version) und We Can F**k. Insbesondere We Can F**k sei einer der „faszinierenden Ergänzungen der Purple-Rain-Ära“. Die Songs der dritten CD Single Edits & B-Sides würden die meistens Prince-Fans bereits auf Tonträger besitzen, dennoch sei es „schön, alle auf einer CD zu haben“, schrieb Greenman.[74]
Arthur Lizie: Prince FAQ: All That’s Left to Know About the Purple Reign. Backbeat Books, Guilford (Connecticut) 2020, ISBN 978-1-61713-670-2.
Benoît Clerc: Prince – Alle Songs: Die Geschichten hinter den Tracks. Delius Klasing Verlag; 1. Auflage 2023, ISBN 978-3-667-12537-8.
Duane Tudahl: Prince and the Purple Rain Era Studio Sessions 1983 and 1984 (Expanded Edition). Rowman & Littlefield, London 2018, ISBN 978-1-5381-1462-9.
Duane Tudahl: Prince and the Parade & Sign o’ the Times Era Studio Sessions 1985 and 1986. Rowman & Littlefield Publishers, 2021, ISBN 978-1-5381-4451-0.
Jason Draper: Prince – Life & Times (Revised & Updated Edition). Chartwell Books, New York 2016, ISBN 978-0-7858-3497-7.
Matt Thorne: Prince – Die Biografie. Edel Germany GmbH, Hamburg 2017, ISBN 978-3-8419-0523-9.
Per Nilsen: DanceMusicSexRomance – Prince: The First Decade. Firefly Publishing, London 1999, ISBN 0-946719-23-3.
Steve Wide und Alice Oehr: Prince A to Z: The Life of an Icon from Alphabet Street to Jay Z. Smith Street Books, Melbourne – Australia 2017, ISBN 978-1-925418-38-5.
Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X.
Weblinks
Princevault, Informationen zum Album Purple Rain Deluxe
Einzelnachweise
↑ abcdefBegleitheft vom Digipak Purple Rain Deluxe von Prince, Warner Bros. Records / NPG Records, 2017