1961 begann Hofer eine vierjährige Lehre als Handlithograf. Im selben Jahr gründete er hobbymässig die Popgruppe The Jetmen als Schlagzeuger und Leadsänger. 1967 wurde er beim schweizerischen Rhythm-’n’-Blues-Festival zum besten Sänger erkoren.
Im Sommer 1971 gründete er mit Hanery Amman, Schifer Schafer und Sämi Jungen die Mundart-Band Rumpelstilz. 1973 veröffentlichten sie ihre erste Single, Warehuus-Blues, zwei Jahre später ihre erste LP, Vogelfuetter. Mit Rumpelstilz brachte er 1976 auf Berndeutsch unter anderem die beiden Hits Kiosk und Teddybär heraus.
Wiederholt wurde Polo Hofer und Rumpelstilz vorgeworfen, zumindest teilweise Lieder zu plagieren. Besonders bei Kiosk glaubten nicht wenige Kritiker und andere Hörer deutliche Ähnlichkeiten zum Lied Dixie Chicken der Band Little Feat zu erkennen. Das Management von Little Feat klagte gegen Hofer, als der Song auch in einer schriftdeutschen Version in Deutschland erschien und dort über 600'000-mal verkauft wurde. In einem Vergleich wurden alle Einnahmen durch Kiosk den Autoren von Dixie Chicken – Lowell George und Fred Martin – zugesprochen.[4]
1977 erschien die Doppel-LP Fätze u Bitze…. Nach der Trennung von Rumpelstilz gründete Hofer Polo’s Schmetterding zusammen mit Span und Marianna Polistena, mit denen er insgesamt vier Alben veröffentlichte. 1989 kamen die Rumpelstilz in Original-Besetzung für ein kurzes Comeback zusammen und spielten das Album Live im Anker ein.
Im Frühling 2005 wurde zu seinem 60. Geburtstag die Biografie Polo von Samuel Mumenthaler veröffentlicht. Darin erzählen Freunde, Weggefährten und er selber über sein Leben. Am 7. Oktober 2006 wurde Alperose vom Schweizer Fernsehpublikum zum grössten Schweizer Hit aller Zeiten gewählt.
2007 erschien das Album Duette 1997–2007 mit 19 Duetten, etwa mit Endo Anaconda, Philipp Fankhauser, Gölä, Büne Huber, Dodo Hug und Sina. 2009 erschien Hofers erstes Solo-Album Prototyp. Es entstand in rund vierjähriger Zusammenarbeit mit 30 Musikern und Sängerinnen und erreichte auf Anhieb Platz 1 in der Schweizer Hitparade.
Im März 2010 erschien das Buch Das alles u no vil meh mit sämtlichen bisherigen Liedertexten von Polo Hofer. Im Februar 2012 wurde das Musical Alperose in Bern aufgeführt; für 2013 war eine Reprise geplant.
Polo Hofer war auch Perkussionist, Maler, Dichter, Veranstalter und Schauspieler. Er verfasste mit Der Rock, der Roll & überhaupt einen Gedichtband und spielte Hauptrollen in den Filmen Das Schweigen der Männer und Die Vogelpredigt oder Das Schreien der Mönche von Clemens Klopfenstein sowie die Rolle des Herrn Aschwanden in Die Nagelprobe von Luke Gasser. Ausserdem setzte er sich für die Legalisierung des Cannabiskonsums in der Schweiz ein. Von März 2008 bis Juli 2011 gestaltete er jeden Sonntag von 21 bis 22 Uhr auf DRS 3 eine eigene Radiosendung (Pop, Perlen und Polo), in welcher er seine Lieblingsmusik vorstellte; sie ist auch als Podcast verfügbar.[8]
Persönliches
Im Alter von 21 Jahren heiratete Polo zum ersten Mal. Er adoptierte den Sohn Oliver, den seine Frau Trudi mit in die Ehe brachte. 1996 starb seine langjährige Partnerin Isabelle Hediger im Alter von 36 Jahren an Krebs. Mit seiner zweiten Ehefrau Alice, die er 1997 kennenlernte und 2004 heiratete, wohnte er in Oberhofen am Thunersee.[9] Den Übernamen «Polo» erhielt er als Pfadfinder von Hugo Ramseyer, dem Gründer des Zytglogge Verlags, weil Polos Eltern im «Maison Hofer»-Modegeschäft in Interlaken Polohemden anboten, was damals etwas Neues war.
2007 musste sich der Sänger ein bösartiges Karzinom am rechten Stimmband entfernen lassen.[10]
Zu dieser Serie gehört der abschliessende Film Das Ächzen der Asche von 2018, in dem der verstorbene Polo Hofer nur noch durch eine Büste verkörpert auftritt.
Das alles u no vil meh. Songtexte 1973–2009. Zytglogge, Oberhofen 2010, ISBN 978-3-7296-0803-0.
Literatur
Orlando Geremia: Ross’n’Roll. Mit Polo Hofer auf grosser Tour durch die kleine Schweiz. elfundzehn, Eglisau 2014, ISBN 978-3-905769-36-4.
Walter Haas: Zeitgenössische Mundartliteratur der deutschen Schweiz. Ein theoretischer und geschichtlicher Überblick. In: Michigan Germanic Studies 6 (1980), S. 58–119.
Thomas Küng: Rhythmus & Rausch. Polo Hofers langer Weg. Bugra Suisse, Bern 1988, ISBN 3-7170-0125-5.
Samuel Mumenthaler: Polo. Eine Oral History. Editions Plus Sàrl, Zürich 2005, ISBN 3-909676-16-2.
Samuel Mumenthaler: 50 Jahre Berner Rock. Vorwort von Polo Hofer. Zytglogge, Oberhofen 2009, ISBN 978-3-7296-0796-5.
Tschou zäme, es isch schön gsy! (dt.: Auf Wiedersehen, alle miteinander (zusammen), es ist schön gewesen!), Nachruf für Polo Hofer, SRF, 24. Juli 2017.