In einem abgelegenen Steinbruch oberhalb von Zeichen entstanden in seinem Sommeratelier jene Naturstücke, Porträts, Tierbilder, Blumenstillleben und stimmungsvolle Landschaften, in denen der Maler avantgardistische Strömungen seiner Zeit mit dem unmittelbaren Naturerlebnis zu ausdrucksstarken Bildern verarbeitete.
Cassel war Mitglied der Dresdner Secession 1932. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete 1933 seine künstlerische Karriere. Seine Kunst wurde als entartet eingestuft, und 1937 wurden in der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ sechs seiner Bilder aus der Gemäldegalerie und dem Stadtmuseum Dresden beschlagnahmt und vernichtet.[1] In den Ausstellungen „Entartete Kunst“ (auch „Spiegelbilder des Verfalls“) 1933 in Dresden und „Entartete Kunst“ 1937 in München waren Pol Cassels Bilder vertreten.
Gleichzeitig isolierte ihn sein Eintritt in die NSDAP zum 1. Mai 1933 (Mitgliedsnummer 2.971.292)[2] in seinem Freundeskreis um Otto Dix, Edmund Kesting und Eugen Hoffmann. Die erhoffte Anerkennung von offizieller Seite blieb aus, und damit hielt der materielle Notstand für ihn und seine Familie an. Er musste seinen Lebensunterhalt als Arbeiter in den Steinbrüchen verdienen, bis er 1939 beim Wasserbauamt in Pirna dienstverpflichtet wurde. Im März 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und verstarb in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Ein Neuanfang blieb ihm deshalb verwehrt, und so geriet er weitgehend in Vergessenheit.
2005 Pirna, Stadtmuseum, vom 29. Januar bis 29. Mai
2005 Altenburg, Lindenau-Museum, vom 18. Juni bis 28. August
2011/12 Dresden, Kunsthalle im Lipsius-Bau, Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner, 1. Oktober 2011 – 8. Januar 2012
Literatur
Pol Cassel. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S.182.
Karin Müller-Kelwing: Die Dresdner Sezession 1932 – Eine Künstlergruppe im Spannungsfeld von Kunst und Politik. Hildesheim (u. a.) 2010, zugleich: Dissertation, TU Dresden 2008, ISBN 978-3-487-14397-2, S. 195–196, 366.
Diegelmann, Franz-Carl (Hrsg.), Pol Cassel 1892–1945, Ein Dresdner Maler der Klassischen Moderne. Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Pirna und Lindenau-Museum Altenburg, Dresden 2005