Zwischen 2001 und 2004 war er Oberer des Klosters der Hl. Simeon und Anna in Jerusalem[1] und leitete die dort beheimatete Gemeinde der hebräischsprachigen Katholiken. 2005 bis 2008 war er Bischofsvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem und zuständig für die hebräischsprachigen Katholiken im Heiligen Land.
Am 15. Mai 2004 wurde er zum Kustos des Heiligen Landes gewählt.[1] Damit war er von Amts wegen Präsident der Associazione pro Terra Sancta (ATS),[2] dem Hilfswerk der Franziskaner im Heiligen Land.[3] Zugleich war er Vorsitzender der Kommission für die Evangelisierung bei der Kustodie des Heiligen Landes und Mitglied deren Kommission für das Judentum und den Islam.[1] Als Kustos war er für die Arbeit der Franziskaner im Nahen Osten zuständig und betreute römisch-katholische Christen in Israel, Palästina, Syrien, Jordanien, Ägypten, im Libanon, Zypern und Rhodos.[4] 2016 übergab er sein Amt als Kustos an seinen Mitbruder Francesco Patton.[5]
Pierbattista Pizzaballa wurde am 26. Oktober 2016 in Rom von Kardinal-Großmeister Edwin Frederick O’Brien in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusaleminvestiert und zum Pro-Großprior des Päpstlichen Laienordens ernannt.[7] Mit Ernennung zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem erfolgte die Bestätigung von Pierbattista Pizzaballa zum Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem durch Kardinal-Großmeister Fernando Filoni. Pizzaballa ist zudem Großkreuz-Konventualkaplan des Malteserordens[8].
Am 31. Mai 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Mitglied der Kongregation für die orientalischen Kirchen.[9]
Am 24. Oktober 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem[10].am 28. Oktober 2020 empfing er vom Papst selbst das Pallium.[11] Am 4. Dezember 2020 wurde er in sein Amt eingeführt. Pizzaballa gab sich das Motto «Sufficit tibi gratia mea» (2 Kor 12,9 EU, deutsch: „Meine Gnade genügt dir“). Das Amt des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem geht auf die Kreuzritterzeit zurück und wurde 1874 von Papst Pius IX. wiederbelebt.[12]
Im Konsistorium vom 30. September 2023 nahm ihn Papst Franziskus als Kardinalpriester mit der TitelkircheSant’Onofrio am Verwaltungssitz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in das Kardinalskollegium auf.[13] Die für den 15. April des folgenden Jahres vorgesehene Besitzergreifung seiner Titelkirche wurde kurzfristig abgesagt[14]. Am 1. Mai 2024 konnte er die seine Titelkirche San Onofrio in Rom in Besitz nehmen.[15][16]
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sprach Pierbattista Pizzaballa am 8. Oktober in einer ersten Stellungnahme von einer „vom Gazastreifen ausgehenden Operation“.[18] Seiner ersten Stellungnahme schlossen sich am selben Abend die Patriarchen und andere Oberhäupter der Kirchen im Heiligen Land in einer gemeinsamen Stellungnahme an.[19]Matthias Rüb interpretierte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Pizzaballas erste Stellungnahme dahin, dass er es zunächst vermieden habe, den Massenmord mit klaren Worten zu verurteilen und die Täter beim Namen zu nennen.[20] Zwei Tage darauf entschuldigte sich Pizzaballa. Er habe seine erste Erklärung „ohne Kenntnis des ganzen Horrors der Hamas-Angriffe verfasst“.[21] Nachdem Papst Franziskus die Freilassung der beim Terrorangriff von der Hamas verschleppten Geiseln gefordert hatte, bot sich Kardinal Pizzaballa im Austausch gegen die entführten Kinder an.[22][23]
Am 30. April 2024 wurde er im Magistralpalast des Malteserordens in Rom vom Großmeister des Souveränen Malteserordens, Fra' John Dunlap, mit dem Kreuz zum Ehren- und Devotions-Bailli mit Großkreuz (italienischCroce di Balì Cavaliere di Gran Croce di Onore) geehrt.[24]
Mitte Mai besuchte er vier Tage lang den Gazastreifen. Der Besuch war Auftakt eines gemeinsamen Hilfsprojekts mit dem Malteserorden und dessen Hilfswerk Malteser International. Was er dort gesehen habe, habe ihn an einen Besuch in Aleppo (Syrien) 2015 erinnert. Obwohl sich die humanitäre Versorgung im Vergleich zu den ersten Kriegsmonaten verbessert habe, fehle es immer noch an allem, sagte Pizzaballa. Die Stadt Gaza sei teils bis zur Unkenntlichkeit zerstört.[25]
Veröffentlichungen
Die Kirchen und die Schoah. Ansprache zum Schoah-Gedenktag am 25. April 2006 in der Universität Tel-Aviv. In: Kirche und Israel. Band 21, 2006, S. 109–119.
↑Pierre Heumann: «Wenn zwei Elefanten kämpfen». In: Die Weltwoche. 17. Dezember 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2020; abgerufen am 18. August 2023 (Interview mit Pierbattista Pizzaballa).
↑Zur Unterstützung unseres Lateinisches Patriarchates. (PDF) In: Newsletter No. 44. Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem - Statthalterei Österreich, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2016; abgerufen am 18. August 2023.
↑Zitiert nach Matthias Rüb: Unmoralische sprachliche Zweideutigkeit. Israel klagt über die Haltung der katholischen Kirche zum Terror der Hamas. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Oktober 2023, S. 8.
↑Matthias Rüb: Unmoralische Zweideutigkeit? Holocaust und Hamas. Der Vatikan tut sich mit dem Dialog mit Israel schwer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2023, S. 8.
↑Matthias Rüb: Unmoralische sprachliche Zweideutigkeit. Israel klagt über die Haltung der katholischen Kirche zum Terror der Hamas. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Oktober 2023, S. 8.
↑Zitiert nach Matthias Rüb: Unmoralische Zweideutigkeit? Holocaust und Hamas. Der Vatikan tut sich mit dem Dialog mit Israel schwer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2023, S. 8.