In seinem 2015 erschienenen Buch Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990 stellt Felsch die Geschichte des West-Berliner Merve-Verlags und seines Mitbegründers Peter Gente dar. Mit dem Buch erreichte Felsch ein breites Publikum.[4][5] Das Buch sollte zunächst unter dem Titel Merve oder Was war Theorie im Verlag Philo Fine Arts erscheinen, kam dann jedoch beim Verlag C.H. Beck ohne den Verlagsnamen Merve heraus.[6] Felsch beschreibt am Beispiel des Kleinverlags die Theorie als historische Gattung, die im Marxismus der 68er-Bewegung entsteht und sich in den 1980er Jahren als Kritische Theorie, Poststrukturalismus und Systemtheorie an den Universitäten und im Kunstbetrieb etabliert.
Als Methode für seine Studie nennt Felsch in der Einleitung den vom französischen Philosophen Michel Foucault geprägten Begriff der Ideenreportage in Abgrenzung zur Ideengeschichte. Der Titel Der lange Sommer der Theorie spielt auf Hans-Magnus Enzensbergers Buch Der kurze Sommer der Anarchie (1972) an. Enzensberger wird im Buch als Kritiker des Mediums Taschenbuch beschrieben. Felsch macht das Medium für den Erfolg der Gattung Theorie durch den Suhrkamp-Verlag und der edition suhrkamp seit den 1960er Jahren (insbesondere die Reihe „Theorie“) sowie die Merve-Bücher seit den 1970er Jahren maßgeblich verantwortlich.
2017 trat Felsch in einem gleichnamigen Film von Irene von Alberti als Gesprächspartner auf.[9] Der Romanist Gerhard Poppenberg nimmt in seinem Buch Der Herbst der Theorie (2018) auf Felsch Bezug.[10]
BRD Noir (2016)
In einem 2016 erschienenen Gesprächsband mit dem Schriftsteller Frank Witzel prägte Felsch analog zum Genre Film noir den Begriff „BRD Noir“. Es handelt sich dabei um eine ästhetische Haltung der Gegenwartskultur gegenüber der alten Bundesrepublik, in der sich laut Felsch eine „schwarze Romantik“ artikuliere, der das Idyllische fernliege.[11][12] BRD noir sei eine Weise, die Bonner Republik darzustellen, die nicht mehr „das Fade, sondern das Abgründige“ hervorhebt.[13][14] Im Gegensatz zur Ostalgie, der verklärenden Haltung in Ostdeutschland gegenüber der DDR, liege dem BRD Noir das Idyllische fern.[15]
Wie Nietzsche aus der Kälte kam. Geschichte einer Rettung. C. H. Beck, München 2022, ISBN 978-3-406-77701-1.
englisch Übersetzung: How Nietzsche Came in From the Cold: Tale of a Redemption (Translated by Daniel Bowles). ISBN 978-1-509-55762-2. March 2024. Polity. 264S.
mit Charlotte Bigg und David Aubin: The Laboratory of Nature – Science in the Mountains. Themenheft der Zeitschrift Science in Context 22 (2009)/3.
Berge, eine unverständliche Leidenschaft. Buch zur Ausstellung des Alpenverein-Museums in der Hofburg Innsbruck, 2. Auflage. Folio, Wien-Bozen 2008 (mit Beat Gugger und Gabriele Rath).
Aufsätze (Auswahl)
Aufsteigesysteme 1800 • 1900, in: Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte 1 (2005), S. 15–32.
Nach oben. Zur Topologie von Arbeit und Ermüdung im 19. Jahrhundert, in: Thomas Brandstetter und Christof Windgätter (Hg.): Zeichen der Kraft. Wissensformationen 1800–1900, Berlin 2008, S. 141–169.
Der arktische Konjunktiv. Auf der Suche nach eisfreien Polarmeer, in: Osteuropa, 61.2/3 (2011), S. 9–20.
Humboldts Söhne. Das paradigmatische / epigonale Leben der Brüder Schlagintweit, in: Michael Neumann (Hg.): Magie der Geschichten. Schreiben, Forschen und Reisen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Konstanz 2011.
Theoriedesign nach dem Deutschen Herbst, in: Merkur, Heft 9, September 2014.
↑Torsten Hoffmann, Doren Wohlleben: Verfilmte Autorschaft: Auftritte von Schriftsteller*innen in Dokumentationen und Biopics. transcript Verlag, 2020, ISBN 978-3-8394-5063-5, S.59 (google.de [abgerufen am 22. Mai 2022]).
↑Elena Meilicke: Paranoia und technisches Bild: Fallstudien zu einer Medienpathologie. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2021, ISBN 978-3-11-065037-2, S.210 (google.de [abgerufen am 22. Mai 2022]).