Die heute noch von einigen Autoren vertretene Meinung, der nimwegische Familienname Kanis oder Canis leite sich von (de) Hondt (= Hund) oder sogar Hontjes (= Hunde) ab, ist widerlegt worden. Schon 1611 schrieb der Jesuit Jan Buys oder Busaeus aus Nimwegen, dass der Name Canis nicht von dem deutschen Wort Hundt abgeleitet werden könne, obwohl das Wappen einen Hund führt.[2] Der Name erscheint in den Akten von Nimwegen nur als Kanis, Canis, Kanijs oder Kanees, manchmal latinisiert zu Canisius oder Kanisius.
Am 8. Mai 1543, mit 22 Jahren, trat Petrus Canisius dem erst wenige Jahre zuvor gegründeten Orden der Jesuiten bei. Als achtes Mitglied der jungen Societas Jesu legte er im Pfarrhaus von St. Christoph in Mainz sein Gelübde ab.[3] Später legte Canisius als erster deutscher Ordensprovinzial (1556–1569) den Grundstein dafür, dass die Jesuiten die Gegenreformation in Deutschland maßgeblich bestimmten.
Im Januar 1547 berief der Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchsess von Waldburg, Canisius zum Konzil von Trient. Um diese Zeit begann er, die latinisierte Form seines Namens zu verwenden.
Canisius war Rektor und Theologieprofessor der Universität Ingolstadt und zählte zu den ersten Jesuiten, die ab 1552 nach Wien beordert wurden, um die Gegenreformation voranzutreiben. In Wien baute er die darniederliegende katholische Fakultät neu auf, war erfolgreicher Prediger und gründete hier mit Unterstützung Ferdinands I. das erste Jesuitenkolleg im deutschen Sprachraum, das eines der wichtigsten Instrumente der Gegenreformation war. Das Bischofsamt lehnte er ab, die Ernennung zum Administrator der Diözese Wien für die Jahre 1554 bis 1555 akzeptierte er und war auch als Domprediger tätig.[4] Seine vielleicht bedeutendste Leistung in Wien war aber die Abfassung des ersten katholischen Katechismus, der ein jahrhundertelang erfolgreiches Buch blieb. Der „Kanisi“ war bis ins 20. Jahrhundert im deutschen Sprachraum Synonym für den Katechismus.[5]
Im Februar 1556 predigte Canisius im überfüllten Stephansdom und führte den neuen DombaumeisterHans Saphoy in sein Amt ein. In der Folge wurde das Abhalten lutherischer Gottesdienste in privaten Bürgerhäusern und im Wiener Rathaus streng verboten.
Canisius entfaltete ein reges Wirken im süddeutschen Raum. Sowohl Kaiser Ferdinand I. als auch Papst Gregor XIII. vertrauten ihm die Kirchenpolitik an. Von 1559 bis 1566 war er Domprediger in Augsburg.[6]
Achtung schuf sich Petrus Canisius durch seine zurückhaltende Art im Umgang mit den Reformatoren, indem er nie von Ketzern oder Irrlehren sprach, sondern behutsam von „neuen Lehrern“ und „neuen Lehren“. Kirchliche Missstände prangerte er jedoch scharf und deutlich an. Sein Katechismus, der 1555 unter dem Titel Summa doctrinae christianae erschien, war als Antwort auf Luthers Großen Katechismus gedacht und wurde schon zu Lebzeiten 200 Mal nachgedruckt und ab 1591 vom AugsburgerFürstbischofJohann Otto von Gemmingen in den Schulen seines Machtbereiches eingeführt.
Gleichwohl war Canisius ein Verfechter der Hexenverfolgung. In seinen Augsburger Predigten machte er Hexen für Unwetter und Missernten verantwortlich und warf ihnen unter anderem Kindesmord und Kannibalismus vor. Dies trug zu einem Stimmungsumschwung zugunsten der Verfolgungsbefürworter im zuvor eher weltoffenen und humanistisch geprägten Augsburg bei.[7]Wolfgang Behringer sieht in Canisius’ Predigten der 1560er-Jahre eine Mitursache für den neuen Ausbruch des Hexenwahns in Mitteleuropa nach einer Latenzphase von zwei Generationen.[8]
Kurzer Inbegriff der christlichen Lehre Ausgabe 1826 und Katechismus der christkatholischen Religion in drei Abtheilungen Ausgabe 1833[10]
Evangelien samt den Episteln auf alle Sonn- und Feyertage des ganzen Jahres. Nach alter, katholischer Gewohnheit ausgeteilt samt der Paßion / Durch P. Petrum Canisium, Soc. Jseu. Köln am Rhein : Lumschers Buchdruckerey auf dem Heumarkte Nro. 1054, 1827 (Digitalisat)
Eine niederländische Bibelübersetzung der römisch-katholischen Kirche in den Niederlanden, die Petrus-Canisius-Übersetzung (niederländisch: Petrus Canisiusvertaling), herausgegeben im Jahre 1939
James Brodrick: Petrus Canisius: 1521–1597. Aus dem Engl. übers. von Karl Telch. Herder, Wien 1950 (2 Bände).
Pierre Emonet: Petrus Canisius. Der Unermüdliche. Aus dem Französischen übersetzt von Dietmar Bauer SJ und Klaus Jochum SJ. Echter-Verlag, Würzburg 2021, ISBN 978-3-429-05549-3.
Rita Haub: Petrus Canisius und die Bedeutung seiner literarischen Tätigkeit für die Schweiz. In: Freiburger Geschichtsblätter, Jg. 74 (1997), S. 23–69, ISSN0259-3955.
Mathias Moosbrugger: „Ich ... kann den Mund nicht halten“. Petrus Canisius und das Apostolat der Geschwätzigkeit. In: Geist und Leben, Jg. 94 (2021), S. 133–140.
Julius Oswald, Peter Rummel (Hrsg.): Petrus Canisius, Reformer der Kirche. Festschrift zum 400. Todestag des zweiten Apostels Deutschlands. Sankt Ulrich, Augsburg 1996, ISBN 978-3-929246-17-9.
Otto Pfülf: Der selige Pater Petrus Canisius in seinem tugendreichen Leben dargestellt. Zur 300jährigen Gedächtnisfeier seines Todes. Benziger Verlag, Einsiedeln 1897.
Klaus Unterburger: Die Katechismen des Petrus Canisius. Eine Erfolgsgeschichte. In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Bd. 39 (2020), S. 61–80.
Heinz Wieser: Petrus Canisius, der Jesuitenorden und das Akademische Gymnasium Innsbruck. In: Der Schlern, Bd. 94 (2021), Heft 6, S. 64–71.
↑Jan Buys SJ an Matthäus Rader SJ, Mainz, am 3. Januar 1611, in: Otto Braunsberger (Hrsg.): Beati Petri Canisii Iesu Epistulae et Acta VIII. Friburgi Brisgoviae 1923, S. 399–400.
↑Hans Baumann: Daten der Mainzer Stadtgeschichte. In: Stadt Mainz (Hrsg.): Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte. Verlag Hermann Schmidt, Mainz, II/1993.
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Walter Ansbacher: Hexenglaube und Hexenverfolgung in der abendländischen Geschichte. Hrsg.: Bischöfliches Seelsorgeamt Augsburg. Fachbereich für Religions- und Weltanschauungsfragen (= Weltanschauung. Nr.1/2008). Augsburg 2008, Der Neubeginn der Hexenverfolgungen nach der Reformation (bistum-augsburg.de [PDF; 362kB; abgerufen am 10. März 2013]).
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Wolfgang Behringer: Meinungsbildende Befürworter und Gegner der Hexenverfolgung (15. bis 18. Jahrhundert). In: Helfried Valentinitsch (Hrsg.): Hexen und Zauberer. Die grosse Verfolgung – ein europäisches Phänomen in der Steiermark. Leykam, Graz 1987, ISBN 3-7011-7184-X, S.223 (uni-saarland.de [PDF; 8,5MB; abgerufen am 5. April 2013]).