Bischof Peter Rascher hatte wenig geistig-geistliche Bindung, er lebte wie einige seiner Vorgänger im Konkubinat, sein Bruder, der bischöfliche Hofmeister, war zum neuen Glauben übergetreten und verblieb im Amt. Der Apostolische Nuntius musste immer wieder die längst überfälligen Reformen aus den Beschlüssen des Konzils von Trient einfordern. Weiterhin war das Verhältnis zwischen der römischen Kurie und dem Bistum Chur während der Amtszeit Bischof Peter Raschers angespannt. Der Erzbischof von Mailand, Carlo Kardinal Borromeo, führte im Herbst 1583 erste Reformen im Misox-Tal durch, wurde aber von den Häuptern der Drei Bünde an der Weiterreise nach Chur und Hohenems gehindert. Auf Drängen des Kaiserhauses und der Nuntiatur setzte er reformwillige Kleriker als Visitatoren ein, die in Vorarlberg und im Vinschgau ernüchternde Resultate über den Lebenswandel des Klerus und deren priesterlichen Spiritualität an den Tag brachten. Generalvikar Nicolaus Venosta erließ unmittelbar nach Kenntnis der Zustände strenge Regeln für die Seelsorge, Sakramentenspendung und Verwaltung kirchlicher Güter. Grundlage waren das Missale Curiense von 1589, das Rituale Curiense von 1590 und die geänderte Neuauflage das Breviarium Curiense von 1490/1520. 1599 erließ Nuntius Giovanni della Torre nach seinem Besuch in Chur neue Verordnungen für Bischof und Domkapitel. Er forderte auch die Errichtung einer Bildungsstätte für den Priesternachwuchs, die in Räumen der BenediktinerabteiDisentis entstand. Gegen Ende seiner Amtszeit zeigte Peter Rascher sich aufgeschlossen für die tridentinische Reform.
Erwin Gatz: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. 1448 bis 1648. Duncker und Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08422-5, S. 549 f.
Albert Fischer: Reformatio und Restitutio: Das Bistum Chur im Zeitalter der tridentinischen Glaubenserneuerung. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Priesterausbildung und Pastoralreform (1601-1661). Chronos, Zürich 2000, ISBN 3-905314-14-2, S. 148–155.