Als junger adliger Offizier diente er in Indien in einem Regiment in der Stadt Pondicherry.[1]
Es war Zufall, dass er am 14. Juli 1789 Zeuge des Sturms auf die Bastille wurde. Bis dahin hatte der Vizegraf de Barras keine festen politischen Ideen. Er traf Mirabeau bei Sophie Arnould. Vielleicht war es dieses Treffen, das ihn dazu veranlasste, sich der Freimaurerei und dann dem Jakobinerklub anzuschließen und als Republikaner in die Politik einzusteigen. Als Kandidat für die Legislative für das Département Var scheiterte er. Er wurde danach jedoch Mitglied des Nationalen Hochgerichtes in Orléans. Nachdem dieses aufgelöst war, kehrte er nach Paris zurück und wurde zum Kommissar der italienischen Armee ernannt.
Die Wahl zum Nationalkonvent von 1792 glückte dann und er stimmte für die HinrichtungLudwigs XVI. Er beteiligte sich 1794 maßgeblich am Sturz Robespierres vom 9. Thermidor. Er wurde später Präsident des Nationalkonvents.
Napoleons Staatsstreich des 18. Brumaire VIII (1799) zwang Barras jedoch zum Rücktritt. Barras hatte sowohl Napoleons als auch Joseph Fouchés Aufstieg begünstigt, was die beiden nicht daran hinderte, ihn abzusetzen und in die Verbannung zu schicken. Erst nach Napoléons Abdankung kehrte Barras wieder zurück, obwohl er auch als Königsmörder (Régicide) stigmatisiert war.
Am Ende seines Lebens verfasste Barras in Chaillot seine Memoiren, in denen er seiner Verbitterung über Fouché und Bonaparte Ausdruck verlieh. Er wurde auf dem Friedhof Père-Lachaise beerdigt.
Werke
Mémoires de Barras, membre du Directoire. Publié avec une introduction générale, des Préfaces et des Appendices par Georges Duruy, 4 Bände; Paris: Hachette, 1895–1896. Deutsche Übersetzung: Memoiren von Paul Barras. Mitglied des Direktoriums, 4 Bände, Stuttgart u. a.: Deutsche Verlags-Anstalt 1895, Digitalisate bereitgestellt durch Internet Archive: 1. Band, 2. Band, 3. Band, 4. Band.
Literatur
Jacques Vivent: Barras. Le „Roi“ de la République, 1755–1829. Hachette, Paris 1938.
Arnold Steiniger: Ein Lebemann als Staatsmann. Der Vicomte de Barras. Lizenzausgabe. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin u. a. 1953.