Heller, der in einer jüdischen Familie in Mähren aufwuchs, war im Ersten Weltkrieg Frontoffizier und von 1919 bis 1920 Sekretär des österreichischen Reichsbildungsamtes im Volkswehrbataillon. 1921 war er Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPČ) in Reichenberg und von 1921 bis 1923 Redakteur beim Reichenberger Vorwärts. 1926 wurde er aus der ČSR ausgewiesen und zog nach Berlin. Dort schrieb er für die Zeitungen Welt am Abend, Berlin am Morgen sowie Die Rote Fahne und unterrichtete an der „Marxistischen Arbeiterschule“ (MASCH). In seinem Werk Der Untergang des Judentums erklärte er 1931 die Auflösung des Judentums im Sozialismus. Das Werk wird von einigen Historikern als antisemitisch bewertet. Andere Bücher beschreiben den sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion.
1936 zog er nach Paris.[1] Er hielt Kontakt zur 1938 exilierten KPÖ-Leitung, traf in der Emigrantenszene mit Margarete Schütte-Lihotzky[2] und Elisabeth Freundlich[3] zusammen und arbeitete im Spanienapparat der Komintern. 1939 entstand die unveröffentlichte Schrift Der Jude wird verbrannt. Nach der Besetzung Frankreichs hielt er sich in Vichy-Frankreich auf, wurde im April 1941 verhaftet und in Montauban mit anderen österreichischen Widerstandskämpfern und -kämpferinnen wegen Hochverrats angeklagt. Die Stadt war aufgrund der Aktivitäten der AVÖS (Auslandsvertretung österreichischer Sozialisten) und durch Mithilfe Léon Blums ein österreichisches Exilzentrum.[4] Trotz Freispruchs wurde er in den Lagern Le Vernet und Les Milles interniert. Heller konnte flüchten und wurde von der Résistance als Dolmetscher bei der deutschen Wehrmacht eingeschleust.
Konzentrationslager
Heller wurde am 23. Dezember 1943 von der Gestapo verhaftet und danach ins KZ Auschwitzdeportiert. Zusammen mit dem ungarischen Kommunisten Arpad Haasz verfasste er in der „Redaktionskommission“ einer kommunistischen Widerstandsgruppe um Bruno Baum Artikel, die ab Juni 1944 über Kurzwelle aus dem Lager und aus Krakau zweimal wöchentlich nach London gesendet wurden. Die Nachrichten prägten wesentlich das Auschwitzbild der Alliierten.[5]
Am 18. Januar 1945 wurde Heller im Rahmen der Evakuierung des KZ Auschwitz ins KZ Mauthausen überstellt und erhielt dort die Häftlingsnummer 119.829. Heller starb an Entkräftung im KZ-AußenlagerEbensee.
Schriften (Auswahl)
Sibirien: Ein anderes Amerika. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1930.
Der Untergang des Judentums: Die Judenfrage, ihre Kritik, ihre Lösung durch den Sozialismus. Verlag für Literatur und Politik, Wien, Berlin 1931. Digitalisat (2., durchges. und erw. Aufl. 1933)
Rezension dazu von Eva Reichmann-Jungmann: „Der Untergang des Judentums“, in Zs. „Der Morgen“, Bd. 8, Nr. 1, Berlin April 1932, S. 64–72 online[6]
Wladi Wostok: Der Kampf im Fernen Osten. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1932.
Das Geheimnis der Mandschurei. Hoym, Hamburg, Berlin 1932.
Heller, Otto. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, Mü+nchen 1980, S. 283.
Tom Navon: Otto Heller (1897–1945). Communism and the Jewish Question in the Weimar Republic. In: Daniel Meis (Hrsg.): Die Heterogenität des Judentum in der Weimarer Republik (1918/1919–1933). Biographische Zugänge. Logos, Berlin 2020, ISBN 978-3-8325-5602-0, S. 167–200.
Tom Navon: Radical Assimilation in the Face of the Holocaust. Otto Heller (1897–1945). Suny Press 2024, ISBN 978-1-43849591-0.
↑Baum, Bruno: Widerstand in Auschwitz. VVN-Verlag. 1949
↑Zweimonatsschrift. Herausgeber Julius Goldstein; Redaktion: Max Dienemann, Margarete Goldstein, Eva Reichmann-Jungmann, Hans Bach. Die Zs. erschien von 1925 bis H. 4, 1938