Max Dienemann besuchte eine jüdische Volksschule und das Königliche Wilhelms-Gymnasium Krotoschin. Anschließend studierte er an der Universität Breslau orientalische Philologie und promovierte im Jahr 1898. In den folgenden Jahrzehnten publizierte Dienemann in jüdischen Zeitungen, veröffentlichte Predigten und fertigte Auslegungen der Tora. Seine in ganz Deutschland gehaltenen Vorträge zeugten von seiner eher traditionell geprägten Einstellung zum Judentum. Er warnte frühzeitig vor Nationalismus und Rassismus und plädierte für den Zionismus. Von 1903 bis 1919 war er Rabbiner in Ratibor/Oberschlesien. 1919 wurde er von der Israelitischen Gemeinde in Offenbach am Main zum Rabbiner berufen und amtierte dort bis 1938. Er wohnte in der Körnerstraße 12.
Dienemann warb für die Einheit und Eigenständigkeit der Juden in Deutschland, gleichzeitig verstand er sich aber auch als „deutscher Patriot“. 1935 ordinierte Dienemann Regina Jonas zur ersten Rabbinerin in der Geschichte des Judentums.
In der nationalsozialistischen Zeit wurde Dienemann zweimal in Konzentrationslagern interniert. 1933 im KZ Osthofen und 1938 im KZ Buchenwald. Zusammen mit seiner Familie wurde er nach den Novemberpogromen 1938 in die Emigration gezwungen. Über London gelangte die Familie Dienemann im März 1939 nach Palästina, wo Max Dienemann kurz darauf verstarb.[1]
Seine Ehefrau, Mally Dienemann, veröffentlichte 1946 in Plymouth in England als Privatdruck ein Gedenkbuch über Dienemann.[2]
Werke (Auswahl)
Judentum und Christentum, 1914
Liberales Judentum, Schocken, Berlin 1935
Galuth, 1939
Mitherausgeber der CV-Zeitschrift Der Morgen 1931–1933
Würdigungen
In Offenbach am Main wurde ein Weg im Büsing-Park nach ihm benannt. Der Max-Dienemann-Weg verläuft parallel zur Kaiserstraße und kreuzt den Regina-Jonas-Weg.[3]
1995 gründete sich in Offenbach zum Gedenken an seinen Vorgänger Salomon Formstecher und ihn die Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.
Literatur
Mally Dienemann: Max Dienemann. Ein Gedenkbuch. 1875–1939. Latimer, Trend & Co, Plymouth, England 1946.
Margit Schad: "Es müsste so sein, dass man einstens erzählen kann,wie die Juden [...] zu Predigern des Friedens unter den Menschen wurden." Die deutsch-jüdische Predigt im Ersten Weltkrieg – Max Dienemann und Moritz Güdemann. In: Aschkenas – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden, Bd. 16 (2006), H. 1, S. 77–101.
Frank Surall: Zwischen Dogmatismus und Rejudaisierung. Die (un-)differenzierte Wahrnehmung des Protestantismus bei Max Dienemann. In: Görge K. Hasselhoff (Hrsg.), Die Entdeckung des Christentums in der Wissenschaft des Judentums, Berlin; New York 2010, S. 279–300.
↑vgl. Dienemanns Briefe bei Hans Walter Bähr: „Die Stimme des Menschen“ Piper Verlag, München, 1961 S. 29 ff.
↑Mally Dienemann: Aufzeichnungen, Ms., Auszug, in: Monika Richarz (Hrsg.): Jüdisches Leben in Deutschland. Band 2: Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte im Kaiserreich. Stuttgart : DVA, 1979, S. 231–235