Das Dorf Drehenthalerhof ist als Ortsbezirk ausgewiesen.
Erhebungen
Nördlich von Drehenthalerhof erhebt sich der 399,6 Meter hohe Eulenkopf. Weitere Berge in diesem Bereich sind der 389,2 Meter hohe Backofen und der 370 Meter hohe Einsiedlerberg. Südlich der Kernstadt erstreckt sich außerdem der 271,8 Meter hohe Schafkopf und östlich von ihr der 377 Meter hohe Große Ohligkopf, der 324 Meter hohe Schlossberg sowie nördlich von ihr der 388,6 Meter hohe Bruchberg und der Heiligenmoscheler Berg.
Gewässer
Die Stadt liegt im Talkessel des Otterbachs durchschnittlich 250 m ü. NHN. Letzterer nimmt unter anderem von rechts den Schellenbach und von links den Aggenbach auf. Der Aggenbach durchfließt außerdem den Sixmeisterwoog. Auf Höhe des Reichenbacherhofs entspringt der Reichenbach, der jenseits der Gemarkungsgrenze ebenfalls in den Otterbach mündet. Im äußersten Norden entspringen der Höringerbach, und dessen linker Zufluss Krebsbach, die zum Flusssystem Alsenz gehören.
Geschichte
1145 gründeten Zisterzienser die Abtei Otterberg. Da die Zisterzienser Klöster in Bachtälern oder Moorgebieten bevorzugten, begannen sie mit dem Bau einer Klosteranlage am Otterbach, von der die Abteikirche noch erhalten ist. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgehoben. In den Gebäuden wurde 1579 eine Exulantengemeinde angesiedelt, die schon zwei Jahre später, am 26. März 1581, Stadtrecht nach dem Vorbild von Kaiserslautern erhielt.
Im Jahre 1579 kamen reformierte Glaubensflüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden – sogenannte Wallonen –, da das pfälzische Otterberg Religionsfreiheit versprach. Nachfahren derselben leben bis in die Gegenwart in der Stadt.[4][5] Mit der Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge einher ging ein starkes Wachstum des Ortes, so dass bereits im Jahre 1581 die Stadtrechte vergeben wurden.
Im 18. Jahrhundert und später kamen einige mennonitische Familien nach Otterberg, die sich der Mennonitengemeinde in Sembach anschlossen.[6] Beispielsweise wurde der nach dem Dreißigjährigen Krieg zerstörte Messerschwanderhof im 17. Jahrhundert von aus der Schweiz geflohenen Mennoniten besiedelt.[7] Noch 1948 besaßen die Mennoniten einen eigenen Friedhof in der Stadt.[6]
Judentum
In Otterberg bestand im 18. und 19. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, der zeitweise – um 1848 – über 20 Familien mit etwa 100 Personen angehörten. 1817 wird ein jüdischer Betsaal genannt. 1838 wurde eine Synagoge eingeweiht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten die jüdischen Familien teilweise aus, teilweise verzogen sie in andere Städte, sodass 1897 die Gemeinde aufgelöst und die Synagoge verkauft wurde. Das Gebäude ist umgebaut als Wohnhaus erhalten. Prominenteste jüdische Familie war die 1854 in die USA ausgewanderte Familie Straus.[8][9] Die in Otterberg lebenden Juden wurden in Mehlingen und Winnweiler begraben.
Am 31. Oktober 2014 waren 49,1 % der Einwohner evangelisch und 23,4 % katholisch. Die übrige 27,5 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[10] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken.
Ende Juni 2024 hatten 39,9 % der Einwohner die evangelische Konfession und 19,2 % die katholische. 40,9 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[11]
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat in Otterberg besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzenden.[12]
Stadtbürgermeisterin von Otterberg ist bis 2024 Martina Stein (SPD). Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 64,30 % gewählt und ist damit Nachfolgerin von Martin Müller (SPD), der nach zehn Jahren im Amt nicht mehr für diese Aufgabe kandidiert hatte.[15] Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 setzte sich Jan Hock (FWG) bei einer Wahlbeteiligung von 66,6 % mit 57,4 % der Stimmen gegen Stein durch.[16]
Ortsbezirk Drehenthalerhof
Das Dorf Drehenthalerhof ist der einzige ausgewiesene Ortsbezirk der Stadt Otterberg. Dem Ortsbeirat gehören sieben Beiratsmitglieder an, den Vorsitz im Ortsbeirat führt der direkt gewählte Ortsvorsteher.[17]
Bei der Kommunalwahl 2019 wurde der Ortsbeirat in einer Mehrheitswahl gewählt.[18]
Erwin Carra (SPD) wurde am 18. Juli 2023 Ortsvorsteher des Ortsbezirks Drehenthalerhof. Bei der Direktwahl am 2. Juli 2023 war er mit einem Stimmenanteil von 84,7 % gewählt worden.[19]
Carras Vorgänger Martin Klußmeier (SPD) hatte das Amt 2014 übernommen.[20] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 93,43 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[21] Nach vorangegangenen Vorfällen nahm er einen gegen ihn gerichteten Drohbrief zum Anlass, im Februar 2023 vorzeitig sein Ehrenamt niederzulegen, wodurch eine Neuwahl erforderlich wurde.[20]
Wappen
Blasonierung: „In Silber drei hockende rote Eichhörnchen 2:1, mit je einer goldenen Nuss in den Pfoten.“[22]
Wappenbegründung: Es wurde 1840 vom bayerischen König Ludwig I. genehmigt und geht zurück auf ein Siegel von 1670.
Die Abteikirche Otterberg ist Teil einer ehemaligen Klosteranlage, gegründet um 1145 durch eine Schenkung der ehemaligen Herren von Otterburg mit dem umliegenden Gebiet an den Zisterzienserorden. Mönche aus dem Kloster Eberbach wurden mit einem Abt ausgesandt, um die Klosteranlage zu errichten. Die Kirche wurde zwischen 1168 und 1254 erbaut. Das Kloster erreichte um das Jahr 1340 seine wirtschaftliche Blüte, der Niedergang erfolgte bereits vor der Reformationszeit, sodass um 1561 lediglich drei Mönche mit ihrem Abt im Otterberger Kloster lebten. Die Abteikirche ist die größte Klosterkirche der Pfalz und ihres Baustils wegen – gegen Ende der Romanik mit ersten gotischen Elementen – von überregionaler Bedeutung.
Die historische Altstadt weist außerdem eine Vielzahl an Fachwerkhäusern auf, darunter das Gasthaus zur Krone, das 1772 erbaut wurde und die alte Apotheke; letztere wurde 1608 durch den Gerber David Gille Anthoine auf den Grundmauern des Zisterzienserklosters errichtet.
Ebenfalls innerhalb der Altstadt in der Kirchstraße befindet sich die 1612 erbaute, funktionsfähige Schmiede in Familienbesitz. An jedem ersten Samstag im Monat finden Führungen statt.[23]
Das alte Stadthaus war das erste Rathaus von Otterberg und wurde etwa 1578 erbaut, da die Räume, die sie vom Kurfürsten erhielten, nötig gebraucht wurden. Später wurden aus den Teilen am gleichen Platz, ein neues Rathaus beziehungsweise Stadthaus errichtet. Dies war etwas kürzer als das vorherige. Das zweite Rathaus wurde 1752 erbaut mit einem spätbarocken Mansardwalmdachbau. Erst 1968 wurde es erneut renoviert und neu angestrichen. Mittlerweile beherbergt es ein Heimatmuseum.[24]
An der Gemarkungsgrenze zu Höringen und Heiligenmoschel befindet sich außerdem der Menhir von Otterberg.
Stadtbrunnen
Mitten in Otterberg, gegenüber dem Rathaus, steht der Stadtbrunnen mit vier Röhren. Davor stand ein älterer Brunnen, der weichen musste, weil er den Verkehr hinderte.[25]
Es gibt zahlreiche regelmäßige Veranstaltungen in Otterberg. Die wichtigsten sind:
Otterberger Frühlingsfest – Das Frühlingsfest in Otterberg ist eine Tradition, das Mitte des 18. Jahrhunderts entstand und im zweijährigen Turnis (ungerade Jahre) gefeiert wird.
Otterberg Leuchtet – Für diesen Abend erstrahlen die verschiedenen historischen Gebäude im Ortskern von Otterberg.
Altstadtfest – Ein dreitägiges Fest auf dem Kirchplatz vor der Abteikirche mit kulinarischem Angebot.
Durch Otterberg führen die Landesstraßen 382 und 387; erstere verbindet die Stadt mit Odenbach sowie Enkenbach-Alsenborn. Letztere stellt eine Verbindung mit Imsweiler und Kaiserslautern her. Die Kreisstraße 37 bindet den Weinbrunnerhof an das Straßennetz an, die Kreisstraße 39 führt nach Erlenbach. Der Reichenbacherhof ist über die Kreisstraße 41 von Otterbach aus angebunden.
Die Stadt ist sowohl über die A 6 als auch über die A 63, die beide unweit des Stadtgebiets verlaufen, an den überregionalen Fernverkehr angeschlossen.
Von 1911 bis 1980 war Otterberg Endpunkt einer im Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach beginnenden Nebenbahn an das Schienennetz angebunden; Personenverkehr fand lediglich von 1919 bis 1954 statt. Deshalb wird Otterberg im Personennahverkehr ausschließlich durch das Nahverkehrsunternehmen Saar-Pfalz-Bus bedient. Folgende Linien fahren Haltestellen in Otterberg an: Linie 130, 131, 133, 134, 140 in Richtung Kaiserslautern, Linie 130 Richtung Ortsteil Drehenthalerhof, Linie 131 Richtung Niederkirchen, Linie 133 Richtung Höringen, Linie 134 Richtung Lauterecken sowie die Linie 140 in Richtung Weilerbach und Reichenbach-Steegen.
Bildung
Die Stadt Otterberg besitzt zahlreiche Bildungsstätten. Otterberg besitzt eine Grundschule, eine private Musikschule, die Bettina von Arnim Integrierte Gesamtschule sowie eine freie Waldorfschule.
Die Otfried-Preußler-Grundschule Otterberg besitzt 12 Klassen. Es wird eine Nachmittagsbetreuung von 12 bis 16.30 Uhr angeboten.[27]
Die Bettina von Arnim IGS Otterberg ist eine integrierte Gesamtschule. Also eine Verbindung zwischen den Bildungsgängen von Realschule Plus und Gymnasium. Sie hat 770 Schüler. Auch sie bietet eine Ganztagsbetreuung an und zahlreiche AG´s.[28]
Die Waldorfschule wurde 1991 gegründet und zählt zu den 230 Waldorfschulen in Deutschland. Derzeit besuchen 380 Kinder und Jugendliche diese Schule.[29]
Daneben gibt es drei Kindergärten, die Kindertagesstätte Buntspecht, den protestantischen Kindergarten und den Waldorf-Kindergarten. Die Kindertagesstätte Buntspecht besteht seit 1993 und steht unter der Trägerschaft der Stadt Otterberg. Der Kindergarten ist eine fünfgruppige Einrichtung, die bis zu 125 Kinder aufnehmen kann. Der protestantische Kindergarten wurde 2012 umgebaut und kann bis zu 90 Kinder aufnehmen. Der Waldorfkindergarten entstand 1993 und lädt zu regelmäßigen Ausflügen zum Wald ein. Der Kindergarten wuchs bis 2010 stetig an.[30]
Nathan Straus (1848–1931), deutsch-amerikanischer Geschäftsmann und Teilhaber des Kaufhauses Macy’s in New York. War seit den 1890er Jahren einer der großen Wohltäter seiner Zeit, unterstützte mit großen Summen Projekte in den USA, Palästina und Deutschland (u. a. eine Kampagne für pasteurisierte Milch, wodurch er unzähligen Kindern das Leben rettete). Die Stadt Netanja in Israel ist nach ihm benannt.
↑Messerschwanderhof. SWR Landesschau Rheinland-Pfalz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Mai 2016; abgerufen am 29. März 2010.
↑Hans Steinebrei: Geschichte der Juden in Otterberg: ein Beispiel aus der pfälzischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Arbogast, Otterbach/Pfalz 2005, 120 S., ISBN 3-87022-173-9.
↑Gemeindestatistik. In: KommWis. 31. Oktober 2014, abgerufen am 30. November 2014.
↑Stadt Otterberg: Hauptsatzung. (PDF) § 2. 22. September 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. August 2020; abgerufen am 26. Oktober 2019.
↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juli 2021; abgerufen am 26. Oktober 2019 (siehe Otterbach-Otterberg, Verbandsgemeinde, 15. Ergebniszeile).
↑Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
↑Hermann Karch: Otterberg, Alte Häuser erzählen. In: Im Selbstverlag Hermann Karch (Hrsg.): Aus Otterbergs vergangenen Tagen. Band2. Arbogast, Otterberg, S.55 -58.
↑Hermann Karch: Otterberg, Alte Häuser erzählen. In: Im Selbstverlag Hermann Karch (Hrsg.): Aus Otterbergs vergangenen Tagen. Band2. Arbogast, Otterberg, S.93.
↑Waldorfschule Kaiserslautern: Die Schule. In: Waldorfschule Kaiserslautern. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2019; abgerufen am 29. Oktober 2019.
↑Kindertagesstätten. In: Otterbach-Otterberg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2019; abgerufen am 18. Oktober 2019.