Rumpenheim liegt ca. 100 m über NN, etwa vier Kilometer nordöstlich der Offenbacher Innenstadt am linken Mainufer oberhalb des Mainbogens zwischen dem Stadtteil Bürgel und der Stadt Mühlheim am Main.
Gliederung
Neben dem aus dem historischen Ortskern von Rumpenheim hervorgegangenen Stadtteil zählen zu ihm auch die Ortsteile Biebernsee, Waldheim und Lohwald/An den Eichen.
1972 wurde in der Rumpenheimer Flur Klingenrain eine hallstattzeitliche Grabkammer entdeckt. Diese bestand aus Kalksteinbrocken auf einer Fläche von 4,3 × 2,8 Metern (Innenraum: 3,5 × 2 Meter). Bei dem Bestatteten handelte es sich um einen etwa fünfzigjährigen Mann mit 1,73 m Körpergröße, der auf einem Holzwagen liegend beigesetzt war. Grabbeigaben waren eine Lanze, ein Messer, Körperteile von Tieren und Keramik. Durch die Beigaben konnte das Grab auf die Epoche Hallstatt D1 bis Hallstatt D2 (etwa 550 vor Christus) datiert werden. Aufgrund der Grabbeigaben und der Bestattung in einem Wagengrab handelte es sich um ein sogenanntes Fürstengrab, die Bestattung einer Führungsperson.[3][4]
Der Ortsname Rumpenheim lässt durch seine Endung auf -heim darauf schließen, dass es sich um eine fränkische Gründung handelt. Die Fränkische Landnahme fand am Ende des 5. Jahrhunderts statt. Rumpenheim wurde wahrscheinlich als eine von mehreren Siedlungen entlang der alten römischen Mainuferstraße gegründet.[5] Der erste Teil des Ortsnamens bezieht sich wohl auf einen Personennamen. Demnach könnte der Gründer des Ortes Rumpo oder Rumpho geheißen haben, dies ist die Kurzfassung von Rumpraht. Rumpenheim hieße demnach: Siedlung des Rumpo/Rumpho und seiner Leute. Eine andere Theorie geht davon aus, dass es sich bei dem ersten Teil des Ortsnamens um eine Abwandlung von Rumpe handelt. Dies ist ein korbartiges Weidengeflecht, das zum Fischfang benutzt wurde.[6]
Lorsch und Mainz
Die älteste erhaltene Erwähnung von Rumpenheim findet sich im Lorscher Codex, datiert auf den 1. Juni 770, als ein Gunthardt dem Kloster Lorsch einen Weingarten schenkte.[7] Es zählt damit zu den am frühesten erwähnten Orten der Region. In dieser Zeit war Rumpenheim Teil des fränkischen Maingaus. Während der nächsten Jahrzehnte folgen zahlreiche weitere beurkundete Schenkungen an das Kloster Lorsch.[8] Es werden Wohngebäude, Äcker, Wald, Wiesen, ein goldenes Kreuz und 40 Hörige verschenkt. Durch die Schenkungen hatte das Kloster einen Besitz von 600 bis 700 Morgen Land. Später gelangte das Dorf ganz in den Besitz des Lorscher Reichsklosters, das in jener Zeit von zentraler Bedeutung für das Alte Reich war.
Abt Winther (auch Winitherius) verpfändete 1077 dem Pfalzgrafen einen Teil des Klosterbesitzes, unter anderem auch Rumpenheim, um Bischof von Worms werden zu können. Sein Nachfolger erwarb den Besitz aber wieder zurück. Ende des 12. Jahrhunderts wurde Rumpenheim den Herren von Dornberg als Lehen gegeben. Bis 1232 übernahm Kurmainz alle Rechte und Besitzungen des Klosters Lorsch, sodass Rumpenheim Teil des Kurfürstentums wurde. Die Herren von Dornberg starben 1259 mit Konrad von Dornberg aus.
Vom Mittelalter bis 1819 gehörte Rumpenheim der Biebermark an.
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Rumpenheim unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[9]
Die Herren von Rumpenheim bekamen das Dorf seit dem Ende des 13. Jahrhunderts von den Herren von Hanau als Afterlehen. 1401 verzichtete Günter von Rumpenheim auf das Lehen, und neuer Hanauer Vasall wurde ab 1409 ein Frank von Cronberg. Mit einer Unterbrechung von 1426 bis 1449 blieben die Cronberger bis 1617 in Rumpenheim.
In der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde im 16. Jahrhundert nach und nach die Reformation eingeführt. In Rumpenheim geschah dies zunächst im lutherischen Sinn. Der Rumpenheimer Pfarrer Demuth heiratete 1532. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft Hanau-Münzenberg weitgehend als verbindlich durch.
Wie in der übrigen Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde auch hier seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert das Solmser Landrecht zum Gewohnheitsrecht.[10] Das Gemeine Recht galt nur, wenn Regelungen des Solmser Landrechts für einen Sachverhalt keine Bestimmungen enthielten. Das Solmser Landrecht blieb auch im 19. Jahrhundert geltendes Recht, auch in kurhessischer und großherzoglich hessischer Zeit. Erst das Bürgerliche Gesetzbuch vom 1. Januar 1900, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte das alte Partikularrecht weitgehend außer Kraft.
Ab 1617 wurde Rumpenheim zunächst nicht mehr als Afterlehen verliehen. 1621 wurde Rumpenheim im Dreißigjährigen Krieg durch Truppen des spanischen Generals Spinozageplündert und in Brand gesteckt. Auch die Truppen des Generals Guillaume de Lamboy verlangten den Bewohnern der Gegend während der Belagerung Hanaus 1635/36 schwere Opfer ab. Die Einwohnerzahl sank in diesen Jahren stark, so dass 1637 hier nur noch 57 Personen lebten.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte LandgrafFriedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Amt Büchertal und Rumpenheim.
Landgräfin Maria nutzte das Schloss Rumpenheim 1764–1772 als Altersresidenz. Dann ging es in den Besitz des Landgrafen Friedrich III. von Hessen-Kassel (1747–1837) über, der die Hessen-Rumpenheimer Seitenlinie des Hauses Hessen begründete, und diente ihm und seiner Familie als Residenz. Schritt um Schritt wurde das bestehende Herrenhaus zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut.
Nach 1945 entstand am Ostrand von Rumpenheim die Siedlung Biebernsee. Nach Jahrzehnten des Verfalls wurde die Ruine des Schlosses Rumpenheim mit Eigentumswohnungen des gehobenen Standards ausgebaut. In den letzten Jahren wurde Rumpenheim durch Neubaugebiete beträchtlich erweitert. Der ehemalige Offenbacher Stadtteil Lohwald, der sich auf Rumpenheimer Gemarkung befand, wurde abgerissen. An seiner Stelle entsteht das Wohngebiet An den Eichen.[11]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [9][1]; 1821:[12]
Die katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist und die Waldheimer Pfarrgemeinde Heilig Kreuz gehören als Teil der Pfarrei St. FranziskusOffenbach in der Region Mainlinie zum Bistum Mainz.
Der früher „Bischofsheim-Rumpenheim“ genannte Bahnhof, heute „Maintal West“, an der Bahnstrecke Frankfurt–Hanau, liegt ein ganzes Stück nördlich des Mains und ist nur über die Fähre zu erreichen.
Philipp von Hessen (Politiker) (1896–1980), Prinz aus dem Hause Hessen-Kassel und als nationalsozialistischer Politiker Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau
In Rumpenheim haben gewirkt
Samuel Eck (1856–1919), Theologieprofessor und liberaler Landtagsabgeordneter, 1887 bis 1899 war er Pfarrer in Rumpenheim
Die D-Route 5 (Saar-Mosel-Main) von Saarbrücken über Trier, Koblenz, Mainz, Frankfurt am Main, Würzburg und Bayreuth bis zur tschechischen Grenze (1.021 km).
Das „Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv“ der Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach befindet sich in den Räumen der ehemaligen Pianofabrik. Hier werden die Werke von Karlgeorg Hoefer und seiner Ehefrau ausgestellt.
Literatur
Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains (= Schriften des Hessischen Landesamtes für Geschichtliche Landeskunde. Bd. 29, ZDB-ID 506886-1). Elwert, Marburg 1966, S. 147.
Helmut Hill (Hrsg.): Rumpenheim und Waldheim. Lebendige Stadtteile von Offenbach am Main. CoCon, Hanau 2006, ISBN 3-9377-7425-4.
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. Historische Kommission für den Volksstaat Hessen, Darmstadt 1937, S. 619 ff.
Offenbacher Geschichtsverein: Zur Geschichte der Offenbacher Vororte (= Offenbacher Geschichtsblätter. 20, ISSN0471-122X). Offenbacher Geschichtsverein, Offenbach am Main 1970.
Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen. Mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform (= Darmstädter Archivschriften. Bd. 2, ZDB-ID 194415-0). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1976, S. 184.
Kunstdenkmäler im Großherzogthum Hessen. A: Provinz Starkenburg. Band 1: Georg Schäfer: Kreis Erbach. Bergsträsser, Darmstadt 1891, S. 162 ff.
↑Karl Nahrgang: Die Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis Offenbach am Main. Kramer, Frankfurt am Main 1967, S. 173–175, DNB456145052.
↑Gesine Weber: Das Hallstattzeitliche Wagengrab. Offenbachs erster Fürst? In: Hill. S. 14–15.
↑siehe: Karl Nahrgang: Stadt und Landkreis Offenbach a. M. Atlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur. Kramer, Frankfurt am Main 1963, Tafel III 4/28.
↑siehe: Helmut Hill: Zur Geschichte Rumpenheims. In: Offenbacher Geschichtsverein: Zur Geschichte der Offenbacher Vororte (= Offenbacher Geschichtsblätter. 20, ISSN0471-122X). Offenbacher Geschichtsverein, Offenbach am Main 1970, S. 41/42.
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 75, Anm. 65, sowie beiliegende Karte.
↑ Thomas Klein: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1845. Reihe A: Preußen. Band 11: Hessen-Nassau einschließlich Vorgängerstaaten. Marburg 1979, S. 109.