Oberstrass ist ein Quartier der Stadt Zürich. Die ehemals selbständige Gemeinde Oberstrass wurde 1893 eingemeindet und bildet heute zusammen mit Unterstrass den Kreis 6.
In Blau der einstige Krattenturm mit silbernem Gemäuer und roten Dächern
Fahne von Oberstrass
Name
Der Name leitet sich von der Oberen Strasse ab, die nach Winterthur führte. Ihr Pendant, die Niedere Strasse, begründete den Namen des Quartiers Unterstrass. Im Wappen ist der Krattenturm abgebildet.
Geschichte
Schon im Mittelalter standen entlang der am Zürichberg verlaufenden oberen Strasse nach Winterthur einzelne Hofsiedlungen. Der Name Oberstrass als Ortsbezeichnung ist seit 1377 nachgewiesen. Vor 500 Jahren bewohnten Bauern und Rebleute das Siedlungsgebiet am Zürichberg; rund 25 Einzelhöfe waren damals auszumachen. Durch die Weitläufigkeit des Gebiets wurde eine Gemeindebildung nahezu verunmöglicht. Erschwerend kam der Einfluss des strengen Zunftreglements der Stadtregierung hinzu.
Während der Industrialisierung erlebte Oberstrass einen grossen Bevölkerungszuwachs. Meist waren es reiche Fabrikanten, die sich an die sonnigen Hänge des Zürichbergs zurückzogen und dort ihre Villen erbauten. Oberstrass konnte die wachsenden Bedürfnisse der rasant zunehmenden Bevölkerung nicht mehr alleine decken: 1893 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Zürich, der über 90 Prozent der Obersträssler zustimmten.
War Oberstrass Ende des 19. Jahrhunderts noch eine kleine Gemeinde, wo einige Häuser die Durchgangsstrasse säumten, lebten im Jahr 1950 bereits 15'000 Menschen im Quartier.
Oberstrass heute
Oberstrass wird vielfach als «kleines Dorf auf dem Stadtgebiet» bezeichnet, da das Quartier einige dörfliche Züge behalten hat. Heute ist Oberstrass, begünstigt durch die vielen Grünanlagen, die gute Infrastruktur und die Lage etwas oberhalb des Stadtkerns ein beliebtes Wohngebiet. An der Quartiergrenze zu Unterstrass liegt der Irchelpark, an den Teile der Universität Zürich und das Staatsarchiv des Kantons Zürich angrenzen.
Kirchen
Auf dem Gebiet von Oberstrass befinden sich zwei Kirchen:[1]
Der Rigiplatz an der Universitätstrasse, der ehemaligen oberen Strasse, ist das verkehrstechnische und wirtschaftliche Zentrum des Quartiers. Hier treffen sich die Tramlinien 9 und 10, die Trolleybuslinie 33 sowie die auf den Zürichberg führende Seilbahn Rigiblick. Zusätzlich haben sich entlang des nahegelegenen Abschnitts der Universitätstrasse diverse Spezialitätengeschäfte und weitere Gewerbebetriebe niedergelassen.
Meinung der Bevölkerung
Basierend auf einer Einwohnerbefragung[2] ist erkennbar, dass Oberstrass in puncto Wohnqualität in der Stadt Zürich einen Spitzenplatz belegt. 88 Prozent der Einwohner von Oberstrass sind sowohl mit ihrer Wohnumgebung als auch mit der eigenen Wohnung zufrieden. Damit nimmt Oberstrass vor Friesenberg und Witikon den ersten Platz ein. Zudem betrachtet die Bevölkerung von Oberstrass Drogen- und Kriminalitätsprobleme in ihrem Quartier nicht als akut.
Quartierverein Oberstrass
Der 1897 gegründete Quartierverein Oberstrass versucht, die Verbindung zwischen Behörden und Bevölkerung zu schaffen und die Lebensqualität im Quartier trotz diverser baulicher und verkehrstechnischer Massnahmen zu erhalten und sie mittels diversen Festen und Attraktionen zu fördern. Er organisiert auch die grösste Veranstaltung des Quartiers, den alljährlich im Juni stattfindenden Oberstrass-Määrt.
Heute verfügt der Quartierverein Oberstrass (QVO), zurzeit unter der Leitung von Präsidentin Christine van Merkesteyn, über mehr als 900 Mitglieder.
Persönlichkeiten
Der Pianist, Komponist und Dirigent Ferruccio Busoni lebte zeitweilig an der Scheuchzerstrasse 36.
Das Grab des Deutschen Schriftstellers Georg Büchner befindet sich auf dem Germaniahügel.
Der Schweizer Schriftsteller Heinrich Federer wohnte während seiner letzten Jahre an der Bolleystrasse 44.
Der Lehrer Liedtexter und Schriftsteller in Zürichdeutsch Rudolf Hägni lebte in Oberstrass.
An der Haldenbachstrasse 12 wohnte der irische Schriftsteller James Joyce und schrieb an seinen Romanen.
Mileva Marić, die erste Frau von Albert Einstein, hatte die Liegenschaft an der Huttenstrasse 62 erworben und lebte bis zu ihrem Tod im Quartier.
Der österreichische Physiker Erwin Schrödinger lebte von 1921 bis 1927 an der Huttenstrasse 9.
↑Vgl. zum Folgenden: Robert Schönbächler: Kirchen und Gotteshäuser der Stadt Zürich. Neujahrsblatt Industriequartier/Aussersihl. Zürich 2013, S. 73–74.