Nullenergiehaus ist ein Energiestandard für Gebäude, welcher erreicht ist, wenn der externe Energiebezug des Gebäudes als Bilanz über einen Zeitraum von einem Jahr durch den auf der Liegenschaft des Gebäudes umgesetzten, eigenen Energiegewinn (z. B. durch Solaranlagen etc.) aufgewogen ist. Technisch ist das Nullenergiehaus häufig eine Fortführung der Idee des Passivhauses, welches typischerweise neben der passiven Wärmerückgewinnung aus der Abluft zudem mit solartechnischen Anlagen für die Warmwasser- und Stromgewinnung ausgestattet ist und damit bilanziell externe Energielieferungen im Jahresverlauf ausgleicht[1]. Wird mehr Energie erzeugt, als das Haus selbst verbraucht, spricht man von einem Plusenergiehaus. Gebäude, welche über keinen Anschluss für Energie und auch zum Sicherstellen der Versorgungssicherheit in allen Witterungslagen und über alle Nutzungsprofile hinaus keine externe Energie wie z. B. Festbrennstoffe beziehen und sich somit selbst versorgen, nennt man energieautark.
Nicht berücksichtigt wird beim Nullenergiestandard die Energie, die zur Erstellung des Hauses benötigt wird. Für das im Jahr 1992 fertiggestellte Solarhaus in Freiburg[2] wird beispielsweise eine energetische Amortisation als Energierücklaufzeit von etwa 12 Jahren angegeben, was bedeutet, dass es etwa 12 Jahre dauert, bis die Energie, die beim Bau des Hauses eingesetzt wurde, durch die spezielle Bauweise des Nullenergiehauses wieder eingespart wurde. Energie, die bei der Herstellung, dem Transport, dem Einbau und der Entsorgung der verwendeten Baumaterialien verbraucht wird, wird auch als „Graue Energie“ bezeichnet.[3]
Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollen alle öffentlichen Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf in der Bilanz von einem Jahr auch auf der Liegenschaft des jeweiligen Gebäudes vor Ort erzeugen können.[4]
Sehr unterschiedlich greifen dabei die verschiedenen Baustoffe und Bautechniken ineinander, können aber in Musteraufbauten bereits im Voraus berechnet und sogar getestet werden. Hier engagieren sich neben Herstellern inzwischen auch Berufsschulen mit umfangreichen Laborinstallationen.[5]
In Brütten in der Schweiz stellte der Energiepionier Walter Schmid im 2016 ein Mehrfamilienhaus fertig, welches als Erstes weltweit keine Anschlüsse an andere Netze aufweist.[9]
Weltweit sind seit den frühen 1990er Jahren mehrere hundert Gebäudeprojekte verwirklicht worden, deren Zielvorgabe darin bestand, eine ausgeglichene Energie- oder Emissionsjahresbilanz zu erreichen. Viele dieser Projekte sind im Forschungsprogramm „Towards Net Zero Energy Solar Buildings“ erfasst worden.[10]
2013 errichtet das Umweltbundesamt (UBA) das erste Null-Energie-Dienstgebäude des Bundes am Standort Berlin-Marienfelde.[11]
Literatur
Bettina Rühm: Energieplushäuser: nachhaltiges Bauen für die Zukunft. DVA, München 2013, ISBN 978-3-421-03891-3.
Manfred Schmidt: Auf dem Weg zum Nullemissionsgebäude: Grundlagen, Lösungsansätze, Beispiele. Springer Vieweg, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-8348-1746-4.
Karsten Voss, Eike Musall: Nullenergiegebäude – Internationale Projekte zum klimaneutralen Wohnen und Arbeiten. Detail, München 2011, ISBN 978-3-920034-50-8.
Andreas Athienitis: Modeling, design, and optimization of net-zero energy buildings. 5. Auflage. (Solar Heating and Cooling Series) Verlag W. Ernst & Sohn, Berlin 2014, ISBN 978-3-433-03083-7.
Net Zero Energy Solar Buildings. In: iea-shc.org. Abgerufen am 24. Oktober 2020 (englisch, gemeinsames Forschungsprogramm „Towards Net Zero Energy Solar Buildings“ des Energy Conservation in Buildings and Community Systems (ECBCS, Annex 52) und Solar Heating and Cooling Program (SHC, Task 40)).
↑ abViel Energie für Null-Energie. In: wieninternational.at. 1. Oktober 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. März 2009; abgerufen am 24. Oktober 2020.