Graf Norbert Leopold von Kolowrat-Liebsteinský (* 9. März1655; † 17. April1716 auf Reichenau) war Diplomat, Geheimer Rat und Reichshofrat sowie Statthalter in Prag.
Nach seinem Studium wählte er den kaiserlichen diplomatischen Dienst. 1686 baute er einen Sommersitz in der Kochstraße in der Wiener Josefstadt, den er aber bald wieder verkaufte.[1] Im 19. Dezember 1687 erhielt er das Indigenat in Ungarn und ging im gleichen Monat als kaiserlicher Botschafter nach Madrid. Dort berichtete er unter anderem über die Krönung von Joseph I. zum König von Ungarn. Im Jahr 1690 schickte ihn der Kaiser an den Hof des Kurfürsten von Köln, von dort kam er 1693 als Gesandter nach Berlin an den Hof des Kurfürsten von Brandenburg. Nach weiteren Entsendungen war er im Jahr 1711 sogar Kandidat für das Amt des Botschafters bei der Kaiserwahl in Frankfurt.
Als gebildeter Aristokrat begann er auf seinen Auslandsreisen Gemälde zu kaufen und wurde so zum Begründer der Kunstsammlung Kolowrat, der Gemäldegalerie auf Schloss Reichenau. Bei seinem Tod am 17. April 1716 umfasste die Sammlung bereits 134 Gemälde.
Er heiratete am 28. Oktober 1682 die Gräfin Johanka Magdalena Herzan von Harras (* 4. Oktober 1649; † 15. November 1685) verwitwete Wiesenowsky. Das Paar hatte wenigstens einen Sohn:
Franz Karl (II.) Jan Josef (* 29. März 1684; † 10. Mai 1753), Geheimer Rat ⚭ 1709 Prinzessin Maria Antonia von Schwarzenberg (* 25. September 1692; † 7. August 1744)[3]
Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet er am 12. November 1691 Gräfin Marie Magdalena von Slavata (* 30. März 1673; † 9. August 1700).[4] Das Paar hatte mehrere Kinder:
Marie Markéta (* 9. April 1693; † 24. August 1707)
Norbert Vincent (* 22. Januar 1696; † 14. Januar 1727), Statthalter in Böhmen ⚭ 1716 Gräfin Maria Anna von Althann (* 15. Mai 1700; † 15. Juli 1737)[5]
Johann Hübner: Genealogische Tabellen: Nebst denen darzu gehörigen Genealogischen Fragen, Zur Erläuterung der Politischen Historie, Band 3, Leipzig 1728, Tafel 957 (Google Buch, Herren und Grafen von Kolowrat von der älteren Linie).
Johannes Sinapius: Des Schlesischen Adels Anderer Theil, Oder Fortsetzung Schlesischer …, Band 2, Leipzig & Breßlau 1728, S. 125 f. (Google Buch).