Eine Nehrung (von mittelhochdeutschnare „Landenge“ bzw. litauischNeringa „hineinstecken“) ist ein schmaler Sandstreifen, der ein Haff vom offenen Meer abtrennt. Nehrungen sind typisch für gezeitenlose Meere wie die Ostsee. Schließt sich eine Nehrung, wird das abgetrennte Haff zur Lagune. Gelegentlich begegnet man der Bezeichnung Lido.[1]
Die Entstehung einer Nehrung erfordert ein flaches Küstenvorfeld, einen ausreichend großen Sedimentvorrat und einen geringen oder fehlenden Tidenhub. Bei stärkerem Tidenhub entstehen Barriereinseln, ist der Tidenhub höher als 4 m, entstehen Sandbänke. Eine Nehrung entsteht bei der Bildung einer Ausgleichsküste aufgrund von Sedimentverdriftung durch küstenparallele Strömungen an Stellen, wo sich die Küstenlinie gegenüber der Strömungslinie landeinwärts wendet. Dort wird das von der Strömung mitgeführte Sediment zunächst als Strandhaken abgelagert, der zu einer Nehrung weiterwachsen kann.[2] Der durch die Nehrung vom Meer weitgehend abgetrennte Teil wird Haff oder Bodden genannt und enthält Brackwasser, da er einerseits durch Süßwasserzufluss zunehmend ausgesüßt wird und andererseits nur ein geringfügiger Wasseraustausch mit dem offenen Meer besteht. Die Stelle, an der Zuflüsse die Nehrung durchbrechen und ins offene Meer münden, wird Tief genannt. Bei einer geschlossenen Nehrung bezeichnet man das abgetrennte Gewässer als Lagune.
Marokko: Das sogenannte Mar Chica („kleines Meer“) bei der marokkanischen Stadt Nador ist einer der größten Lagunenseen Afrikas; es ist durch eine knapp 20 km lange Nehrung mit nur einer Öffnung vom Mittelmeer abgetrennt.
Ukraine: Eine Reihe von Nehrungen prägen die Nordküste des Asowschen Meeres. Mit 115 km die längste ist die Arabat-Nehrung zwischen der Halbinsel Krim und dem Gebiet Cherson auf dem ukrainischen Festland. Östlich liegen etwa die Fedotowa-Nehrung, die Berdjanska-Nehrung und die Ejskaja-Nehrung.