Bei Minuartia-Arten handelt es sich um einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen, seltener Halbsträucher. Die niederliegenden, aufsteigenden bis aufrechten Stängel stehen einzeln oder zu mehreren in einem Bestand zusammen und sind oft aufsteigend bis aufrecht verzweigt.
Ihre Laubblätter sind fast immer sehr schmal, linealisch oder schmal lanzettlich mit ein oder drei Blattadern.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die fünf meist trockenhäutigen Kelchblätter besitzen ein oder drei Nerven. Die fünf weißen, oder selten rötlichen Kronblätter sind vorne abgerundet oder verschmälert, jedoch nicht ausgerandet oder gespalten. Es sind zwei Kreise mit je fünf Staubblättern vorhanden. Der einkammerige Fruchtknoten enthält viele Samenanlagen. Es sind drei Griffel vorhanden.
Die schmal eiförmigen oder eiförmig-zylindrischen Kapselfrüchte öffnen sich mit drei Klappen. Die Samen sind ei-, nieren- oder diskusförmig.
Die Mieren-Arten bewohnen fast ausschließlich die Nordhalbkugel, und zwar von der Arktis bis in die subtropischen Gebiete. In den gemäßigten und wärmeren Gebieten sind sie von der collinen Höhenstufe bis in Höhenlagen von 3800 Meter anzutreffen (Zwerg-Miere). In Nordamerika kommen etwa 33 Arten vor.[1] Eine Art kommt auch in Chile vor.
Systematik
Der Gattungsname Minuartia wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 89–90[2] aufgestellt. Der Gattungsname Minuartia ehrt den spanischen Arzt und Botaniker Juan Minuart y Peretes (1693–1768).[3]Typusart ist Minuartia dichotomaL.Synonyme für MinuartiaL. sind: Alsinanthe(Fenzl) Rchb., AlsineGaertn., AlsinopsisSmall, GrenieraJ.Gay, HymenellaMoc. & Sessé, LidiaÁ.Löve & D.Löve, MinuopsisW.A.Weber, PorsildiaÁ.Löve & D.Löve, QueriaL., RhodalsineJ.Gay, SelleolaUrb., TryphaneRchb., WierzbickiaRchb.
Die Gattung Minuartia gehört zur Tribus Alsineae in der Unterfamilie der Alsinoideae innerhalb der Familie der Caryophyllaceae.[4]
Die Gattung Minuartia enthält vor 2014 120 bis 175[1] Arten (hier eine Auswahl):
Feinblättrige Miere (Minuartia hybrida(Vill.) Schischk.): Sie kommt in Europa, in Nordafrika und in West-, Zentral- und Südasien vor.[4]
Krummblatt-Miere (Minuartia recurva(All.) Schinz & Thell.): Sie kommt in Süd-, Mittel- und Westeuropa (Irland) und in Vorderasien vor.[5]
Geschnäbelte Miere (Minuartia rostrata(Pers.) Rchb., Syn.: Minuartia mutabilis(Lapeyr.) Schinz & Thell. ex Becherer): Sie kommt in Spanien, Frankreich, Italien und in der Schweiz vor.[5]
Die Gattung Minuartia s. l. ist im bisherigen Umfang nicht monophyletisch.[6] Deshalb hat man entsprechend molekulargenetischer Daten begonnen, Arten in andere Gattungen auszugliedern. Bei Dillenberger et al. 2014 wurde die Arten von Minuartia s. l. in elf Gattungen gestellt (Auswahl):[6]
Bei Moore et al. 2017 beispielsweise etwa 17 Arten in die reaktivierte Gattung CherleriaL. (Syn.: Minuartia sect. Cherleria(L.) Mattf., Minuartia subsect. Cherleria(L.) McNeill):[7]
Haarblättrige Miere (Minuartia capillacea(All.) Graebn.): Sie kommt in Frankreich, der Schweiz, Italien, Slowenien, Kroatien, Albanien und Rumänien vor.[5] → Cherleria capillacea(All.) A.J.Moore & Dillenb.[7]
Karpaten-Miere (Minuartia langii(Reuss) Holub): Sie kommt in Österreich, Polen und Rumänien vor.[5] → Cherleria langii(G.Reuss) A.J.Moore & Dillenb.[7]
Lärchennadel-Miere (Minuartia laricifolia(L.) Schinz & Thell.): Sie kommt in Frankreich, Spanien, Andorra, Italien, in der Schweiz, in Österreich, Polen, in der Slowakei und in Rumänien vor.[5] → Cherleria laricifolia(L.) Iamonico[7]
Felsen-Miere (Minuartia rupestris(Scop.) Schinz & Thell., Syn.: Facchinia rupestris(Scop.) Dillenb. & Kadereit): Sie kommt in den Alpen von Frankreich, Italien, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Slowenien vor.[5] → Cherleria rupestris(Labill.) A.J.Moore & Dillenb.[7]
Bei Dillenberger et al. 2015 wurden sechs bis etwa sieben Arten in die reaktivierte Gattung FacchiniaRchb. (Syn.: AssoellaJ.M.Monts., DufoureaGren., SchmidtiaSieber, SieberaHoppe, SomeraueraHoppe) ausgegliedert:[8]
Steife Miere (Minuartia stricta(Sw.) Hiern): Eine arktisch-alpine Art, die bis ins 19. Jahrhundert als Eiszeitrelikt im Alpenvorland vorgekommen ist und 2005[9] bei Bad Hindelang wiederentdeckt wurde;[10][11] ihre Verbreitung reicht von Mitteleuropa, Nordengland, Nordeuropa, Nordasien bis Nordamerika und Grönland.[12]Sabulina stricta(Sw.) Rchb.[6]
Gewöhnliche Frühlings-Miere (Minuartia verna(L.) Hiern, Syn.: Minuartia gerardii(Willd.) Hayek): Ihre Verbreitung reicht von Eurasien bis Nordafrika. → Sabulina verna(L.) Rchb.: Es gibt etwa vier Unterarten:[6]
Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
Lu Dequan, John McNeill: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 6 – Caryophyllaceae through Lardizabalaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2001, ISBN 1-930723-05-9. Minuartia, S. 29 – textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
Richard K. Rabeler, Ronald L. Hartman, Frederick H. Utech: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 5 – Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2, Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3. Minuartia – textgleich online wie gedrucktes Werk (Abschnitte Beschreibung und Systematik).
R. L. Hartman, R. K. Rabeler: Minuartia. S. 611–612. In: B. G. Baldwin, D. H. Goldman, D. J. Keil, R. Patterson, T. J. Rosatti, D. H. Wilken (Hrsg.): The Jepson manual: vascular plants of California. Berkeley, University of California, 2012.
Einzelnachweise
↑ abcde
Richard K. Rabeler, Ronald L. Hartman, Frederick H. Utech: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 5 – Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2, Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3. Minuartia – textgleich online wie gedrucktes Werk.
↑ abcdefghiMinuartia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
↑ abcdefghij
Abigail J. Moore, Markus S. Dillenberger: A conspectus of the genus Cherleria (Minuartia s.l., Caryophyllaceae). In: Willdenowia, Volume 47, Issue 1, Februar 2017, S. 5–14. doi:10.3372/wi.47.47101
↑ abcdefg
Markus S. Dillenberger, Joachim Kadereit: A revision of Facchinia (Minuartia s.l., Caryophyllaceae). In: Edinburgh Journal of Botany, Volume 72, Issue 3, November 2015, S: 353–389.doi:10.1017/S0960428615000153Volltext-online.
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Alfred Buchholz, Erik Welk: Minuartia stricta (Swartz) Hiern. (Caryophyllaceae): Wiederentdeckung eines in Zentraleuropa verschollen geglaubten Glazialrelikts. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, Band 75, 2005, S. 95–108.
↑
Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching bei München, 2004, ISBN 3-930167-61-1. Seite 27–28.
↑
Hans-Christian Friedrich: Familie Caryophyllaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band III, Teil 2, Seite 815–816. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1979, ISBN 3-489-60020-7.
↑
Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X. S. 41.