Michelbach liegt im Bergland des Mostviertels südöstlich von St. Pölten in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 24,95 Quadratkilometer. Davon sind 48 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 47 Prozent der Fläche sind bewaldet.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende acht Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum. 1124 wurde der Ort erstmals als Michilpach erwähnt. In einer Urkunde des Bischofs Reginmar von Passau wird Michelbach aus der Pfarre Pyhra bei St. Pölten herausgelöst und zur eigenständigen Pfarre erhoben. 1510 kam Michelbach in den Besitz der Herren von Greiß, unter denen der Ort reformiert wird. Die katholische Pfarre wurde nicht mehr besetzt und wieder von Pyhra aus mitbetreut. Während der Ersten Wiener Türkenbelagerung wurde ein Großteil des Ortes verwüstet, nur sieben von 59 Höfen blieben verschont. 1541 wurde Michelbach von der Pest heimgesucht. Weitere Epidemien waren in den Jahren 1574 und 1583. Die vielen Opfer, die die Krankheit forderte, fehlten in der Landwirtschaft und brachten viele Grundbesitzer und Bauern in große Not.
Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung stoßen die osmanischen Streifscharen am 14. Juli 1683 bis Kasten und Michelbach vor, 274 Menschen aus Michelbach verloren dabei ihr Leben, 48 Häuser wurden zerstört. Die Pfarrkirche wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die Überlebenden bauten ab 1708 eine neue Kirche. Ab 1710 siedelten sich neue Leute in der entvölkerten Wienerwaldregion an und begannen, die Dörfer neu aufzubauen. 1787 wurden den einzelnen Häusern Konskriptionsnummern zugeteilt. Die Napoleonischen Kriege überstand Michelbach, wie durch ein Wunder, unversehrt. 1921 richtete ein Hochwasser in Michelbach große Schäden an. 72 Soldaten aus Michelbach kehrten 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in die Heimat zurück.[3]
Bauern- und Handwerksmuseum: Auf dem Bauernhof werden alte land- und hauswirtschaftliche Geräte und Maschinen ausgestellt.
Köhlerei: An der Straße zwischen Michelbach und Stollberg liegt die Köhlerei Hochecker, gegründet 1960, derzeit betrieben von der 2. und 3. Generation der Gründerfamilie. Sie ist eine der letzten des „schwarzen Gewerbes“, das man früher sehr zahlreich im Wienerwald vorgefunden hat. Hier wird Hartholz aus dem Wienerwald zu Holzkohle verarbeitet.[4][5]
Sternwarte: Auf einer Erhebung nahe Michelbach-Dorf wurde im Jahr 1998 vom Amateurastronomenverein Antares die Sternwarte Michelbach errichtet. Die vom Bundesland Niederösterreich geförderte Volkssternwarte liegt auf einer Höhe von 636 m ü. A. und veranstaltet wöchentliche Sternführungen. Das größte Kuppelgebäude hat einen Durchmesser von 4,5 Meter. Daneben befinden sich weitere Kuppelbauten und das Hauptgebäude mit Vortragssaal und Sonnenteleskop. (Lage48.08811111111115.756111111111)[8][9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2011 39, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 2011 62.[10] Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 386. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 43,21 Prozent.
Am 13. Juli 1995 ging die dritte Windkraftanlage Österreichs in Michelbach in Betrieb. Sie wurde unter Beteiligung von 96 Privatpersonen errichtet. Die Leistung dieser Anlage beträgt 225 kW.[12] Dieses Bürgerbeteiligungsprojekt war der Grundstein für die heutige W.E.B. Windenergie AG.[13]
Politik
Bürgermeister der Marktgemeinde ist Hermann Rothbauer,[14] Amtsleiter ist Markus Kainzbauer.[15]
↑Helmut Schneiderbauer: Wienerwald. Die schönsten Kultur- und Naturentdeckungen vor der Haustür. Kral-Verlag, Berndorf 2011, ISBN 978-3-99024-024-3, S.263f.
↑Holzkohle Hochecker. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juni 2021; abgerufen am 5. Juli 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/holzkohle.at