Tauberbischofsheim war bereits seit dem achten Jahrhundert unter der Hl. Lioba von Tauberbischofsheim im Benediktinerinnenkloster ein Schulstandort.[6] Die Franziskaner, die später das Gymnasium leiten sollten, waren seit 1629 in der Stadt ansässig.[7]
1688 bis 1823
Am 9. Januar 1688 genehmigte der MainzerKurfürst und ErzbischofAnselm Franz von Ingelheim der Stadt Bischofsheim die Gründung eines Gymnasiums unter Leitung des Franziskanerklosters Tauberbischofsheim und verpflichtete die Franziskaner im neu eingerichteten Gymnasium „gemeiner Bürgerschaft zum besten Syntaxin, Poeticam und Rhetoricam zu dozieren.“ Die aus heutiger Sicht sehr einseitige Schwerpunktsetzung auf die lateinische Sprache wurde damals allerdings an den Universitäten als Disputationssprache unbedingt benötigt. Die Naturwissenschaften erlangten erst im späten 18. Jahrhundert eine größere Bedeutung.[4]
Das damals genutzte Schulgebäude befand sich neben der Sebastianuskapelle.[3] Die unmittelbare Nachbarschaft von Schule und Pfarrhaus sowie der Stadtkirche St. Martin galt in dieser Zeit so manchem Pfarrer als Ärgernis, da die Schulglocke teilweise mitten in der Messe geläutet wurde.[4] 1732 erfolgte der Neubau eines Schulhauses für alle städtischen Schulen am heutigen Haupteingang der Martinskirche.[3] Der Reichsdeputationshauptschluss brachte für die Stadt Tauberbischofsheim große Veränderungen mit sich. Die Stadt fiel 1803 zunächst an das Fürstentum Leiningen und drei Jahre später dann an das Großherzogtum Baden. Die im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses ablaufende Säkularisation brachte für den Franziskanerorden tiefe Einschnitte mit sich. So wurde beispielsweise der Etat des Franziskanerklosters sehr stark gekürzt, bis es schließlich im Jahre 1823 zu dessen Auflösung kam und damit die 135 Jahre umfassende Zeit des Gymnasiums unter der Leitung der Franziskaner endete.[4][7]
1823 bis 1954
Ab dem Jahr 1823 wurden die Räume des aufgelösten Franziskanerklosters genutzt. 1828 fand die Umwandlung in ein vier-, 1836 in ein fünfklassiges Pädagogium und 1846 durch großherzoglichen Erlass in ein siebenklassiges Progymnasium statt (jeweils ohne Abitur). Beim großen Stadtbrand am 16. Mai 1862 wurden die Räume des Gymnasiums im Franziskanerkloster völlig zerstört.[3][4] Der Unterricht musste in der Folge in die Volks- und Gewerbeschule, teilweise sogar in Privathäuser verlegt werden.[7] Verbunden mit hohen finanziellen Belastung rang sich die Stadt sich zum Neubau eines Gymnasiums für etwa 300 Schüler durch. Am 11. Januar 1868 konnte das neue Schulgebäude unterhalb der Maria-Hilf-Kapelle bezogen werden. 1871 wurde der Gymnasium-Neubau des gegründeten erzbischöflichen Knabenkonvikts eingeweiht. Das nächste Ziel war es, den Status eines neunklassigen Vollgymnasiums zu erhalten, denn mit Erlass von 1872 war es der Tauberbischofsheimer Schule als siebenklassige Gelehrtenschule nur erlaubt, sich „Progymnasium“ zu nennen.[3][7]
Einige Versuche, wieder eine neunklassige Vollanstalt zu werden, scheiterten, bis im Jahre 1882 ein neunstufiges, altsprachliches Gymnasium mit Abitur genehmigt wurde. 1884 verließen die ersten 19 Abiturienten das Gymnasium. Das Erzbischöfliche Gymnasialkonvikt zog 1891 in ein neues Gebäude am Fuße des Stammbergs mit Wohnheim bzw. Internat für auswärtige Schüler und Hauskapelle.[3][4]
Bereits 1903 wurde die neue Turnhalle des Gymnasiums eingeweiht. In der NS-Zeit ab 1937 wurde die Schule in Frankenschule – Oberschule für Jungen umbenannt, mit Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre. Im März 1945 schloss die amerikanische Militärverwaltung vorübergehend die Schule, die Wiedereröffnung fand im Oktober 1945 als Realgymnasium Tauberbischofsheim mit gymnasialem Zweig statt. Der gymnasiale Zweig war altsprachlich ausgerichtet. Zusätzlich konnte 1952 ein neusprachlicher Zweig installiert werden.[3]
1954 bis 2000
1954 erhielt die Schule ihren heutigen Namen Matthias-Grünewald-Gymnasium. Neubauten zwischen 1958 und 1970 führten wieder zu neuen Schulgebäuden, zusätzlich folgte 1983 die neue Sporthalle. 1963 konnte als dritte Ausbildungsrichtung der mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig installiert werden. 1995 wurde das Gymnasium zur Partnerschule des Olympiastützpunktes Fechten, im Jahr 1998 zusätzlich Eliteschule des Sports. Im selben Jahr erfolgte die Einrichtung der seitdem gültigen drei Profilzüge (Sprachprofil, naturwissenschaftliches Profil, Sportprofil).[3]
Nach 2000
Seit 2004 ist die Schule achtjährig (G8). 2006 wurde die offene Ganztagsschule mit Küche, Mensa, Internetcafé und Spielothek eingerichtet. 2009 wurde 125 Jahre Abitur am MGG gefeiert. Eine neue Bibliothek wurde im Jahr 2012 eröffnet und die Sanierungen der naturwissenschaftlichen Räume abgeschlossen.[3] 2013 feierte das MGG sein 325-jähriges Bestehen mit dem Festredner und ehemaligen Schüler Erzbischof Robert Zollitsch.[4][8]
Ab der fünften Jahrgangsstufe ist als erste Fremdsprache Englisch obligatorisch. Für die sechste Jahrgangsstufe ist verpflichtend zwischen Französisch oder Latein zu wählen.[12]
Mit der achten Jahrgangsstufe ist entweder das naturwissenschaftliche Profil (zusätzlich mit NwT), das Sportprofil oder das Sprachprofil (zusätzlich mit Spanisch oder Französisch als dritte Fremdsprache) bindend.
Wahlfächer und Arbeitsgemeinschaften
Zudem werden als Wahlfächer eine Streicherklasse, Chor, Orchester, Bigband, Vokalensemble und Theater angeboten. Arbeitsgemeinschaften zu den Themen Internet, Klettern, Modellbau, Schach, Basketball und anderen runden das Angebot ab.
Schülerwettbewerbe
Im regionalen Erfinderwettbewerb Kreative Köpfe ist das MGG seit 2007 beteiligt.
Weitere Teilnahmen an Wettbewerben:
Jugend trainiert für Olympia (Schulsportwettbewerb)
Jugend forscht (Erfinderwettbewerb)
Fördervereine
Zur Unterstützung des schulischen Umfelds besteht seit 1965 ein Förderverein („Freunde des Matthias-Grünewald-Gymnasiums e. V.“) mit über 400 Mitgliedern und seit 2001 ein Cafeteriaverein.[13][14][15]
Besonderheiten
Eliteschule des Sports
Das Gymnasium ist seit 1995 eine Partnerschule des Olympiastützpunktes Fechten. 2009 erhielt das MGG vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zusammen mit vier weiteren Partnerschulen in Tauberbischofsheim (Gewerbliche Schule und Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim am Beruflichen Schulzentrum, sowie Riemenschneider-Realschule und Pestalozzi-Werkrealschule beim Schulzentrum am Wörth) das Prädikat Eliteschule des Sports.[16] Dabei handelt es sich um ein Verbundsystem der staatlichen Schulen Tauberbischofsheims, des Tauberbischofsheimer Olympiastützpunktes und des Voll- und Teilinternats des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim. Dies ermöglicht den Schülern einerseits, die allgemeine Hochschulreife zu erreichen und zeitgleich dem zeitintensiven Hochleistungssport nachzugehen. Dabei konnten Schüler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums viele Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften erringen.[17]
Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 106–136 (IV. Das Schulwesen).
Otmar Bischof (Hrsg.): 100 Jahre Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium Tauberbischofsheim [1884 – 1984]. Festschrift, bearb. von Karl Schützwohl und Albin Wolfstädter, Matthias-Grünewald-Gymnasium, Tauberbischofsheim 1984.
300 Jahre Gymnasium Tauberbischofsheim: 1688–1988. Festchronik, Jahresbericht 1987–1988, bearb. von Hermann Müller, Heinz Schmitt, Albin Wolfstädter, Matthias-Grünewald-Gymnasium, Tauberbischofsheim 1988.
Josef Heer: Tauberbischofsheim heute. 2. Auflage. Druckerei und Buchbinderei der Justizvollzugsanstalt Heilbronn 1983 (S. 129, mit einem Bild während der Bauphase der Sporthalle des Gymnasiums).
Helmut Engelhart: Tauberbischofsheim: Lehrerbibliothek des Matthias-Grünewald-Gymnasium. (Stand November 1993) In: Wolfgang Kehr (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände. Band 9, Baden-Württemberg und Saarland T-Z. Bearb. von Wilfried Sühl-Strohmenger, unter Mitarb. von Isolde Tröndle-Weintritt und Heinz Holeczek. Reg. von Karen Kloth. Olms-Weidmann, Hildesheim/ Zürich/ New York 1994, ISBN 3-487-09583-1, S. 15–18. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
Jahresbericht 2013/2014 Jubiläumsausgabe, S. 43 (Chronologie zum Jubiläum).