Der erste um 1750 nach Beseitigung der Festungswerke um den Stadtkern von Berlin angelegte Verkehrsweg hieß demnach noch Contrescarpe. Seit dem 9. Juni 1770 ist die Straße nach dem 1752 vom GeneralmünzdirektorJohann Philipp Graumann hier errichteten königlichen Münzgebäude benannt. Das westliche Ende der Münzstraße ist die Fortsetzung der Weinmeisterstraße, das östliche Ende wird hinter der Rosa-Luxemburg-Straße als Memhardstraße weitergeführt.
(Die Nummerierung der Hausnummern erfolgte in den 1970er Jahren neu)
Münzstraße 4: 1855 errichtete der Drucker Ernst Litfaß an der Ecke Münzstraße und Grenadierstraße (jetzt: Almstadtstraße) seine erste Annonciersäule und startete mit dem zylinderförmigen Werbeträger eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Am 18. Mai 2006 wurde durch die VVR-Berek GmbH, Vermarkter von 3000 Litfaßsäulen in Berlin, eine bronzene Litfaß-Gedenksäule, gestaltet von der Berliner Bildhauerin Felicitas Franck, an dieser Stelle gestiftet.
Münzstraße 21/23: Wohn- und Geschäftsanlage: langes, dem Knick der Contrescarpe folgendes Gebäude mit gestreckter Straßenfront in Neorenaissanceformen aus rotem Klinker und Sandstein.[2] Hier befindet sich eine Gedenktafel für Carl Friedrich Zelter. Das Haus beherbergt den exklusiven Berliner Club Münzsalon.[3] Im Jahre 1805 wohnte der jüdische Bauinspektor Salomo Sachs in der Nr. 22.[4] Von 1883 bis 2014 existierte hier auch die bei Anwohnern beliebte Bierbar Alt-Berlin. Im Vorgängerbau Münzstraße 21 gründete Ludwig Cauer (Pädagoge) 1818 die Cauersche Lehr- und Erziehungsanstalt.
Zahlreiche inzwischen sanierte und unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Geschäftshäuser aus der Gründerzeit.[5]
Münzstraße 16 – 1899 Otto Pritzkows Theater lebender Photographie unter dem Namen Berliner Abnormitäten-Theater wird als erstes Berliner Filmtheater eröffnet
Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Roman. Universitas, Berlin 1932
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. S. Fischer, Berlin 1929
Cioma Schönhaus: Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte, Mit Zeichnungen des Autors, Bearb., mit einem Nachwort vers. und hrsg. von Marion Neiss. Scherz, Frankfurt am Main 2004
Literatur
Ulrike Steglich, Peter Kratz: Das falsche Scheunenviertel. Ein Vorstadtverführer, Fotos: Carsten Jost, Ingrid Berg. Altberliner Bücherstube, Verlagsbuchhandlung Oliver Seifert, Berlin 1994
Hans E. Pappenheim: Münzstraße 20. Zur Geschichte eines verkannten Stadtteils. In: Bruno Harms, Walter G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. Fünfzehnte Folge 1966. arani, Berlin 1966
Rengha Rodewill (Hrsg.), Hans E. Pappenheim, Eberhard Dellé: Münzstraße 20 – Goethe im Palais Zedlitz, (E-Book), artesinex verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-9821614-4-0.
↑Ulla Jung: Wo der alte Fritz seine Taler prägen ließ. Auf den Spuren berühmter Berliner: Der Komponist Carl Friedrich Zelter in der Münzstraße. In: Berliner Zeitung, 17. März 2010, S. 6, Immobilienbeilage
↑Akademie der Wissenschaften Berlin: Adress-Kalender der königlich preussischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam, besonders der daselbst befindlichen hohen und niederen Collegien, Instanzien und Expeditionen, auf das Jahr 1805 Mit Genehmigung der königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Johann Friedrich Unger, Berlin 1805, S.92 (google.de).