Sein Urgroßvater Johann Gabriel Arnauld de la Perière musste nach einem Duell 1757 aus Frankreich fliehen und ging nach Preußen, wo er Offizier in der Armee Friedrichs des Großen wurde. Einer seiner Söhne, Eugen Ahasverus Albert Arnauld de la Perière (* 10. Oktober 1800 in Neidenburg), war der Großvater von Lothar von Arnauld de la Perière.
Leben
Lothar von Arnauld de la Perière trat am 1. April 1903 im Alter von 17 Jahren als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein (Crew 4/03). Er durchlief die übliche Ausbildung und segelte mit Fregattenkapitän von Dombrowski auf dem Segelschulschiff Stein zu einer Ausbildungsfahrt nach Westindien. 1905 absolvierte er Spezialkurse für die Torpedowaffe und Artillerie. 1906 wurde er Leutnant zur See.
Bei Ausbruch des Krieges meldete sich Arnauld de la Perière zu den Marinefliegern. Zum Kapitänleutnant befördert wurde er am 16. Dezember 1914, am 1. April 1915 wechselte er zur U-Boot-Waffe. Nach absolviertem Kommandantenkurs (mit Übungsfahrten in U 1 und U 3) übernahm er am 18. November 1915 bei der U-Flottille Pola in Pola das Kommando über U 35. Arnauld de la Perière machte mit diesem Boot im Mittelmeer bis März 1918 14 Feindfahrten. Die sechste Operation, die vom 26. Juli bis zum 20. August 1916 dauerte, war mit 54 versenkten Schiffen mit über 90.000 BRT die erfolgreichste Feindfahrt des Ersten Weltkrieges. Am 11. Oktober 1916 wurde er dafür als dritter U-Boot-Kommandant der U-Flottille Pola mit dem OrdenPour le Mérite ausgezeichnet. Am 18. Mai 1918 stellte Arnauld de la Perière den U-Kreuzer U 139, der den Namen Kapitänleutnant Schwieger erhielt, in Dienst. Mit diesem Boot machte er eine Fahrt, auf der fünf Schiffe mit 7.008 BRT versenkt wurden.
Er versenkte bei seinen Feindfahrten insgesamt 193 Handelsschiffe mit 457.179 BRT sowie zwei Kanonenboote mit 2.500 BRT; außerdem wurden sieben Schiffe mit insgesamt 31.810 BRT beschädigt.
Zwischen den Weltkriegen
Nach Kriegsende blieb Arnauld de la Perière bei der Marine und führte vom 1. Februar 1919 bis zum Oktober 1920 das Sturmbataillon von-Arnauld-de-la-Perière in der 3. Marinebrigade unter Wilfried von Loewenfeld. Anschließend war er, 1922 zum Korvettenkapitän befördert, bis 1923 Kommandant der Infanterieabteilung und dann Kommandant der 2. Abteilung der Schiffsstammdivision der Ostsee. In den folgenden Jahren war er als Navigationsoffizier auf den Linienschiffen Hannover und Elsass sowie als Admiralstabsoffizier beim Chef der Marinestation der Nordsee unter Vizeadmiral Bauer tätig. Von 1928 bis 1930 war er, inzwischen zum Fregattenkapitän befördert, Kommandant des Leichten KreuzersEmden. Am 30. September 1931 trat er im Range eines Kapitäns zur See in den vorzeitigen Ruhestand.
Von 1932 bis 1938 unterrichtete er an der türkischen Marineakademie.
Zweiter Weltkrieg
Arnauld de la Perière wurde bei Kriegsbeginn von der NSDAP als Militär reaktiviert und war bis März 1940 Marinebevollmächtigter der Nationalsozialisten in Danzig. Gemeinsam mit anderen hochrängigen Nazi-Funktionären mit hugenottischer Familiengeschichte, wie etwa Hermann Göring und Heinrich Himmler, war Arnault de la Perière den Nazis gegenüber loyal und maßgeblich an deren Kriegsführung beteiligt.[1] Nach kurzer Tätigkeit als Marinebefehlshaber Niederlande-Belgien war er als Konteradmiral z.V. bis Juni 1940 Marinebefehlshaber Bretagne und anschließend Marinebefehlshaber Westfrankreich. Am 1. Februar 1941 erfolgte die Beförderung zum Vizeadmiral. Auf dem Weg zur Übernahme des Kommandos als Admiral Z starb Arnauld de la Perière beim Absturz seines Flugzeugs bei Le Bourget nahe Paris.
Zu seinem Andenken wurde eine Gruppe von VII-C-Booten im Mittelmeer unter dem Namen Arnauld zusammengefasst.
Arnauld de la Perière wurde auf dem Berliner Invalidenfriedhof beerdigt.
Clemens Bogedain: Lothar von Arnauld de la Perière. Erfolgreichster U-Bootkommandant der Seekriegsgeschichte – ein vergessener „Kriegsheld“? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-515-11256-7.
Andreas von Klewitz: Lothar von Arnauld de la Perière, Der Meisterjäger. In: Schiff Classic, Magazin für Schifffahrts- und Marinegeschichte e. V. der DGSM, Ausgabe: 5/2020, S. 60–66.