Die Liste von Holzsynagogen führt zerstörte und noch bestehende Synagogen auf, deren Erbauer eine in Zentral- und Osteuropa traditionelle Architektur an die Erfordernisse des jüdischen Gottesdienstes anpassten. Alle noch bestehenden großen, repräsentativen Holzsynagogen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute existieren nur noch wenige schlichte Holzsynagogen, die meisten davon in Litauen. Die nicht mehr bestehenden Synagogen werden erfasst, soweit sie durch Zeichnungen oder Fotografien genauer bekannt sind.
Sind Jahreszahlen kursiv angegeben, so handelt es sich um ungefähre Werte.
Die Verwendung von Holz als Baumaterial für Synagogen lag in einer waldreichen Region nahe; auch Kirchen wurden zunächst als Holzbauten errichtet. Eine Synode in Piotrków forderte allerdings im 16. Jahrhundert, Synagogen stets aus Holz, nicht aus Stein zu bauen, so dass Steinbauten für jüdische Gemeinden nur mit Ausnahmegenehmigung möglich waren. Holzsynagogen blieben der Normalfall in einer Zeit, als christliche Kirchen meist als Steinbauten ausgeführt wurden.[1] Der politische Raum, in dem sich Synagogen in Holzbauweise mit typischen Konstruktionsmerkmalen und Ausmalungsmustern entwickelten, war die Adelsrepublik Polen-Litauen (1569–1795), in dem der Jüdische Rat der Vier Länder bestand (1580–1764).[2]
Männerbetraum mit Tonnengewölbe und Hohlkehle am Kämpfer. Über dem westlichen Vorraum in zwei Etagen die Frauenbeträume. Satteldach in Ost-West-Richtung.[4]
Früheste sicher lesbare Jahreszahl 1652, in der Konstruktion von der Synagoge in Chodoriw abhängig. Durch den nachträglichen Einzug einer Kuppel im Zusammenhang mit der Innenausmalung wurde die Dachkonstruktion beschädigt. Der Männerbetraum ist fast quadratisch, ihm schließt sich im Westen ein Vorraum, im Norden der Frauenbetraum an. Ausmalung des Gewölbes durch Israel, den Sohn des Mardochai Lissnitzki im 17. Jahrhundert und durch Isak, den Sohn des Jehuda Leb aus Jaryczow.[8]
Für Podolien typische Holzsynagoge mit Hauptgebäude auf fast quadratischem Grundriss mit Anbauten im Westen (zweistöckig) und im Norden (einstöckig).[19]
Frühklassizistischer Holzbau mit Mansarddach. Vorraum mit Wintersynagoge im Nordwesten, darüber, etwas vorspringend und durch zwei hölzerne dorische Säulen gestützt, die Frauenempore. Tonnengewölbe, Ausmalung um 1895.[20]
Bethaus der Chewra Kadischa. Die ursprüngliche Struktur ist gut erhalten. Holzhaus auf fast quadratischem Grundriss mit blechgedecktem, rot gestrichenem Zeltdach. Es gibt keinen Frauenbetraum. Nach 1945 als Schulgebäude genutzt, inzwischen wieder der jüdischen Gemeinde zurückgegeben.[22]
Quadratischer Männerbetraum mit achteckiger Kuppel, die durch fünf übereinanderliegende Galerien ins Viereck überführt wird. Von einem dreigeschossigen Mansarddach überdeckt. Vorhalle mit zweiteiligem Mansarddach mit Vorstoß und Giebel. Eckbauten mit vorgelegten Galerien, Hängesäulchen und geschweiften Zeltdächern. Dachdeckung 1781 erneuert.[33]
Nahezu quadratischer Männerbetraum mit Zeltdach, an zwei Seiten Frauenbeträume. Drei Eckpavillons mit Zeltdächern; zwischen den Eckpavillons der Frauenabteilungen je zwei kleine Satteldächer.[35]
Seit dem Erscheinen des Buchs Wooden Synagogues von Maria und Kazimierz Piechotka (1959) bezogen sich einige amerikanische Architekten auf die Formsprache polnischer Holzsynagogen:[37]
Sons of Israel Synagogue, Lakewood (David, Brody und Wisniewski 1963);
The Jewish Center of the Hamptons (Norman Jaffe, 1989);
The Orthodox Hampton Synagogue (Eddie Jacobs).
Nachbauten
Nachbau der Synagoge von WołpaInnenraum der Synagoge von Hwisdez, Teilrekonstruktion
Ein Nachbau der Synagoge von Wołpa befindet sich in Bilgoraj, ein weiterer Nachbau der Synagoge (Połaniec) befindet sich in Sanok.
Eine Teilrekonstruktion der Synagoge von Hwisdez besitzt das Museum der Geschichte der polnischen Juden (Warschau). Die Deckenausmalung der Synagoge von Chodoriw wurde für das Nahum Goldmann Diaspora Museum (Beit Hatefusot) in Tel Aviv rekonstruiert.
Alois Breier, Max Eisler, Max Grunwald: Holzsynagogen in Polen. Sohar, 1934. (Digitalisat)
Aliza Cohen-Mushlin, Sergey Kravtsov, Vladimir Levin, Giedrė Mickūnaitė, Jurgita Šiaučiūnaitė-Verbickienė (Hrsg.): Synagogues in Lithuania A–M: A catalogue. Vilnius Academy of Arts Press, Vilnius 2010.
Aliza Cohen-Mushlin, Sergey Kravtsov, Vladimir Levin, Giedrė Mickūnaitė, Jurgita Šiaučiūnaitė-Verbickienė (Hrsg.): Synagogues in Lithuania N–Ž: A catalogue. Vilnius Academy of Arts Press, Vilnius 2012.
Maria Piechotka, Kazimierz Piechotka: Heaven's Gates: Masonry Synagogues in the Territories of the Former Polish-Lithuanian Commonwealth. Warschau 2004.
Mathias Bersohn: Kilka słów o dawniejszych bóżnicach drewnianych w Polsce. 3. Auflage, Warschau 1903. (Digitalisat) Quelle für den Zustand der Holzsynagogen im 19. Jahrhundert.
Einzelnachweise
↑Barry L. Stiefel: Jews and the Renaissance of Synagogue Architecture, 1450–1730. Routledge, Oxon / New York 2016, S. 17.
↑Batsheva Goldman-Ida: Synagogues in Central and Eastern Europe in the Early Modern Period. In: Steven Fine (Hrsg.): Jewish Religious Architecture: From Biblical Israel to Modern Judaism. Brill, Leiden / Boston 2020, S. 184–207, hier S. 191 f.
↑Alois Breyer: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 9 f.
↑Alois Breyer: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 17 f.
↑Alois Breyer: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 28 f.
↑ abEmanuil H. Ioffe: Die Juden Weißrusslands im 17. und 18. Jahrhundert. In: Dietrich Beyrau, Rainer Lindner (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Weißrusslands. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 377–391, hier S. 382.
↑ Maria and Kazimierz Piechotka: Heaven’s Gates. Wooden synagogues in the territories of the former Polish-Lithuanian Commonwealth. S. 451 ff. Polish Institute of World Art Studies & POLIN Museum of the History of Polish Jews, Warschau 2015, ISBN 978-83-942048-6-0.
↑Das Jüdische Viertel mit der Synagoge wurde in einer der Eröffnungsschlachten des Zweiten Weltkriegs zerstört. Vgl. Shmuel Spector (Hrsg.): The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust, Band 2, Jerusalem / New York 2001, S. 1462.
↑Im Juni 1941 durch deutsches Bombardement zerstört. Vgl. Shmuel Spector (Hrsg.): The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust, Band 3, Jerusalem / New York 2001, S. 1462.
↑Alois Breyer: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 22 f.
↑Alois Breyer: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 21.
↑Bei ihrem Eintreffen am 26. Juni 1941 brannte die Wehrmacht den größten Teil des Orts nieder. Vgl. Shmuel Spector (Hrsg.): The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust, Band 3, Jerusalem / New York 2001, S. 1479.
↑Samuel D. Gruber: Modern Synagogue Architecture. In: Steven Fine (Hrsg.): Jewish Religious Architecture: From Biblical Israel to Modern Judaism. Brill, Leiden / Boston 2020, S. 307–333, hier S. 320 f.