Erdbeben in Neuseeland gehören aufgrund ihrer Häufigkeit zum Alltag der Neuseeländer, denn sie sind immer präsent. Mit durchschnittlich 20.000 registrierten Erdbeben pro Jahr[1], 100 bis 150 davon stark genug, um zu einer gefühlten oder gar zu einer ernsthaften Bedrohung zu werden,[2] gehört Neuseeland zu den erdbebenreichsten Ländern der Erde (siehe Global Seismic Monitor).[3]
Als Teil des sogenannten pazifischen Ring of Fire schiebt sich vor der Nordinsel Neuseelands die Pazifische Platte von Osten her unter die Australische Platte und gleitet auf der Südinsel in der Alpine Fault in südliche Richtung an ihrem Rand vorbei. Auf der Nordinsel macht sich das durch die vulkanischen Aktivitäten von Whakaari / White Island, Mount Tongariro, Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu, den blubbernden Tümpeln von Rotorua und den Erhebungen der Ruahine Range, Tararua Range und der Remutaka Range bemerkbar. Auf der Südinsel wird das durch die Auffaltungen der bis zu 3.724 Meter aufsteigenden Neuseeländischen Alpen und dem höchsten Berg Neuseelands, dem Aoraki/Mount Cook sichtbar.
Lange bevor Europäer nach Neuseeland kamen, machten die Māori ihre spezifischen Erfahrungen mit den nach Stärke und Auftreten unterschiedlich stattfindenden Erdbeben im Land der langen weißen Wolke. In der Sprache der Māori heißt Erdbeben rū und das schwankende Land rū whenua.[4] Da es keine Aufzeichnungen über Erdbeben aus der Zeit vor der europäischen Besiedelung Neuseelands gibt, muss man auf Erzählungen und Legenden der jeweils betroffenen Iwi (Stämme) zurückgreifen. Aufzeichnungen gibt es seit Beginn der europäischen Besiedlungen, das heißt erst ab dem Jahre 1840.[5]
Entsprechend der Mythologie der Māori waren der Himmels-Gott Rūaumoko (Sohn von Ranginui), und seine Frau Papatūānuku, die Göttin der Erde, für Erdbeben und die Feuer der Vulkane verantwortlich. Wenn er fortging, bebte die Erde.[6] Nachdem die Europäer ins Land kamen, soll dies häufiger und heftiger geschehen sein als zuvor, wie Thomas William Downes in seinem Buch Old Whanganui von Māori-Berichten übernahm.[7] Die Māori machten die Europäer für die Erdbeben verantwortlich, obwohl von ihnen selbst Geschichten von früheren schweren Erdbeben mündlich überliefert sind.
So wird zum Beispiel von zwei schweren Erdbeben in der Gegend um Taupō und Rotorua berichtet, wo zufolge der Überlieferung von Rotorua ein Dorf mit 1.000 Menschen verschluckt worden sein soll und die Gegend in einen See verwandelte.[6] Da sich die Taupō Volcanic Zone tatsächlich langsam absenkt,[8] kann ein Beben mit derartigen Auswirkungen durchaus stattgefunden haben.
Laut GeoNet, dem Geologischen Netzwerk des Institute of Geological and Nuclear Sciences (GNS Science), war das Jahr 2016 mit 32.828 registrierten Erdbeben das bis dahin erdbebenreichste Jahr seit den Aufzeichnungen durch das Netzwerk. Zwei Erdbeben davon über der Stärke 7,0, 10 Beben der Stärken zwischen 6,0 und 6,9, 122 zwischen 5,0 und 5,9, über 80.000 Bergrutsche, zwei Tsunamis und ein Vulkanausbruch, das sind weitere Teile der Bilanz für das Jahr 2016, das von den Geologen des Netzwerkes deshalb auch den Namen „The Groundbreaker“ verliehen bekam.[1]
Die Liste umfasst schwere Erdbeben, die alle sehr dicht unter der Oberfläche entstanden und als relevant angesehen werden.
(1) – wenn nicht anders angegeben, Magnitude Ms auf der Oberflächenwellen-Magnituden-Skala