Die Liste historischer Gasthäuser in Radebeul gibt eine Übersicht über historisch bedeutsame Gasthäuser, Gaststätten sowie Hotels auf dem Gebiet der sächsischen Stadt Radebeul.
Aufgeführt sind noch bestehende Betriebe oder deren Gebäude, die entweder unter Denkmalschutz stehen oder standen oder die durch historische Erwähnung der letzten Jahrhunderte aus der noch größeren Menge solcher Gebäude beziehungsweise Betriebe hervortreten. Die davon inzwischen abgegangenen Gebäude finden sich in einer separaten Aufstellung.
Die älteste Bedeutung kommt hierbei den fünf historischen Brauschenkgütern der Lößnitz zu. Der Gasthof Serkowitz wurde bereits 1337 als Erbschänke erwähnt, der Besitzer war Mitglied der Altgemeinde und bekleidete lange das Amt des Ortsrichters. Das Schänkgut war über Jahrhunderte die einzige Bierschänke im KirchspielKaditz. Der Gasthof Naundorf wurde 1349 ersterwähnt, war in den 2000er Jahren im Verfall begriffen und wurde 2012 abgerissen. Der 1479 erwähnte Gasthof Zitzschewig wurde Mitte der 2000er Jahre trotz Denkmalschutz abgebrochen, da er verfallen war. Die beiden Brauschenkengüter in Kötzschenbroda, die Oberschänke und der Goldene Anker, wurden in den ältesten erhaltenen Kötzschenbrodaer Dorfrügen von 1497 erwähnt. Beide sind auch heute noch als Gasthäuser in Betrieb. Neben den Bierbrauschenken in den Dorfkernen gab es aber auch auf den Weinbergsfluren Weinausschänke wie die Winkelschänke im Weingut Liborius, wo die Familie Senfft von Pilsach später ein Herrenhaus errichtete. Auch das Gasthaus Weintraube, aus dem später die „Gold'ne Weintraube“ werden sollte und in einen Teil des Gebäudes noch später die Landesbühnen Sachsen einzogen, fing ursprünglich als Weinschank ohne Konzession an.
Teilweise wurden die Gasthäuser gar nicht als Gasthaus errichtet, so das Spitzhaus, das erst ein Weinbergsgebäude, dann ein Lustschloss der Wettiner war und das seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Restaurant beherbergt. Auch die Alte Apotheke am Anger von Kötzschenbroda wurde ursprünglich als Apotheke für eine andere Verwendung genutzt. Andersherum dienen ehemalige Gaststätten- beziehungsweise Restaurantgebäude heute anderen Zwecken, so Schloss Wettinshöhe oder das Kurhaus Wettin, die beide zu Wohnzwecken umgewandelt wurden, oder das Albertschlösschen, das als Restaurant mit Konditorei errichtet wurde, heute jedoch das Stadtarchiv von Radebeul beherbergt. Die Lößnitzperle, um 1860 als Bahnhofshotel errichtet, ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus, während der ehemalige Herrensitz Sorgenfrei heute als Hotel und Restaurant genutzt wird.
Von weniger als einem Dutzend regulärer Schankwirtschaften um das Jahr 1800 herum stieg die Zahl der Ausflugs- und Balllokale, Berggaststätten, Schänken, Einkehrstätten und Cafés auf dem Gebiet der Lößnitz bis auf über 60 im Jahr 1897, trotz erheblicher Auflagen für die Bewilligung der Konzession. Trotz Erstem Weltkrieg und Hyperinflation stieg die Zahl in den beiden Städten Kötzschenbroda und Radebeul, ohne die Gemeinden Oberlößnitz und Wahnsdorf, laut Adressbuch von 1927 bis auf an die 80 an. Erst die Verwahrlosung, die zu zahlreichen Schließungen aus hygienischen Gründen führte, die Umwandlung in betriebliche Objekte und verändertes Freizeitverhalten zu DDR-Zeiten führte zu einem ab den 1950er Jahren beschleunigten Gaststättensterben.
ED. Gasthof (auch Wohnhaus) mit Nebengebäuden. 1869 durch Braumeister Julius Große erworben, bis 1965 in Familienbesitz. Eines der fünf historischen Brauschenkengüter der Lößnitz
Kein Denkmalschutz. Als Einhufengut mit Schankberechtigung war es der größte Hof von Lindenau, „als ältestes Weingut der Lößnitzhöhen bereits 1639 erwähnt“.[3]
Kein Denkmalschutz. Grundstück der ehemaligen Talmühle (1337 erwähnt, erste Wassermühle am Lößnitzbach). 1872 abgebrochen und durch Villa ersetzt, in der sich von 1895 bis 1945 eine Gaststätte befand.
ED. Zeitweise Städtisches Krankenhaus Dresden-Neustadt, Gebäude eines ehemaligen Weinguts und Saalbau (ehem. Sommerhaus). 1839 Gründungslokal der Gemeinde Oberlößnitz (Vorgängerbau)
Wohn- und Geschäftshaus August Döbler, Culmbacher Hof, Palasttheater (Kino)
ED. Ehemalige Winzerhäuser, ehemaliges Restaurant mit Hotelbetrieb und öffentlichem Wannenbad,[6] 1919 zum Wohnhaus umgebaut. Zur Wasserversorgung wurde der Gießmannsche Tunnel gebaut.
ED WLG. Winzerhaus mit südlich vorgelagertem Garten (ehemals Weinanlage) und Einfriedung. Um 1853 Erwähnung als Gastwirtschaft „Lindenhof“, nach 1908 bis 1945 Kinderhaus Oberlößnitz
ED SG WLG. Winzerhaus (Speisewirtschaft, traiteur: franz. für Gastwirt) mit Wirtschaftsgebäude und Nebenanlage (Scheune). Zu Schloss Wackerbarth gehörig
Gebäude 2012 abgebrochen. Zu DDR-Zeiten als Teil des Angers Altnaundorf unter Ensembleschutz. Besitzer Patrizierfamilie Kundige. Eines der fünf historischen Brauschenkengüter der Lößnitz
Trotz Denkmalschutz in den 2000er Jahren abgebrochen. Ehemals zweigeschossiges Gebäude mit Saalbau, zwischenzeitlich Fabrikgebäude. Eines der fünf historischen Brauschenkengüter der Lößnitz
Gebäude 2005 abgebrochen. Realkonzession 1843/44 von der benachbarten Bertramschen Restauration (Winzerstraße 51) übertragen. Ab 1957 Konstruktionsbüro des RAMASCH, ab 1972 Kulturhaus der Druckmaschinenwerker, 1982–1990 HO-Gaststätte, 1991 geschlossen
Literatur
Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Radebeul 24. Mai 2012, S.1–40 (Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Der Landkreis Meißen stellt die Radebeuler Kulturdenkmale über die gemeinsame sächsische Datenbank Denkmalliste des Landes Sachsen dar.).
Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.