Lichterfelde West ist eine Ortslage im BerlinerBezirk Steglitz-Zehlendorf und stellt den westlich des Teltowkanals gelegenen Teil des Ortsteils Lichterfelde dar. Im Norden und Westen grenzt Lichterfelde West an Zehlendorf, Dahlem und Steglitz. Die Finckensteinallee gliedert Lichterfelde West in die nördlich gelegene Villenkolonie Lichterfelde und das südlich gelegene Schweizer Viertel. Das Stadtviertel ist heute bekannt als das älteste Villenviertel Berlins und ist geprägt von herrschaftlichen Villen aus der Gründerzeit, großen Gärten und kleinen Alleen.[1]
Neben den Ortsteilen Dahlem und Grunewald ist die Ortslage Lichterfelde West eine der wohlhabendsten Wohngegenden der Hauptstadt. Seit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin verzeichnet Lichterfelde West die höchste Steigerungsrate bei Immobilien- und Mietpreisen im ehemaligen West-Berlin.[2] Seitdem werden die Villen wegen ihrer guten Anbindung an das Berliner Regierungsviertel und für Repräsentationszwecke von Diplomaten genutzt.[1]
Zwar kein offizieller Ortsteil Berlins, wird Lichterfelde West jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung in der Nachkriegszeit, der räumlichen Trennung durch den Teltowkanal und letztlich der westlichen Ausrichtung des Geschäftszentrums an der Wannseebahn (S-Bahn-Linie S1) als gesondertes Stadtviertel gegenüber Lichterfelde Ost und Süd angesehen. Lichterfelde West stellt den eigenen Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 3 dar. Der Runde Tisch Lichterfelde West tagt im Gutshaus Lichterfelde zu Veränderungen im Stadtviertel.
Die Villenkolonie Lichterfelde erstreckt sich etwa einen Kilometer weit beiderseits der Drakestraße in Lichterfelde West. Sie ist eines der ältesten Villenviertel Berlins und zeichnet sich durch die architektonische Vielfalt der herrschaftlichen Häuser und Villen aus, die hier wilhelminisch, neoromanisch und neogotisch gestaltet die gepflasterten Alleen säumen. Auch finden sich hier von Gustav Lilienthal entworfene Anwesen im Neu-Tudorstil und ein kleines Geschäftszentrum rund um den S-Bahnhof Lichterfelde West. In dem von seinem hohen adeligen Bevölkerungsanteil geprägten Lichterfelde West traf sich während des Dritten Reiches der sogenannte „Grafenclub“ der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ um Peter Graf Yorck von Wartenburg. Zu seinen Mitgliedern gehörten u. a. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Cousin Helmuth James Graf von Moltke, nachdem heute die Moltkestraße in Lichterfelde West benannt ist.[4]
Das Schweizer Viertel entstand im Anschluss an die Villenkolonie bis in die 1930er Jahre und liegt im südwestlichen Teil von Lichterfelde West. Viele der Straßen sind nach Städten und Orten in der Schweiz benannt. Nach Abzug der Alliierten entwickelten sich ehemalige Kasernengelände zu Baugebiet für Stadtvillen und Reihenhäuser. An der Goerzallee entstanden zudem in den denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Telefunkenwerks moderne Wohnungen und Lofts unter den Namen Lesley Lofts und Monroe Park. 2009 eröffnete hier auch die Phorms-Schule, eine deutsch-englische Privatschule mit Grundschule und Gymnasium.
Plätze und Grünflächen
Lichterfelde West ist von kleinen Plätzen und Grünflächen geprägt, die als Teil der Villenkolonie, aber auch bei den späteren baulichen Erweiterungen als Schmuckplätze geplant wurden und dem Stadtviertel den typischen Charakter einer Gartenstadt verleihen. In der Nachkriegszeit wurden einige dieser Pläze wieder originalgetreu hergerichtet, wie zuletzt der Paulinenplatz.
Der Augustaplatz ist ein eingetragenes Gartendenkmal und wird nach den originalen Plänen von 1905 als symmetrisch angelegter Rosengarten gepflegt.[5]
Der Paulinenplatz an der Kreuzung von Kadettenweg und Paulinenstraße wurde 2020–2021 durch Spenden einer Nachbarschaftsinitiative nach Vorbild der ursprünglichen Gestaltung von 1903 als Schmuckplatz wiederhergestellt.[6]
Der Karlplatz, an der Ringstraße gelegen, beherbergt einen vielgenutzten Spielplatz. Am Platz befinden sich ein Café und weitere kleine Geschäfte. 2015 erhielt der Platz eine neue Gestaltung und Bepflanzung.[7]
Auf dem Ludwig-Beck-Platz findet ein Wochenmarkt statt.
Karl Liebknecht (1871–1919), Sozialist, wohnte 1913–1917 in der Hortensienstraße 14[8]
Gustav Lilienthal (1849–1933), Architekt der „Lichterfelder Burgen“ in Lichterfelde West, wohnte in der Marthastraße 5 und beigesetzt auf dem Parkfriedhof Lichterfelde
Julius Posener (1904–1996), Architekturhistoriker, geboren und aufgewachsen in Lichterfelde West
Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871–1935), Mikrobiologin und erste Berlinerin mit Professorentitel, wohnte 1911 bis zu ihrem Tod in der Potsdamer Straße 58, beigesetzt auf dem Parkfriedhof Lichterfelde
Carl Stangen (1833–1911), Unternehmer, wohnte 1901–1911 in der Villa Stangen (Drakestraße 51), beigesetzt auf dem Parkfriedhof Lichterfelde