Der Sohn des Schusters Charles Baekeland entwickelte früh natur- und wirtschaftswissenschaftliche Interessen. Als jugendlicher Schüler einer Abendschule erhielt er Auszeichnungen in den Fächern Chemie, Physik und Wirtschaft. Ein Stipendium ermöglichte ihm ab 1880 ein Chemiestudium an der Universität Gent. 1884 promovierte er kaum 20-jährig.[1] Neben einer Lehrtätigkeit an einer höheren Schule arbeitete er ab 1888 als a. o. Professor für Chemie an der Universität Gent. 1889 heiratete er Celine Swarts, die Tochter seines ehemaligen Professors für Chemie, Theodore Swarts.
Während einer Studienreise beschloss er 1889 in den USA zu bleiben. Ab 1893 betrieb er eine Produktionsfirma – die Nepera Chemical Company (Nepera Park, NY). Die Rechte eines von ihm entwickelten Fotopapiers (Velox) (eine Papiersorte für schnelles Entwickeln von Fotos bei Kunstlicht) verkaufte er 1899 für eine Million Dollar an die Firma Eastman Kodak.[2] Dieses Geld ermöglichte ihm die Fortsetzung seiner Studien in einem eigenen Privatlabor. Nach Untersuchungen elektrochemischer Vorgänge wandte er sich ab 1905 der seit 1872 (Adolf von Baeyer) bekannten Kondensationsreaktion von Phenol und Formaldehyd zu. Ein selbstentwickelter Autoklav (Bakelizer), der wahlweise beheizt und gekühlt werden kann, ermöglichte ihm eine Temperaturführung der chemischen Reaktion unter Überdruck. In zahlreichen Versuchen ermittelte er die Einflussgrößen auf den Reaktionsverlauf. Dabei wurde er von seinem Assistenten Nathaniel Thurlow (1873–1948) unterstützt.
1909 erhielt er das wichtige Hitze-Druck-Patent.[3] In den Folgejahren kam es zu Patentstreitigkeiten, die er für sich entscheiden konnte. Ende 1910 gründete er mit seinen Prozessgegnern die General Bakelite Company, die 1939 von Union Carbide übernommen wurde.
In Deutschland erwarben die Rütgerswerke eine Lizenz und begannen 1909 mit der Herstellung von Bakelit. Baekeland gründete dazu am 25. Mai 1910 zusammen mit den vom Unternehmer Julius Rütgers gegründeten Rütgerswerken, die Bakelite Gesellschaft mbH in Erkner bei Berlin.[4] Das Werk wurde 1948 als VEB Plasta Erkner verstaatlicht.
In den Jahren nach 1910 nahm Baekeland neben seiner Arbeit als Präsident der Bakelite Corporation zahlreiche Ehrenämter wahr.
Erklärung der Kondensationsvorgänge, die zur Bildung der Phenolharze führen. Gemeinsam mit H. Lebach Einführung der Begriffe Novolak für Harz unter sauren Kondensationsbedingungen und Formaldehydüberschuss, sowie Resol (Bakelit A) für Harze unter alkalischen Reaktionsbedingungen und Phenolüberschuss. Weiterhin Resitol (Bakelit B) für die aushärtbare Pressmasse aus Resol, und Resit (Bakelit C) für das ausgehärtete Harz.
Literatur
Charles F. Kettering: Leo Hendrik Baekeland, 1863–1944. Hrsg.: National Academy of Sciences (= Biographical Memoirs. Band24). Washington, D.C. 1946, S.281–302 (englisch).
Joris Mercelis: Beyond Bakelite. Leo Baekeland and the business of science and invention. MIT Press, Cambridge (Mass.) 2020, ISBN 978-0-262-53869-5.
↑Silvia Glaser: Bakelit. In: Historische Kunststoffe im Germanischen Nationalmuseum. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2008, ISBN 978-3-936688-37-5, S. 14