Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lenderscheid erfolgte unter dem Namen Lenterscheit im Jahr 1179. Lenderscheid gehörte wie viele weitere Ansiedlungen dieser Region im 12. Jahrhundert als Wirtschaftshof zum Prämonstratenserstift Spieskappel.[1] Prägend wurde später der Einfluss der Familien von Gilsa und Baumbach, die Hof und Dorf nacheinander zu Lehen übernahmen.[3]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lenderscheid 432 Einwohner. Darunter waren 6 (1,4 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 165 zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 64 und 84 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 180 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 120 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
28 Hausgesesse, 5 Ausschuss (zusammen mit Großropperhausen)
• 1783:
64 Haushalte, 309 Menschen
Lenderscheid: Einwohnerzahlen von 1783 bis 2017
Jahr
Einwohner
1783
309
1800
?
1834
415
1840
447
1846
406
1852
393
1858
354
1864
358
1871
340
1875
322
1885
344
1895
342
1905
335
1910
341
1925
349
1939
334
1946
530
1950
488
1956
429
1961
418
1967
442
1980
?
1990
?
2000
?
2011
432
2017
452
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Frielendorf[2], Zensus 2011[7]
Historische Erwerbstätigkeit
• 1783:
zwei Schmiede, ein Schneider, ein Leineweber, zwei Maurer, drei Branntweinschenken, ein Müller, ein Schreiner, ein Brauer, ein Schuhmacher, ein Musikant, ein Handelsjude, ein Lohnschäfer, ein Tagelöhner.
• 1838
Familien: 323 Ackerbau, 14 Gewerbe, 36 Tagelöhner
• 1961
Erwerbspersonen: 107 Land- und Forstwirtschaft, 67 produzierendes Gewerbe, 15 Handel und Verkehr, 14 Dienstleistungen und Sonstiges
Für Lenderscheid besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lenderscheid) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[6]
Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Lenderscheid 61,4 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Wir für Lenderscheid“ an.[9] Der Ortsbeirat wählte Jürgen Wettlaufer zum Ortsvorsteher.[10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Evangelische Kirche Lenderscheid
Die evangelische Kirche in Lenderscheid wurde in den Jahren 1735 bis 1740 im barocken Baustil mit einem Mansarddach und einem zweistufigen, oktogonalen Dachreiter errichtet. Die Kanzel stammt aus der Bauzeit der Kirche. Das Gestühl im Langhaus und auf den Emporen wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts erneuert. Der Orgelprospekt stammt aus dem Jahr 1787 und befindet sich zentral über der dreiseitig umlaufenden Empore. Man betritt die Kirche durch das Portal im Westen, ein weiteres Portal an der Nordseite ist zugemauert. Auf der Südostseite führt ein Treppenzugang zur mit deren Wappen geschmückten Patronatsloge der Familie von Baumbach. Im Glockenstuhl befinden sich drei, auf 1965 datierte Glocken. Sie haben die Töne d", f" und g" und wurden gemeinsam mit den vier Großropperhäuser Glocken von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn gegossen.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche befindet sich das Herrenhaus des heute nicht mehr bewirtschafteten ehemals baumbachschen Hofguts.
Wilhelm von Baumbach (1799–1879), Kammerherr und Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung
Kurt Lotz (1912–2005), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Brown, Boveri und Cie. AG (BBC), später der Volkswagenwerk AG und des WWF (World Wild Fund for Nature) in Deutschland
Literatur
Heribert Heidenreich: Die Quarzitschlagplätze bei Lenderscheid, Gemeinde Frielendorf, Schwalm-Eder Kreis: Rohstoffzentrum eines Siedlungsraumes vom Paläolithikum bis zum Neolithikum. In: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.): Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg. Band45. Marburg 1996, doi:10.17192/eb2015.0203.
↑ abZahlen und Fakten. In: Internetauftritt. Gemeinde Frielendorf, archiviert vom Original am 23. März 2018; abgerufen am 8. Oktober 2018.
↑Ortsteile. Gemeinde Frielendorf, abgerufen im April 2023.
↑Eingliederung der Gemeinden Siedertshausen in die Gemeinde Lenderscheid, Landkreis Ziegenhain vom 26. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.28, S.1406, Punkt 1359 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,7MB]).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.412.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 91 kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Frielendorf, abgerufen im März 2023.