Ursprünglich bestand im Burgenland bei Landtagswahlen lediglich ein Wahlkreis. Nachdem die burgenländische Landtagswahl 1977 beim Verfassungsgerichtshof angefochten worden war, erkannte der Verfassungsgerichtshof, dass die Nennung von „Wahlkreisen“ im Artikel 26 des Bundes-Verfassungsgesetzes, also im Plural, dahingehend auszulegen ist, dass mindestens zwei Wahlkreise pro Bundesland bestehen müssen. In der Folge änderten die betroffenen Bundesländer Kärnten, Salzburg und das Burgenland ihre Landtagswahlordnungen.[3] Das Burgenland vollzog die notwendige Adaptierung mit der am 30. Oktober beschlossenen Landtagswahlordnung 1978, die das Burgenland in vier Wahlkreise unterteilte. Der Bezirk Neusiedl am See gehörte dabei mit dem Bezirk Eisenstadt-Umgebung sowie den Freistädten Eisenstadt und Rust zum Wahlkreis I.[4] Bereits 1995 erfolgte mit der Landtagswahlordnung 1995 eine weitere Reform der Wahlkreise, bei der die Zahl der Wahlkreise von vier auf sieben erhöht wurde und der Bezirk Neusiedl am See zu einem eigenen Wahlkreis, dem Wahlkreis 1 erhoben wurde.[5]
Seit der Gründung des Landeswahlkreises erzielte die SPÖ bei jeder Landtagswahl die relative Mehrheit im Landeswahlkreis 1, wobei sie zwischen 2005 und 2010 auch über eine absolute Mehrheit verfügte. Im Bezirk Neusiedl erreichte die SPÖ 2005 ihr bestes, im Jahr 2010 ihr zweitbestes Bezirksergebnis, wobei der Landtagswahlkreis 1 gemeinsam mit dem Bezirk Mattersburg (Landtagswahlkreis 3) seit 1996 zu den zwei stärksten Wahlkreisen der SPÖ gehört. Ihren Spitzenwert erreichte die SPÖ im Bezirk Neusiedl 2005 mit 55,1 %. 2015 kam die SPÖ jedoch ebenso wie die ÖVP auf ihr bisher schlechtestes Ergebnis im Wahlkreis. Die ÖVP belegte bei jeder Landtagswahl den 2. Platz im Wahlkreis, wobei ihr Spitzenwert 1996 bei 34,8 % lag. Im landesweiten Vergleich liegt das Ergebnis der ÖVP im Wahlkreis 1 dabei im Landesdurchschnitt. Drittstärkste Partei war bei allen vergangenen Landtagswahlen die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), die 2015 ihr bisher bestes Ergebnis im Wahlkreis erreichte. Die Wahlergebnisse der FPÖ lagen bei den letzten Wahlen im Bezirk Neusiedl ungefähr im Landesdurchschnitt. Die Grünen Burgenland belegten bei jeder Wahl den 4. Platz, wobei das Abschneiden im Jahr 2020 mit 7,1 % den Spitzenwert bedeutete. Die Grünen lagen dabei im Wahlkreis 1 regelmäßig knapp unter ihrem Landesergebnis. 2010 gelang es auch der Liste Burgenland (LBL) in den Landtag einzuziehen, sie lag jedoch 2010 und 2015 mit jeweils rund 2,5 % deutlich unter ihrem landesweiten Ergebnis.
↑Wahlstatistik. Die Wahlen in den Bundesländern seit 1945, S. 367 f. bzw. Land Burgenland Wahlergebnisse im Burgenland
↑Anzahl der Grundmandate im Bezirk laut Verlautbarung des Landeshauptmanns 1996 und 2004
Literatur
Verbindungsstelle der Bundesländer beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung: Wahlstatistik. Die Wahlen in den Bundesländern seit 1945. Nationalrat und Landtage. 8. Auflage. Wien 1994