Kisshauer wurde als Sohn eines Handelsmanns in der Neuen Friedrichstraße 5–8 geboren.[2]
Als Amateurastronom machte er sich mit seinen Artikeln für Fachzeitschriften wie Sirius[3] und Der Straßenastronom, die auch im Astronomischen Jahresbericht zitiert wurden,[4] einen Namen. Die Familie von Bülow beauftragte ihn, einen Käufer für die 1914 geschlossene Sternwarte Bothkamp zu suchen, nachdem die Familie vom Schenkungsvertrag aus dem Jahre 1919 mit der Sternwarte Kiel zurückgetreten war.[5] Zu dieser Zeit leitete er die Ortsgruppe Berlin der Ingedelia – Internationale Gesellschaft der Liebhaberastronomen unter Hans-Hermann Kritzinger, letzter Astronom auf Bothkamp.[6] Kisshauer verfolgte diese Verkaufspläne bis etwa 1922, als ihn Ernst II. von Sachsen-Altenburg schon auf Jagdschloss Fröhliche Wiederkunft nach Wolfersdorf geholt hatte, wo der Herzog nach seinem Abdanken von 1918 eine moderne Sternwarte einrichtete.[7] Der Verkauf der Bothkamper Utensilien misslang und sie gingen 1930 in den Besitz des Museums Kiel über. Kisshauer übergab die von ihm angefertigten Zeichnungen des Bothkamper Spektrographen an das Deutsche Museum.[8] Schon in frühen Jahren stand er nationalkonservativen Kreisen nahe, so publizierte er in den Jungdeutschen Stimmen, dem Organ des Jungdeutschen Bundes.[9]
Kisshauer hatte promoviert (Dr. rer. pol.) und war Mitglied der Astronomischen Gesellschaft. 1926 gründete er als Direktor und wissenschaftlicher Leiter das Städtische Planetarium Dresden. Kisshauer war hier Wissenschaftler, Techniker, Lehrer und Unterhalter in einem. Engagiert bemühte er sich um die Popularisierung der Astronomie. Neben seinen Schriften trat er wiederholt im Rundfunk auf. In seinem Buch Der Sternhimmel im Feldglas bezog er sich auf Adolph Diesterweg und schrieb: „Die Astronomie ist eine erhabene, weil erhebende Wissenschaft; deshalb sollte sie keinem Menschen vorenthalten bleiben.“ Das Dresdner Planetarium stieß anfangs auf großes Interesse, musste wegen fehlender Besucher im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise jedoch nach wenigen Jahren wieder geschlossen werden und wurde später als Veranstaltungsgebäude umgewidmet.
↑Felix Lühning: „--eine ausnehmende Zierde und Vortheil“: Geschichte der Kieler Universitätssternwarte und ihrer Vorgängerinnen, 1770-1950: zwei Jahrhunderte Arbeit und Forschung zwischen Grenzen und Möglichkeiten. Band 56 von Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Verlag Wachholtz, 2007
↑Gerhard Harig, Alexander Mette (Hrsg.): NTM: Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin (Bd. 28). Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig, 1991, S. 202
↑K. Kisshauer: Worin liegt die Bedeutung von Marx. In: Jungdeutsche Stimmen, Hamburg, Jg. 2, 1920, S. 15
↑Joachim Friedrich Baumhauer: Johann Kruse und der „neuzeitliche Hexenwahn“: zur Situation eines norddeutschen Aufklärers und einer Glaubensvorstellung im 20. Jahrhundert, untersucht anhand von Vorgängen in Dithmarschen. Band 14 von Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins, Verlag K. Wachholtz, 1984