Ein Kragträger (auch: Kragbalken oder Kragarm) ist in der technischen Mechanik (insbesondere in der Baustatik) ein einseitig gelagerter (im engeren Sinne fest eingespannter), oft waagerechter Balken, der an seinem freien Ende oder bis über seine ganze Länge quer belastet wird.
Als ein Grundsystem der Statik ist er die Idealisierung eines einfachen Bauteils (weitere einfache statische Systeme sind der Träger auf zwei Stützen und der Dreigelenkrahmen). Als Balken ist die Länge eines Kragträgers deutlich größer als seine Höhe und seine Breite.
Der Kragbalken wird beansprucht auf Schub, Biegung und manchmal auch auf Torsion.
Das Einspannmoment verhindert, dass sich der Träger um die Einspannstelle bewegt. Im Träger wirkt ein Biegemoment.
Ein Kragträger ist statisch bestimmt. Rechnerisch ist das Einspannmoment gleich der Summe der Drehmomente aller am Träger angreifenden Kräfte (Momentengleichgewicht).
Historisch stammt die Bezeichnung vom verlängerten Dachfirst eines Hauses, an dem ein Seilzug zum Emporziehen von Waren in die oberen Etagen angebracht ist.
Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht, Ernst und Sohn, Berlin 2016, S. 395ff und S. 410ff, ISBN 978-3-433-03134-6