Graf Otto I. von Tecklenburg stiftete 1245 einen Hof in Lage dem Johanniterorden. Vor 1260 begann dort die Ansiedlung der Johanniter, 1262 lebten zwölf Ordensleute in Lage.[1] In den folgenden Jahrzehnten wuchs Lage zur größten Niederlassung innerhalb der niederrheinisch-westfälischen Ballei, 1341 waren bereits 45 Johanniter dort ansässig. Im 14. Jahrhundert begann die Wallfahrt zum Lager Kreuz, einem 1315 geweihten Kruzifix, das sich heute in der Kirche St. Johannes der Täufer befindet.
Im Zusammenhang mit einer Fehde mit der Grafschaft Tecklenburg forderte der Osnabrücker FürstbischofDietrich von Horne 1377 zwei Zehnten von den Lager Johannitern. Nachdem die eigentlich von weltlichen Abgaben befreiten Ordensleute dies verweigert hatten, griff der Bischof die Kommende im Februar 1384 von seiner benachbarten Burg Vörden aus an, wobei die Gebäude unbewohnbar gemacht und die Johanniter vertrieben wurden.[2] Dietrich von Horne wurde infolgedessen mit dem Kirchenbann belegt. Nach längerem Streit gab er Lage 1395 dem Johanniterorden zurück und leistete Unterstützung beim Wiederaufbau der Kommende. Diese erreichte in der Folgezeit jedoch nicht mehr ihre frühere Bedeutung, 1491 lebten neben dem Komtur noch sechs Ordensbrüder in Lage.[3]
Der Dreißigjährige Krieg hatte starke Auswirkungen auf die Kommende. Zunächst wurde sie 1615 und 1622 überfallen und geplündert. 1626 quartierte sich eine dänische Armee unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar auf dem Weg nach Osnabrück in Lage ein. Von 1627 bis 1642 hielten Schweden die Kommende dauerhaft besetzt und die Gebäude wurden erneut schwer beschädigt.[3]
Unter dem Komtur Johann Jakob von Pallandt (Amtszeit von 1646 bis 1693) wurden nach dem Krieg neue Gebäude für die Kommende errichtet. In der folgenden Zeit lebten außer dem Komtur kaum noch Ordensbrüder in der Kommende.[4]
1964 wurden die Gebäude verkauft und zum Hotel und Restaurant umgebaut. 1999 kaufte der Bischof von Osnabrück die Kommende und richtete dort ein Kloster der Dominikanerinnen ein.[6] Im März 2020 verließen die letzten vier Dominikanerinnen das Kloster.[7]
Die erhaltenen Kommendegebäude wurden 1657 bis 1660, nach den Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg, erbaut. Es handelte sich ursprünglich um eine vierflügelige Anlage auf fast quadratischem Grundriss. Die umgebenden Gräften waren mit einem Arm der Hase verbunden.[4][9] Der Nordflügel wurde im 19. Jahrhundert abgerissen und der nördliche Graben, der die Anlage von der vorgelagerten Kirche trennte, zugeschüttet. Erhalten sind West-, Süd- und Ostflügel. In der Nordwestecke ist ein vorspringender, quadratischer Turm eingebunden, der vermutlich ein Überbleibsel der ursprünglichen Anlage darstellt. Von einem zweiten Eckturm sollen früher die Fundamente aufgefunden worden sein. Vom Torhausflügel auf der Westseite führt eine Brücke über die Hase, im Südflügel befindet sich ein Rittersaal.[10]
Eine Hauskapelle in der Kommende wurde 1260 erstmals erwähnt. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde außerhalb der Kommendegebäude eine Kirche errichtet, die beim Angriff des Osnabrücker Fürstbischofs Dietrich von Horne 1384 zerstört wurde.[6] Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche St. Johannes der Täufer erbaut und 1426 geweiht. Sie war von der Hauptinsel ursprünglich durch einen Wassergraben getrennt.
Nach dem Westfälischen Frieden fungierte St. Johannes der Täufer auch als Pfarrkirche für die katholische Bevölkerung der Umgebung.[11] 1659 wurde die Kirche renoviert. Nach der Auflösung der Kommende wurde 1815 die Pfarrei Lage-Rieste anerkannt. 1902–1904 und 1960–1962 wurde das Kirchengebäude erweitert.
Literatur
Rudolf vom Bruch: Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück. F. Schöningh, Osnabrück 1930. Nachdrucke: Wenner, Osnabrück 1965, S. 292–301 (online UB Bielefeld); Wenner, Osnabrück 1982; Wenner, Osnabrück 2004, ISBN 3-87898-384-0.
Heinrich Bernhard Kraienhorst: Lage – Johanniter (1245 bis 1810). In: Josef Dolle (Hrsg.): Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2: Gartow bis Mariental (= Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen. Band 56,2). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 895–901.
Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, IV. Regierungsbezirk Osnabrück, 3. Die Kreise Wittlage und Bersenbrück (Heft 13 des Gesamtwerkes), Hannover 1915, S. 134–140. im Internet-Archive
Gerd-Ulrich Piesch: Klöster und Stifte im Osnabrücker Land, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1737-6.
Benedikt Benninghaus: Die Kontinuität der Wallfahrt zum Heiligen Kreuz in Lage, Münster 2014, ISBN 3-95645-254-2.
Friedrich-Wilhelm Wulf/Wolfgang Schlüter: Archäologische Denkmale in der kreisfreien Stadt und im Landkreis Osnabrück (= Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens. Reihe B: Inventare Heft 2). Hahn, Hannover 2000, S. 484 f.
Kay Peter Jankrift: Zwischen Kreuzzügen und regionaler Machtpolitik: Die Johanniter-Kommende Lage im Osnabrücker Land. In: Hajo van Lengen (Hrsg.): Zur Geschichte des Johanniterordens im friesischen Küstenraum und anschließenden Binnenland (= Beiträge zur Geschichte des Oldenburger Münsterlandes. Die Blaue Reihe. Band 15). Cloppenburg 2008, S. 93–98.
Lkr. Osnabrück (Hrsg.): Johanniter-Kommende Lage 1245 - 1995: Beiträge zur Bau- und Kunstgeschichte (= Schriften zur Kulturgeschichte des Osnabrücker Landes. Band 6), Osnabrück 1995.
Eintrag von Stefan Eismann zu Lage, Kommende in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 22. Juli 2021.