Klinochlor kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist dünn- bis dicktafelige, pseudohexagonale Kristalle, kommt aber auch in Form von blättrigen, radialstrahligen oder massigen Mineral-Aggregaten vor. In reiner Form ist Klinochlor farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine meist grünliche, aber auch gelbliche, bläuliche oder rosa bis rotviolette Farbe annehmen. Glatte Kristalloberflächen zeigen einen glas- bis fettähnlichen Glanz, Bruchflächen oder faserige Aggregate dagegen einen eher perlmuttähnlichen Schimmer.
Der Name ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Wörtern κλίνεινklinein für „neigen“ oder „beugen“ in Anlehnung an die geneigte optische Achse des Minerals und χλωρόςchlōrós für „hellgrün, frisch“ aufgrund seiner typisch grünen Farbe.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Klinochlor 1851 durch William Phipps Blake, der bereits im September 1850 von Benjamin Silliman junior (1816–1885) eine Mineralprobe mit grünen und blättrigen Kristallen erhielt. Diese erwiesen sich zwar überraschend als optisch zweiachsig, wurden aber von Blake nicht weiter untersucht, da der Fundort dieser Stücke nicht bekannt war. Im Mai 1851 erhielt Blake James Dwight Dana Proben des bisher für Chlorit gehaltenen Minerals aus Serpentinen etwa drei Meilen südlich von West Chester im gleichnamigen County in Pennsylvania (USA), die er mit polarisiertem Licht untersuchte und dabei Ergebnisse erzielte, die denen der ersten Probe so ähnlich waren, dass kein Zweifel daran bestand, dass sie vom selben Fundort stammte. Da sich das Mineral außer in den optischen Merkmalen auch durch seine Härte und Elastizität sowie durch den Gehalt an Chrom vom Chlorit unterschied, erkannte Blake, dass es sich hier um ein bisher unbekanntes Mineral handelte, dem er den Namen Klinochlor (englischClinochlore) gab.[8]
Da der Klinochlor bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Klinochlor als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Klinochlor lautet „Clc“.[1]
Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[9]
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Klinochlor die System- und Mineralnummer 71.04.01.04. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikatminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen, abwechselnd 1:1, 2:1 und oktaedrisch“ in der „Chloritgruppe (Tri-Dioktaedrisch)“, in der auch Donbassit, Cookeit, Sudoit, Nimit, Baileychlor, Chamosit, Pennantit und Borocookeit eingeordnet sind.
Das Mineral ist typischerweise optisch zweiachsig positiv mit den Brechungsindizes für nα von 1,571 bis 1,588, für nβ von 1,571 bis 1,589 und für nγ von 1,576 bis 1,599. Die maximale Doppelbrechung δ liegt zwischen 0,005 und 0,011.[7]
Durchsichtige Kristalle zeigen einen sichtbaren Pleochroismus, wobei nach der X-Achse durchdringendes Licht den Stein hellgelbgrün bis lichtblaugrün und nach der Y- bzw. Z-Achse durchdringendes List den Stein lichtgrünlichgelb bis lichtblaugrün erscheinen lässt.[7]
Physikalische Eigenschaften
Die Mohshärte von Klinochlor wird mit 2 bis 2,5 angegeben und entspricht damit in etwa dem Referenzmineral Gips (Härte 2).
Klinochlorkristalle sind senkrecht zur c-Achse {001} vollkommen spaltbar. Bei mechanischer Belastung in andere Achsenrichtungen bricht das Mineral dagegen mit unebenen Kristallflächen. Klinochlorlamellen sind biegsam, aber unelastisch.[6]
Modifikationen und Varietäten
Als Delessit und Diabantit werden eisenreiche Varietäten von Klinochlor bezeichnet.
Kämmererit ist eine chromhaltige und aufgrund seiner strahlenden, pfirsichblütenroten Farbe unter Sammlern begehrte Klinochlor-Varietät, die nach dem deutschen Grubendirektor in St. Petersburg August Alexander Kämmerer benannt wurde.
Weitere Synonyme für chromhaltige Klinochlorvarietäten sind Chromochlorit, Kotschubeit, Rhodochromit, Rhodophyllit und Septekämmererit.[11]
Leuchtenbergit bezeichnet eine eisenarme Klinochlor-Varietät.
Als häufige Mineralbildung ist Klinochlor an vielen Orten anzutreffen, wobei weltweit bisher über 2800 Vorkommen dokumentiert sind.[12] Als genaue Typlokalität gilt Brinton’s Steinbruch, eine Serpentinlagerstätte im West Township etwa 1,4 Milen (entspricht 2,25308 km) südlich von West Chester im Chester County. Weitere bisher bekannte Fundorte in Pennsylvania liegen vor allem im Berks County und Lancaster County. Daneben fand sich Klinochlor aber noch in vielen weiteren Staaten der USA.
In der Schweiz kennt man das Mineral vor allem von verschiedenen Orten in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis.
Weitere größere Vorkommen liegen unter anderem in Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, im Iran, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Madagaskar, Mali, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Taiwan, Tadschikistan, Tschechien, der Türkei, Ungarn und dem Vereinigten Königreich (England, Schottland, Wales).[13]
W. P. Blake: Optical and blowpipe examination of the supposed chlorite of Chester County, Pa. In: American Journal of Science and Arts. Band12, 1851, S.339–341 (englisch, rruff.info [PDF; 198kB; abgerufen am 1. Dezember 2024]).
Werner Joswig, Hartmut Fuess: Refinement of a one-layer triclinic chlorite. In: Clays and Clay Minerals. Band38, Nr.2, 1990, S.216–218 (englisch, cambridge.org [PDF; 265kB; abgerufen am 1. Dezember 2024]).
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.256.
Clinochlore search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.672 (englisch).
↑ abc
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefghi
Clinochlore. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 85kB; abgerufen am 1. Dezember 2024]).
↑ abcdefgClinochlore. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
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W. P. Blake: Optical and blowpipe examination of the supposed chlorite of Chester County, Pa. In: American Journal of Science and Arts. Band12, 1851, S.339–341 (englisch, rruff.info [PDF; 198kB; abgerufen am 1. Dezember 2024]).