Das Kirchenmusikalische Institut ist eine traditionsreiche Ausbildungsstätte für Kirchenmusiker in Leipzig, die als Vorbild für mehrere Kirchenmusikalische Institute Deutschlands diente.[1]
Im Dritten Reich wurden mehrere Dozenten aus politischen und rassistischen Gründen entlassen, so Günter Raphael. Die Berliner Musikakademie bemühte sich die Abwerbung der Leipziger Institutsspitze. Thomas und Martienssen folgten den Ruf nach Berlin. Johann Nepomuk David besetzte die frei gewordene Stelle. Neben der evangelischen Kirchenausbildung wurde 1936 Katholische Kirchenmusik Lehrfach. Georg Trexler wurde erster Dozent. Einige Hochschullehrer wurden von der NSDAP instrumentalisiert, so weihte Ramin beim Nürnberger Reichsparteitag 1936 die große Walcker-Reichsparteitagsorgel ein.[3] Die Eigenständigkeit der Einrichtung wurde in Folge verstärkt in Frage gestellt. 1943 wurde es in Institut für Kirchenmusik umbenannt mit Aussicht auf vollständige Eingliederung in die Hochschule. Mit den Luftangriffen auf Leipzig wurden die künstlerischen Bestrebungen des Instituts zerstört, denn die Liegenschaft musste evakuiert werden.
Deutsche Demokratische Republik
Karl Straube gründete das Kirchenmusikalischen Institut neu. Heinrich Fleischer[4] und Robert Köbler gehörten zu den ersten Hochschullehrern. Tatsächlich war das Institut nur eine Abteilung der Hochschule für Musik. Ramin wurde trotz seiner Vergangenheit 1950 Leiter. Mehrere Dozenten, unter anderem Fleischer, Karl Richter und Diethard Hellmann, flohen nach Westdeutschland. Der Mauerbau verhinderte zudem einen intensiven akademischen Austausch mit westdeutschen Musikhochschulen. Die kirchenmusikalische Ausbildung wurde mit dem A-Examen beendet, das von kirchlicher Seite weiterhin als aussagekräftiger Abschluss angesehen wurde. 1960 wurde das Institut, einhergehend mit der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli und im Rahmen der DDR-Ideologie, in die Abteilung Tasteninstrumente, Fachrichtung Orgel und Cembalo, eingegliedert. Schließlich 1984 wurde das Amt des Thomaskantors von der Professur am Institut getrennt.
Seit der Wiedervereinigung
Im Jahr 1992 wurde Christoph Krummacher mit der Wiederherstellung des eigentlichen Instituts beauftragt, welches noch im selben Jahr als Kirchenmusikalisches Institut der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig ins Leben gerufen wurde. Arvid Gast und Roland Börger besetzten die ersten Professuren. 1998 erwarb das Institut eine Orgel bei Patrick Collin aus Belgien. Das Institut gehört heute zur Fakultät III der Hochschule. Direktor war von 1993 bis 2014 Christoph Krummacher, auf ihn folgte Thomas Lennartz nach. Insgesamt 13 Hochschullehrer bilden die Studenten in Kirchenmusik, Chor- und Ensembleleitung und Orgel aus.
Literatur
Maren Goltz: Das Kirchenmusikalische Institut. Spuren einer wechselvollen Geschichte. Leipzig 2001, ISBN 3-930550-16-4