Kilianstädten liegt am Rande der Wetterau an der Nidder, kurz vor deren Mündung in die Nidda, auf einer Höhe von 141 m über NN, 8,5 km nordöstlich von Bad Vilbel.
Geschichte
Jungsteinzeit
Das Gebiet der heutigen Gemarkung von Kilianstädten war bereits vor mehr als 7000 Jahren während der Jungsteinzeit besiedelt, und zwar von den Angehörigen der frühesten bäuerlichen Gesellschaft Mitteleuropas, den nach ihren Verzierungen an keramischen Gefäßen mit einem Bandmuster aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien benannten Linearbandkeramikern. Im Bereich Neuer Weg / Ortsumgehung L3008 wurden beispielsweise Hinweise auf mindestens 18 nach und nach entstandene Langhäuser der Linearbandkeramiker gefunden. Von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung war 2006 die Entdeckung des Massakers von Kilianstädten, bei dem mindestens 26 jungsteinzeitliche Kinder und Erwachsene durch stumpfe Gewalt und Pfeilverletzungen getötet und anschließend achtlos in einem Massengrab abgelegt wurden.
Mittelalter
Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 839. Seit dem Mittelalter gehörte Kilianstädten zum Gebiet der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, ab 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg, und hier zum Amt Büchertal. Der älteste urkundliche Nachweis für die Zugehörigkeit zu Hanau stammt von 1326.[3]
1302 wurde erstmals ein eigener Pfarrer genannt. Das Patronat lag bei den Herren von Reinberg als isenburgischenLehensmannen. Letztere waren auch Inhaber des Hofgerichts in Kilianstädten und wurden in dieser Funktion später von denen von Auerochs abgelöst.[4] Im 16. Jahrhundert war das Patronat dann zwischen Reinberg und Brauneck strittig. Kirchliche Mittelbehörde war vor der Reformation das Archidiakonat des Propstes von St. Maria ad Gradus in Mainz, Landkapitel Roßdorf.
Historische Namensformen
Rathaus
Stetin (839)
Kilionsteiden (1290)
Kyliansteden (1302)
Neuzeit
Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte vom Jus reformandi Gebrauch, seinem Recht als Landesherr, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch, so auch in Kilianstädten. Kirchliche Oberbehörde war nun das Konsistorium in Hanau, Mittelbehörde der Pfarrer von Windecken.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte LandgrafFriedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Amt Büchertal und Kilianstädten. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Büchertal ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Büchertal im neu gebildeten Kreis Hanau auf.
Nahe dem Ort befindet sich der Windpark Gelber Berg. Er wurde im Juni 2010 in Betrieb genommen und besteht aus vier Windkraftanlagen des Typs Enercon E-82 mit einer Nabenhöhe von 138 m und einer Nennleistung von 2 MW.[10] Die verwendeten Anlagen zählten zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme neben mehreren baugleichen Anlagen zu den höchsten Windkraftanlagen in Hessen. Betrieben wird der Windpark von der DIF Renewable Energy BV, einer europaweit tätigen Investmentgesellschaft im Bereich Windenergie. Zusammen mit drei weiteren Anlagen auf dem Galgenberg deckten bereits diese rechnerisch zu 100 % den Stromverbrauch der Gemeinde Schöneck.[11] Seit Juni 2013 sind im Windpark auf dem Galgenberg noch zwei leistungsstärkere Anlagen des Typs Enercon E-101 nach rund einjähriger Bauzeit in Betrieb.[12] Betreiber ist die Naturenergie Main-Kinzig GmbH als Tochterunternehmen der Kreiswerke Main-Kinzig.
Bildung
In Kilianstädten gibt es eine Grundschule und vier Einrichtungen für kleine Kinder (Kindergärten etc.).
Literatur
Arbeitskreis Ortsgeschichte Kilianstädten: Kilianstädten. Geschichte und Geschichten. Horb 2009.
Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis (= Hanauer Geschichtsblätter. 40). Hanau 2003, S. 386 ff.
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. 1926, S. 278.
C. B. Zee-Heraeus: Kilianstädten. Geschichte eines wetterauischen Dorfes im Wirbel des deutschen Geschehens. (masch.) 1937, Neufassung 1957 [vorhanden in: Stadtbibliothek Hanau: III 12.25 B2]
↑Einwohnerstatistik. In: Internetauftritt. Gemeinde Schöneck, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2018; abgerufen im August 2018.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schoeneck.de
↑Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 (= Handbuch der hessischen Geschichte). 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 63. Marburg 2014, ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (204).
↑Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Schöneck“, Landkreis Hanau vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.140, Punkt 167 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3MB]).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.366.
↑In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein 1844: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung (= Hanauer Geschichtsblätter. 45). 2011, ISBN 978-3-935395-15-9, S. 277–320 (289 ff.)
↑Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Kilianstädten im Landkreis Hanau, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 10. November 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr.48, S.1075, Punkt 1366 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,3MB]).