Die syrisch-katholische Kathedrale des Heiligen Paulus steht etwa 100 m westlich vom Bab Scharqi, dem Osttor der Altstadt, an der Südseite der Geraden Straße. Die Bausubstanz des Gebäudes stammt aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert. Die Kirche verfügt über mächtige Betonsäulen im klassischen Stil, die aus der Entfernung den Eindruck von schwarzem Basalt geben.[1]
Zu den Gottesdiensten in der Pauluskathedrale kommen syrisch-katholische Christen aus dem ganzen Stadtgebiet von Damaskus. Die Kirche feiert jedes Jahr am 29. Juni das Fest ihres Schutzheiligen Paulus von Tarsus,[2] der, zunächst noch Verfolger der Anhänger Jesu, vor den Toren dieser Stadt durch das Damaskuserlebnis zum Glauben an Jesus Christus kam und in Damaskus begann, die Botschaft von der Auferstehung zu verkünden (Apg 9,1–25 EU).
Geschichte
An der Stelle der benachbarten armenischen apostolischen St.-Sarkis-Kathedrale stand vor der arabisch-islamischen Eroberung von Damaskus 636 ein syrisch-orthodoxes Kloster, dessen Kirche den Märtyrern Sergios und Bakchos gewidmet war und lange Zeit von Armeniern und die syrischen Christen gemeinsam genutzt wurde, dann aber armenische Kirche war. Später entstand am Ort der heutigen Kathedrale St. Paul eine syrische Kirche mit Moses dem Äthiopier als Schutzheiligem, die spätestens seit 1662, als sich ein Teil der syrischen Christen mit Rom uniert hatte, zwischen syrischen Orthodoxen und syrischen Katholiken umstritten war: Manchmal saß hier ein orthodoxer und manchmal ein katholischer Bischof. Führende Kontrahenten waren in den 1660er Jahren der katholische Ignatius Andreas Akhidjan aus Aleppo und der orthodoxe Ignatius Abdul Masih I. 1829 setzte sich in der Kirche an der Geraden Straße schließlich die syrisch-katholische Kirche durch, und die syrisch-orthodoxe Kirche musste sich zunächst ein neues Gotteshaus in der Hanania-Straße, später dann die Georgskathedrale an der Bāb-Tūmā-Straße bauen. 1848 wurde unter Bischof Jakob Eliani die alte Moses-von-Äthiopien-Kirche abgerissen und an ihrer Stelle eine neue, größere Kathedralkirche gebaut, die nun nicht mehr dem Patronat Moses von Äthiopien anvertraut war, sondern an die Bekehrung des Paulus erinnerte. Bereits zwölf Jahre danach, am 9. Juli 1860, wurde die Kirche beim Massaker im Christenviertel von Damaskus gebrandschatzt und so der südliche Teil des Gebäudes zerstört, doch danach wieder aufgebaut und 1863 wiedereröffnet.[3][2]
Auf der katholischen Website Gcatholic.org erscheint die syrisch-katholische Kathedrale an der Bab-Scharqi-Straße mit dem Erzbischof Youhanna Jihad Battah als „Kathedrale Unserer Frau“ (Cathédrale Notre-Dame bzw. Cathedral of Our Lady),[5] was den Angaben an anderen Stellen widerspricht, dass es eine Pauluskirche ist.[1][4] Es ist allerdings auch möglich, dass es sich hier um ein Doppelpatrozinium handelt.
↑متري هاجي اثناسيو، قتيبة شهابي، 2005، اديرة وكنائس دمشق وريفها : (بحث ميداني توثيقي تاريخي اثري) [Mitri Haji Athanasio, Qutaiba Shihabi: Klöster und Kirchen in Damaskus und ihre Landschaft (historische archäologische Dokumentarforschung). Damaskus 2005], S. 36–37 und 54–56.