In antiker Zeit hatten die Kastellbesatzungen die Aufgabe, den Fluss Olt (röm. Alutus), die parallel des Flusses verlaufende Limesstraße und einen an dieser Stelle befindlichen Flussübergang zu bewachen. Im heutigen Siedlungsbild befinden sich die Bodendenkmale am linken Ufer des Olt im Zentrum des modernen Dorfes Reşca. Von den Anlagen selbst ist nichts mehr zu sehen, sie wurden großflächig überbaut. Die Schwerpunkte der römischen Funde und Befunde lagen und liegen in den Fluren Dealul Morii (Mühlenberg) im Südosten, Biserica veche (Alte Kirche) im Norden und Cetate (Festung) im Westen des Dorfes.[11]
Archäologische Befunde
Romula ist ein Komplex aus mindestens zwei Kastellen[12] und einer zivilen Ansiedlung. Erstmals untersucht wurden die Anlagen im Jahr 1900 durch Pamfil Polonic. Das gesamte Ensemble wurde möglicherweise noch von einem zweifachen Grabensystem gesichert. Die Komplexität der gesamten Anlage, ihre einzelnen Komponenten sowie die stratigraphischen Zusammenhänge auf einer Fläche von insgesamt rund 70 Hektar sind bislang nur ansatzweise archäologisch geklärt. Viele Fragen müssen noch offen bleiben.[11][13][13]
Kastell A
Entgegen seiner Bezeichnung scheint Kastell A (in der Flur Cetate) erst das zweite Lager von Reșca gewesen sein. Es wurde vermutlich in hadrianischer Zeit errichtet und weist zwei Bauphasen auf. Der rechteckige Grundriss ist mit 182 m mal 216 m (3,9 ha) in beiden Phasen identisch. In seiner frühen Ausformung war es ein Holz-Erde-Lager, das von einem sieben Meter breiten und 1,85 m hohen Wall sowie einem sechs bis sieben Meter breiten und 2,50 m tiefen Graben umrandet war. In der zweiten Bauphase wurde der Wall durch eine 1,95 m mächtige Ziegelmauer ersetzt.[11]
Kastell B
Ein weiteres Kastell (Kastell B) mit einem quadratischen Grundriss von rund 100 m mal 100 m (= 1 ha) befindet sich in der Flur Biserica Veche. Außer seinem Grundriss ist von diesem Lager nicht viel bekannt.[11][13]
Kastell C (?)
Ein darüber hinaus von Gudea in der Flur Dealul Morii postuliertes Kastell mit rechteckigem Grundriss ist archäologisch bislang überhaupt noch nicht erfasst worden, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.[13]
In unmittelbarer Nähe der Kastelle erstreckte sich der Auxiliarvicus. Der Vicus war eine zivile Siedlung, die bei nahezu jedem römischen Militärlager anzutreffen ist und in der sich die Wohnquartiere der Angehörigen von Soldaten, der Veteranen, Handwerker, Händler, Schankwirte, Prostituierten und anderer Dienstleister befanden.
Heute herrscht in der rumänischen Forschung weitestgehende Übereinstimmung in der Ansicht, dass das römische Romula an der Stelle einer vorhergehenden dakischen Siedlung namens Malva erbaut worden ist. Diese Theorie war jedoch lange umstritten. Insbesondere der Historiker und Archäologe Constantin Daicoviciu (1898–1973) wies eine Identität von Malva mit Romula entschieden zurück.[14]
Wie auch immer, der Vicus der Garnison prosperierte und wurde bereits unter Hadrian (117–138) zum Municipium ernannt[15]. Als Marcus Aurelius nach 168 die dakischen Provinzen neu organisierte und unter anderem die Provinz Dacia Malvensis einrichtete, machte er den Ort zur Hauptstadt der neuen Provinz. Unter Septimius Severus (193–211) wurde die Stadt schließlich zur Colonia erhoben[16]. Sie blieb auch nach dem Abzug der römischen Truppen aus Dakien bis ins sechste Jahrhundert hinein kontinuierlich bewohnt.
Fundverbleib und Denkmalschutz
Die Aufbewahrung und Präsentation des archäologischen Fundmaterials aus Reșca erfolgen im Muzeul Romanatiului[17] der Stadt Caracal sowie im Muzeul Județean Olt[18] von Slatina.
Die gesamten archäologischen Stätten stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code OT-I-m-A-08527.02[19] in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[20] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst, die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.
Nicolae Gudea: Der untermoesische Donaulimes und die Verteidigung der moesischen Nord- und Westküste des Schwarzen Meeres. Limes et Litus Moesiae inferioris (86–275 n. Chr.). In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, 52. Jahrgang 2005, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2006, ISSN0076-2741, S. 493f.
Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 224f.
Ovidiu Țentea und Britta Burkhardt: Baths on the Frontiers of Roman Dacia / Băile de pe frontierele Daciei romane. Bukarest 2017, S. 61.
Corneliu Mărgărit Tătulea: Romula-Malva. Editura Museion, București 1994.
Dumitru Tudor: Cetatea Romula. Editura Muzeul regional al Olteniei, Craiova 1931.
Dumitru Tudor: Oltenia romană. Editura Academiei Republicii Socialiste România, București 1978.
Forschungsbericht 1983–1992 in der „Vorläufigen archäologischen Forschungsberichten“ der Cronica cercetărilor arheologice din România (rumänisch), abgerufen am 14. März 2021.
Forschungsbericht 2002 in den „Vorläufigen archäologischen Forschungsberichten“ der Cronica cercetărilor arheologice din România (rumänisch), abgerufen am 14. März 2021.
Forschungsbericht 2015 in den „Vorläufigen archäologischen Forschungsberichten“ der Cronica cercetărilor arheologice din România (rumänisch), abgerufen am 14. März 2021.
Einzelnachweise
↑Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
↑ abJohn E. H. Spaul: Cohors². The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army. British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 403.
↑ abcdNicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. Band 44, Teil 2, 1997, S. 85f., (Digitalisat).
↑Nach Gudea sollen es drei Kastelle sein (Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. Band 44, Teil 2, 1997, S. 85.)
↑ abcdFelix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 224f.
↑Corneliu Mărgărit Tătulea: Romula-Malva. Editura Museion, București 1994.
↑Muzeul Romanatiului auf der offiziellen Webseite der Stadt Caracal (rumänisch), abgerufen am 27. Dezember 2019.
↑Offizielle Webpräsenz des Muzeul Județean Olt in Slatina, abgerufen am 31. Dezember 2019.
↑OT-I-s-A-08527.02 in der offiziellen archäologischen Online-Datenbank ran.cimec.ro des Rumänischen Kulturministeriums (rumänisch), abgerufen am 27. Dezember 2019.