Die Markgräfin prägte das höfische Leben in der vom Großvater ihres Mannes 1715 neu gegründeten Stadt und Residenz Karlsruhe der Markgrafschaft Baden durch ihre Engagements in geisteswissenschaftlichen und kulturellen Themen. Karoline Luise beherrschte fünf Sprachen und war in zahlreichen Wissensgebieten bewandert. Als glühende Verehrerin Voltaires stand sie mit diesem im regen Briefwechsel.
Karoline Luise war zeitweise als Cembalistin Mitglied der Markgräflich Badischen Hofkapelle, die von ihr und dem Markgrafen stark ausgebaut und gefördert wurde. Sie war ebenfalls eine talentvolle Zeichnerin, zahlreiche Rötelzeichnungen und Pastelle mit Porträts aus der Hand der Markgräfin sind erhalten geblieben. Sie war Mitglied in der KopenhagenerAkademie der Künste.
Die Markgräfin hatte eine besondere Vorliebe für Naturwissenschaften und beschäftigte sich intensiv mit Botanik, Zoologie, Physik, Medizin, Mineralogie, Geologie und Chemie. Lavater bezeichnete sie in einem Brief an Goethe als die „Vielwisserin und Vielfragerin von Baden“. Zu ihrem Wohnbereich im Karlsruher Schloss gehörte neben einem Atelier auch ein Laboratorium, in dem sie physikalische und chemische Experimente durchführte.
Carl von Linné hat ihr zu Ehren die GlückskastanieCarolinea prinzeps L. benannt (heute als Zimmerpflanze Pachyra aquatica AUBL. bekannt). Karoline Luise plante ein umfangreiches botanisches Sammelwerk mit Abbildungen sämtlicher Pflanzen nach dem Linnéschen System herauszubringen,[1] doch scheiterte das Unterfangen aus Mangel an finanziellen Mitteln. Darüber hinaus war der Hallensische Botaniker Friedrich Wilhelm von Leysser über viele Jahre offizieller Mineraliensammler im Auftrag der Gräfin. Sie besuchte auch persönlich Fundstellen, so etwa den Riestergang in Sulzburg.[2]
Ihre rechtsrheinischen Besitzungen verwaltete Karoline Luise selbst. Sie war hier wirtschaftlich außerordentlich erfolgreich, förderte den Krappanbau und unterhielt eine Seifen- und Kerzenmanufaktur. Nach einem Treppensturz 1779 war die Gesundheit Karoline Luises beeinträchtigt. Während einer Reise nach Paris, in Begleitung ihres Sohnes Friedrich, starb sie nach einem Schlaganfall.
Nach ihr benannt ist die Pflanzengattung CarolineaL.f. aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae).[3] Der Karlsruher Gemeinderat hat Ende September 2020 beschlossen, dass der im Zuge der Kombilösung gebaute, zentrale Autotunnel unter der Kriegsstraße den Namen Karoline-Luise-Tunnel erhalten soll.[4]
Karoline Luise mit ihren beiden ältesten Söhnen Karl Ludwig und Friedrich. Gemälde von Joseph Melling, 1757.
Aus der Ehe mit Karl Friedrich von Baden hatte Karoline Luise drei Söhne, die sie selbst erzog und auch unterrichtete um sie nicht „verfürsteln“ zu lassen:
Laila Baur: La douleur profonde. Die Trauer um Karoline Luise von Baden im Jahr 1783. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Jg. 167. 2019, S. 155–177.
Christoph Frank, Wolfgang Zimmermann (Hrsg.): Aufgeklärter Kunstdiskurs und höfische Sammelpraxis. Karoline Luise von Baden im europäischen Kontext. Deutscher Kunstverlag, München 2015, ISBN 978-3-422-07313-5
Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 49, S. 318–320 (Eckhart G. Franz).
Holger Jacob-Friesen, Pia Müller-Tamm (Hrsg.): Die Meister-Sammlerin – Karoline Luise von Baden. Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2015, ISBN 978-3-422-07312-8 (Katalog u. a. zur Großen Landesausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 30. Mai bis 6. September 2015).
Claudia Kollbach: Karoline Luise von Baden-Durlach als Mutter ihrer kranken Kinder. Medizinische Praktiken als Teil der Prinzenerziehung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: zeitenblicke, 4, 2005, Nr. 3 (Volltext)
Jan Lauts: Karoline Luise von Baden: ein Lebensbild aus der Zeit der Aufklärung, Müller, 1980
Jan Lauts: Der Monogrammist FR von 1760 : Johann Friedrich Reiffenstein und seine Schülerin Markgräfin Karoline Luise von Baden. 1982
Karl Obser: Markgräfin Karoline Luise von Baden und ihr botanisches Sammelwerk. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 62, 1908, S. 41–78; archive.org (PDF; 65000 kB).
Gerhard Römer: Caroline Luise, Markgräfin von Baden: eine gelehrte Fürstin der Aufklärungszeit. In: Gerhard Römer: Bücher, Stifter, Bibliotheken. Buchkultur zwischen Neckar und Bodensee. Stuttgart 1997, S. 153–164.
Annelis Schwarzmann, Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Caroline Luise, Markgräfin von Baden, 1723–1783: Ausstellung anlässlich der 200. Wiederkehr ihres Todesjahres. K. Theiss, 1983
↑Jakob Jonas Björnståhl: Briefe auf seinen ausländischen Reisen an den Königlichen Bibliothekar C. C. Gjörwell in Stockholm, Band 5, Leipzig und Rostock 1782, S. 127 in der Google-Buchsuche; Björnståhl nennt als Kupferstecher einen Herrn Gautier aus Paris. Dabei handelt es sich wohl um einen der Söhne von Jacques Fabien Gautier d’Agoty. Zu diesem siehe auch den Artikel in der französischen Wikipedia fr:Jacques Gautier d'Agoty