Karl Schwarzschild wurde 1873 in Frankfurt als ältestes von sieben Kindern einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren (ließ sich aber später taufen). Die Familie Schwarzschild-Ochs war eine alteingesessene Händlerdynastie der Textilbranche, Zweig einer alten niederrheinischen, 1499 in Frankfurt eingewanderten jüdischen Familie mit einem Geschäft in herausragender Lage am Roßmarkt 13 (vormals Roßmarkt 7) und in der Leipziger Straße.[1] Seine Eltern waren Henrietta Ottilie Sabel (1852–1922) und Moses Martin Schwarzschild (1837–1916). Seine fünf jüngeren Brüder hießen Alfred (1874–1948), Paul Salomon (1876–1885), Otto Peretz (1878–1944), Hermann Eugen (1880–?) und Robert (1882–1940), seine einzige Schwester Clara Auguste (1887–1946).[2]Alfred Schwarzschild wurde Kunstmaler[3]. Karl wuchs in einem kultivierten großbürgerlichen Umfeld auf, in dem vielseitige Interessen (unter anderem Musik und Kunst) gepflegt wurden. In Frankfurt besuchte er die jüdische Elementarschule und danach das Städtische Gymnasium, wo frühzeitig sein Interesse an der Astronomie geweckt wurde. Bereits als 16-jähriger Schüler veröffentlichte er in den Astronomischen Nachrichten zwei Arbeiten zur Bahnbestimmung von Planeten und von Doppelsternen.
Ab 1896[5] arbeitete er zwei Jahre als Assistent an der Kuffner-Sternwarte in Wien. Dort beschäftigte er sich mit der Photometrie von Sternhaufen und legte die Grundlagen für eine Formel, die die Beziehung zwischen Intensität des Sternenlichts, Belichtungszeit und Schwärzung der Fotoplatte in der Astrofotografie beschreibt. Ein wichtiges Glied dieser Formel ist der Schwarzschild-Exponent. 1899 kehrte er nach München zurück und habilitierte sich dort mit der Habilitationsschrift Beiträge zur Photographischen Photometrie der Gestirne, in der er eine einfache Formel zur Festlegung von Farbindizes von Sternen vorstellte, die in den 1950er Jahren im UBV-System (für ultraviolett, blau, visuell) standardisiert wurde.
Im Februar 1916 wurde er zum ordentlichen Honorarprofessor an der Berliner Universität ernannt.[7]
Kriegsdienst und Tod
Schwarzschild meldete sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 freiwillig zur Armee. Er diente in der Artillerietruppe an der Ost- und Westfront und hatte dort unter anderem ballistische Berechnungen durchzuführen. Schwarzschild wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.[7] Während des Krieges erkrankte er schwer an einer Autoimmunerkrankung der Haut (Pemphigus vulgaris) und kehrte im März 1916 als Invalide von der Front zurück. Er starb zwei Monate später im Alter von nur 42 Jahren.
Sein Grab und das seiner Familie befinden sich auf dem Stadtfriedhof Göttingen (Abteilung 35).
Karl Schwarzschild heiratete 1909 Elisabeth Rosenbach, eine Urenkelin Friedrich Wöhlers. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Agathe Thornton geb. Schwarzschild (1910–2006), die 1933 nach Großbritannien emigrierte und 1948 nach Neuseeland ging, wo sie Professorin für Alte Philologie an der Otago-Universität Dunedin wurde, der Astrophysiker Martin Schwarzschild (1912–1997) und Alfred Schwarzschild (1914–1944), der wegen des HolocaustsSuizid beging.
Seine Arbeit zur Relativität erbrachte die ersten genauen Lösungen der Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie – eine für ungeladene, nicht rotierende kugelförmige symmetrische Körper und eine für statische isotrope leere Räume um feste Körper.
Benjamín Labatut: Schwarzschilds Singularität. In: ders.: Das blinde Licht. Irrfahrten der Wissenschaft. Übersetzt von Thomas Brovot, Suhrkamp Verlag, Berlin 2020, S. 37–62, ISBN 978-3-518-42922-8.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 221.
↑ abcProf. Karl Schwarzschild †. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 16. Mai 1916, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
↑Michael Eckert: Der Quantenhimmel voller Geigen – Quantentheorie in der Sprache der Himmelsmechanik – Karl Schwarzschilds letzte Arbeit In: Physik Journal, Mai 2016, S. 41.
↑Karl Schwarzschild: Zur Quantenhypothese In: Sitzungsberichte der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Januar – Juni, 1916, S. 548; bei archive.org im Internet.