Bereits ab 1924 und bis 1929 leitete Dincklage in der Braunschweiger Straße 2 die „Gaugeschäftsstelle“ der Nationalsozialisten.[1]
Im Frühjahr 1925 trug Dincklage zusammen mit Bernhard Rust aktiv zum Übertritt des gesamten hannoverschen DVFP-Landesverbandes zur neu gegründeten NSDAP bei, der er sich selbst sogleich offiziell anschloss (Mitgliedsnummer 3.377).[2] Im März 1925 wurde Dincklage zum stellvertretenden Gauleiter sowie zum Gau-SA-Führer des neu gebildeten NSDAP-Gaues Hannover-Nord ernannt. Bis 1929 leitete er die dortige Gaugeschäftsstelle der NSDAP. 1928 wurde er durch den obersten SA-Führer Franz Pfeffer von Salomon zum Stellvertreter des Obersten SA-Führers Nord mit Dienstsitz in Hannover ernannt. In dieser Funktion, die er bis zu seinem Tode ausübte, trat er auch auf dem Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP vom 1. bis 4. August 1929 aktiv in Erscheinung.
Dincklage wurde im Gau Hannover-Nord als der »Rucksack-Major« zu einer seinerzeit bekannten Figur, da er es verstand, als Parteiredner für die NSDAP in populärer Art und Weise die Landbevölkerung zu agitieren und erfolgreich bei Land- und Reichstagswahlen Wähler zu mobilisieren, wobei er zu seinen Auftritten häufig mit dem Fahrrad anreiste.
Dincklage starb in Davos. Die Urne mit seiner Asche wurde im Beisein Adolf Hitlers am 18. Oktober 1930 auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof beigesetzt. Nachfolger Dincklages in der Funktion des Obersten SA-Führers Nord wurde ab Mitte Oktober 1930 der spätere Stabschef der SA Viktor Lutze.
Nachwirkungen
Nach Dincklages Tod machten die Nationalsozialisten aus Dincklage einen „Helden der Bewegung“; so führte beispielsweise die SA-Standarte 73 (Standort Hannover) seit dem 19. Februar 1937 den Ehrennamen „Dincklage“ und in Hildesheim wurde 1935 anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Gaues Süd-Hannover-Braunschweig der Platz Steingrube in „Karl-Dincklage-Platz“ umbenannt.[3] In Northeim wurde die nach Richard Peters benannte Bürgermeister-Peters-Straße 1933 in Karl-Dincklage-Straße umbenannt[4] und erhielt nach dem Krieg wieder ihren alten Namen zurück.
„Nach dem nationalsozialistischen Vorkämpfer Major Karl Dincklage“[5] war im (heutigen) hannoverschen Stadtteil Mitte von 1933 bis 1945 die Dincklagestraße benannt worden, die nach 1945 Kurze Straße hieß.[1]
Literatur
Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism. University Press of Kentucky 1998, ISBN 0-8131-2047-0.
Siegfried Zelnhefer: Die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg. Herausgegeben von den Museen der Stadt Nürnberg. Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg 2002, ISBN 3-931683-13-3, S. 49 (= Schriftenreihe des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Band 2).
↑Sören Philipps: Hildesheimer Gedächtnisorte – eine Lokalstudie zum kollektiven Gedächtnis von der Kaiserzeit bis heute. Weißensee-Verlag, Berlin 2002, S. 137. ISBN 3-934479-75-8.