Das Typschiff, die Kaiman, wurde 1905 bei Yarrow Shipbuilders in London gebaut. Die nächsten 13 Boote liefen 1906 und 1907 bei Stabilimento Tecnico Triestino (STT) in Triest vom Stapel. Zehn weitere Boote wurden schließlich bei der Danubius-Werft der Firma Ganz & Co. in Fiume gebaut und liefen 1908 und 1909 von Stapel. 1914 erhielten die Boote die Kennungsnummern 50 bis 73, mit einem Zusatzbuchstaben (E, T, oder F), der die Bauwerft bezeichnete.
Die Boote waren 56 Meter lang und 5,4 m breit, hatten 1,35 m Tiefgang und verdrängten 210 Tonnen. Zwei Yarrow-Wasserrohrkessel erbrachten 3000 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 26,2 Knoten. Die Bewaffnung bestand aus drei 45-cm-Doppeltorpedorohren sowie vier 4,7-cm-L/33-Schnellladekanonen. Die Besatzung zählte drei Offiziere und 35 Mann.
Erster Weltkrieg
Die für die Hochsee konzipiertem Torpedoboote kamen kaum zum Einsatz, da die Alliierten die Straße von Otranto (Otranto-Sperre) blockierten. Die Italiener hatten schon vor ihrem Kriegseintritt, im Dezember 1914, das Otranto gegenüberliegende Vlora eingenommen.
Nennenswert ist ein Einsatz zur Bombardierung der montenegrinischen Küste am 8. August 1914, das durch Boot 72 F unterstützt wurde. Die Torpedoboote unterstützten zudem weitere Einsätze der Zerstörer der Österreichisch-Ungarischen Marine, so am 1. März 1915 die Versenkung der königlichen Yacht Rumija. Am 9. September 1915 wurde 51 T torpediert, konnte aber in einen Hafen geschleppt werden.[1] Am 14. Juli 1916 konnten 65 F und 66 F das U-Boot Balilla vor Lissa versenken.[2] Beim Seegefecht in der Straße von Otranto vom 15. Mai 1917 waren 54 T, 73 F und ein weiteres Boot der Kaimanklasse beteiligt.[3]
Alle 24 Boote der Kaiman-Klasse überstanden den Krieg.
Verbleib
Die insgesamt 24 Boote wurden nach Kriegsende an die Siegermächte ausgeliefert.
Die Alligator (52T) wurde, inzwischen in italienischem Besitz, am 17. Oktober 1919 in einer schweren Bora in der Bucht Sette Kastelli bei Split auf den Strand geworfen und 1921/22 verschrottet.
Vier Boote – 54T (ex-Wal), 60T (ex-Schwalbe), 61T (ex-Pinguin) und 69F (ex-Polyp) – wurden in die neue jugoslawische Marine übernommen und von dieser im März 1920 in Dienst gestellt. Sie erhielten die Nummern T12, T9, T10 und T11 und dienten bis 1924 (T9, T10 und T12) bzw. bis 1926 (T11, ex-Polyp) und wurden 1928 (T12, ex-Wal) bzw. 1936 abgewrackt.
Die restlichen 19 Boote wurden nach dem Beschluss des Alliierten Marinerats in Paris Ende Januar 1920 über die Verteilung der Schiffe der ehemaligen k.u.k. Kriegsmarine an Großbritannien ausgeliefert, zum Abbruch an die Cantiere Navale di Scoglio Olivi in Pola verkauft und 1920 dort abgewrackt.
Liste der Einheiten
Boot
Stapellauf
Übernahme
Verbleib
Kaiman (50E)
2. Juni 1905
14. September 1905
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Anakonda (51T)
7. Mai 1906
21. September 1906
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Alligator (52T)
30. Juni 1906
31. Dezember 1906
Italienische Kriegsbeute; am 17. Oktober 1919 in schwerer Bora bei Split gestrandet; 1921/22 abgewrackt
Krokodil (53T)
25. Juli 1906
31. Dezember 1906
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Wal (54T)
10. September 1906
15. Juni 1907
1919 als T12 an Jugoslawien, 1924 außer Dienst gestellt, 1928 abgewrackt
Seehund (55T)
15. September 1906
15. Juni 1907
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Delphin (56T)
29. November 1906
15. Juni 1907
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Narwal (57T)
17. Dezember 1906
15. Juni 1908
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Hai (58T)
23. März 1907
15. Juni 1908
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Möve (59T)
30. März 1907
15. Juni 1908
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Schwalbe (60T)
9. April 1907
20. März 1909
1919 als T9 an Jugoslawien, 1924 außer Dienst gestellt, 1936 abgewrackt
Pinguin (61T)
18. April 1907
20. März 1909
1919 als T10 an Jugoslawien, 1924 außer Dienst gestellt, 1936 abgewrackt
Drache (62T)
13. Juli 1907
20. März 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Greif (63T)
8. Juli 1907
20. März 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Triton (64F)
18. Juli 1908
31. Dezember 1908
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Hydra (65F)
11. Oktober 1908
19. Januar 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Skorpion (66F)
15. November 1908
22. Januar 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Phönix (67F)
10. Januar 1909
3. August 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Krake (68F)
7. Februar 1909
15. September 1909
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Polyp (69F)
17. April 1909
15. September 1909
1919 als T11 an Jugoslawien, 1936 abgewrackt
Echse (70F)
8. Mai 1909
15. Juni 1910
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Molch (71F)
14. Juli 1909
15. Juni 1910
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Kormoran (72F)
15. November 1909
5. März 1010
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Alk (73F)
2. Oktober 1909
15. Juni 1910
1920 an Großbritannien ausgeliefert und in Pola abgewrackt
Literatur
Franz F. Bilzer: Die Torpedoboote der k.u.k. Kriegsmarine 1875–1918. 2. Auflage. Weishaupt, Gnas (Steiermark), 1996, ISBN 3-900310-16-5.
Zvonimir Freivogel, Österreichisch-Ungarische Hochseetorpedoboote und ihre Schicksale (= Österreichs Schiffahrt in alten Ansichten. Album 5). NMW – Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien 2002, ISBN 3-7083-0044-0.
Lothar Baumgartner, Erwin Sieche: Die Schiffe der K.(u.)K. Kriegsmarine im Bild. Band 2: 1896–1918. Mittler & Sohn u. a., Hamburg u. a. 2001, ISBN 3-8132-0595-9.
↑Charles W. Koburger (2001): "The Central Powers in the Adriatic, 1914–1918: War in a Narrow Sea." Westport, Connecticut: Greenwood Publishing Group. ISBN 978-0-275-97071-0
↑Franco Favre: "La Marina nella Grande Guerra. Le operazioni navali, aeree, subacquee e terrestri in Adriatico", S. 168–169.
↑Enrico Cernuschi und Vincent P. O’Hara (2015): "The Naval War in the Adriatic Part I: 1914–1916". In: John Jordan: "Warship 2015." London, England: Bloomsbury. S. 161–173. ISBN 978-1-84486-295-5.
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