Kai Joachim Nürnberger (* 7. Juni 1966 in Wolfenbüttel) ist ein ehemaliger deutscher Basketball-Nationalspieler. Größter Erfolg des Point Guards war der Gewinn der Europameisterschaft 1993.
Spielerlaufbahn
Jugend
Kai Nürnberger begann im Alter von sechs Jahren mit dem Basketballspiel. Seine Mutter war Basketballspielerin und sein Vater Klaus Nürnberger Trainer in Wolfenbüttel. Zwischenzeitlich betrieb er auch Schwimmsport. Im Alter von 16 Jahren bestritt er in Wolfenbüttel sein erstes Bundesliga-Spiel. Er erlangte einen Realschulabschluss und besuchte ein Jahr lang die Oskar-Kämmer-Schule.[2] 1983 ging er als Austauschschüler in die Vereinigten Staaten und verbrachte die Saison 1983/84 an der Benton Consolidated High School im Bundesstaat Illinois.[3] Von 1984 bis 1989 studierte und spielte er an der Southern Illinois University in der ersten NCAA-Division.[4] In der Saison 1988/89 war er mit 16,4 Punkten pro Begegnung bester Korbschütze der Hochschulmannschaft. 1987/88 hatte der Deutsche mit 17,7 Punkten je Spiel einen noch höheren Mittelwert erreicht,[5] wurde aber noch von seinem Mannschaftskameraden Steve Middleton (25,4 Punkte/Spiel) übertroffen.[6] Von 1989 bis 1989 war Nürnberger in drei Spielzeiten durchgängig bester Vorlagengeber der Southern Illinois University. Mit 1348 erzielten Punkten stand er am Ende seiner Hochschulzeit auf dem neunten Platz der ewigen Bestenliste der Mannschaft. Seine 181 getroffenen Dreipunktwürfe bedeuteten den damaligen Höchstwert der Hochschulgeschichte, mit einer Freiwurfquote von 87,5 Prozent landete er auf dem zweiten Rang, mit 371 Korbvorlagen war er 1989 zweitbester aller Southern-Illinois-University-Spieler bis zu diesem Zeitpunkt.[7]
Vereine
Nach seiner Rückkehr aus den USA spielte er ab 1989 in der Bundesliga, zunächst bei Galatasaray Köln, dann bei Steiner Bayreuth. Ende August 1990 war Nürnberger im Rahmen eines Werbespiels in der Ballsporthalle Frankfurt am Main Mannschaftskollege des US-Ausnahmekönners Michael Jordan[8] und spielte mit Bayreuth kurz darauf in einem weiteren Werbespiel in Frankreich gegen Jordan.[2] 1991 wechselte er für acht Spielzeiten zu TTL Universa Bamberg.
Ab 1999 war er Leistungsträger bei den in Frankfurt neu gegründeten Skyliners. Bis zum Jahr 2003 nahm seine Spielzeit immer weiter ab, bis dem jüngeren Pascal Roller endgültig der Vorzug als Spielmacher gegeben wurde.
In der Saison darauf spielte er noch in der 2. Bundesliga Süd beim TSV Tröster Breitengüßbach, wo er schließlich zurücktrat, weil er seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügte.
Zu Nürnbergers Stärken auf dem Spielfeld zählten das Vorbereiten von Korbabschlüssen seiner Mannschaftskameraden, die gute Übersicht über das Spielgeschehen, Tempowechsel sowie der Mut, das Geschehen in entscheidenden Augenblicken an sich zu reißen und auf diese Weise wichtige Punkte zu erzielen.[9] Er verbuchte in der Bundesliga insgesamt 5247 Punkte,[10] das waren bei seinem Karriereende mehr, als jeder andere deutsche Spielmacher in der Liga zuvor erreicht hatte.[9] „Ich war nicht der Schnellste, nicht der Fitteste, konnte aber unheimlich gut Gewichte stemmen. Kräftig war ich“, sagte Nürnberger 2022 rückblickend über sich selbst als Spieler. Zu seiner Frankfurter Zeit erhielt er von Robert Maras den Spitznamen „Kugelblitz“.[2]
Nationalmannschaft
Nürnberger spielte 14 Jahre in der deutschen Nationalmannschaft. Sein erstes Spiel war am 19. Mai 1985 in Stuttgart gegen Italien, sein letztes am 3. Juli 1999 bei der Europameisterschaft in Paris gegen die Türkei. Insgesamt bestritt er 136 Länderspiele für Deutschland und erzielte 909 Punkte. In der Amtszeit von Bundestrainer Svetislav Pešić zog er in den Jahren 1991 und 1992 dessen Kritik auf sich, da Pešić von dem Aufbauspieler eine bessere Arbeitseinstellung und eine Verringerung des Körpergewichts forderte.[2] In der Schlussphase des Europameisterschaftsendspiels 1993 gegen Russland war er erheblich daran beteiligt, dass die Deutschen Gold gewannen, indem er in den letzten drei Minuten fünf Punkte erzielte und damit seiner zurückliegenden Mannschaft den Ausgleich brachte. Sechs Sekunden vor Schluss setzte er per Pass Christian Welp unter dem Korb in Szene, der nach Nürnbergers Pass per Dunking traf, dabei gefoult wurde und anschließend den gewinnbringenden Freiwurf verwandelte.[11]
1989 hatte er mit der bundesdeutschen Studentenauswahl Bronze bei der Universiade in Duisburg errungen.[12]
Erfolge/Auszeichnungen
Nach der Basketballkarriere
Im Anschluss an seinen Rücktritt vom Profibasketball 2004 zog Nürnberger mit seiner Familie nach Marion (Illinois) in die Vereinigten Staaten, das Heimatland seiner Ehefrau Michelle, welche er 1989 geheiratet hatte.[3] Nürnberger wurde dort beruflich für einen Zulieferbetrieb der Automobilbranche tätig.[13] Als Basketballtrainer betreute er die Jugendmannschaft, in der seine Tochter spielte, auch sein Sohn spielte Basketball. Nürnberger brachte sich zudem in die Arbeit eines örtlichen Fußballvereins ein.[3] Später wurde er in den USA Angestellter eines Unternehmens, das mit der Lebensmittelkette Kroger zusammenarbeitet.[14]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ "Das sind unsere 12 Riesen", Sport-Bild vom 23. Juni 1993, S. 32 f.
- ↑ a b c d Oliver Dütschke, Stefan Koch: #37 - Kai Nürnberger, Europameister 1993. Abgerufen am 14. September 2022.
- ↑ a b c Not your typical Rec League coach. In: Marion Living. 2009, abgerufen am 7. September 2020.
- ↑ Welt Online, Peter Ehrenberg Comeback statt Sommerurlaub vom 5. Juni 1999
- ↑ Kai Nurnberger College Stats. In: sports-reference.com. Abgerufen am 7. September 2020 (englisch).
- ↑ 1987-88 Southern Illinois Salukis Roster and Stats. In: sports-reference.com. Abgerufen am 7. September 2020 (englisch).
- ↑ 2020-21 MEN’S BASKETBALL RECORD BOOK. Southern Illinois University, abgerufen am 7. September 2020.
- ↑ Dino Reisner: Weil Michael Jordan das Steiner-Trikot trug. In: 111 Gründe, Medi Bayreuth zu lieben: Eine Liebeserklärung an die großartigste Basketball-Stadt der Welt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2019, ISBN 978-3-86265-770-4, S. 110–111.
- ↑ a b Sebastian Gehrmann: Goldene Jungs. Der Heimliche Held. In: Basketball Bundesliga GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Basketball Bundesliga. Köln, ISBN 978-3-7307-0242-0, S. 146.
- ↑ Die 200 besten Korbjäger der Bundesliga seit 1975. In: Basketball Bundesliga GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Basketball Bundesliga. Köln, ISBN 978-3-7307-0242-0, S. 212.
- ↑ Re-live: Das Finale der Basketball-EM 1993 zwischen Deutschland und Russland. In: Sportschau. 27. März 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
- ↑ Christoph Büker: Es war einmal... Bronze vor 25 Jahren. In: Deutscher Basketball Bund (Hrsg.): DBB Journal. Nr. 41, Oktober 2014, S. 36, 37.
- ↑ Christoph Büker: Was macht eigentlich...Kai Nürnberger. In: DBB-Journal, Ausgabe 06, Dezember 2008, S. 40–41. Deutscher Basketball Bund, abgerufen am 14. Januar 2017.
- ↑ Was macht eigentlich: Kai Nürnberger? In: Fränkischer Tag. Abgerufen am 14. September 2022.