Kırklareli (bulgarischЛозенградLozengrad, griechischΣαράντα ΕκκλησιέςSaranta Ekklisjes) ist eine türkische Stadt und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz nahe der Grenze zu Bulgarien (37 km in nordwestlicher Richtung). Gleichzeitig ist sie auch Zentrum des sie umgebenden zentralen Landkreis (Merkez İlçe). Sie liegt in der Region Ostthrakien und trug bis 1924 den Namen Kırkkilise (auch Kirk Kilisse geschrieben, zu dt. „Vierzig Kirchen“).
Der Landkreis ist der größte der Provinz (25 %), hat aber nach Lüleburgaz nur die zweithöchste Einwohnerzahl. Seine Bevölkerungsdichte liegt über dem Provinzdurchschnitt (von 56 Einw. je km²). Er grenzt im Osten an den Kreis Demirköy, im Südosten an den Kreis Pınarhisar, im Süden an den Kreis Babaeski, im Westen an drei Kreise der Provinz Edirne sowie im Norden an den Kreis Kofçaz.
Landkreis
Der Kreis besteht neben der Kreisstadt noch aus drei weiteren Belediye (Gemeinden): Kavaklı (3910), Üsküp (2224) und İnece (1722 Einw.) sowie 40 Dörfern (Köy) mit durchschnittlich 343 Bewohnern. Das größte Dorf der Provinz liegt in diesem Kreis (Karakoç mit 3099 Einw.). Drei weitere Dörfer haben über 500 Einwohner: Kızılcıkdere (757), Kayalı (699) und Dolhan (640).
Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Kırklareli sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[2]
Jahr
Provinz
Landkreis
Stadt
absolut
anteilig (%)
absolut
anteilig (%)
absolut
2020
361.737
28,05
101.451
78,74
79.884
2019
361.836
28,48
103.042
76,70
79.038
2018
360.860
28,52
102.909
76,86
79.093
2017
356.050
28,12
100.116
77,14
77.226
2016
351.684
27,76
97.626
76,81
74.986
2015
346.973
27,46
95.274
77,16
73.517
2014
343.723
26,92
92.514
75,84
70.161
2013
340.559
26,28
89.509
75,97
68.004
2012
341.218
26,07
88.956
75,72
67.360
2011
340.199
25,81
87.798
75,43
66.226
2010
332.791
25,27
84.085
73,92
62.152
2009
333.179
26,01
86.663
74,16
64.265
2008
336.942
25,19
84.868
72,91
61.880
2007
333.256
25,02
83.378
71,93
59.970
Volkszählungsergebnisse
Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[3] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[4].
Region
1945
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1997
2000
Stadt (Şehir)
14.412
14.557
19.097
20.196
24.790
27.431
33.265
36.296
40.881
43.017
49.315
53.221
zentraler Kreis (Merkez)00
68.666
71.908
61.833
59.465
64.231
63.176
68.161
71.129
75.290
77.175
77.727
80.730
Provinz (İl)
178.203
191.376
222.856
241.146
258.386
257.131
268.399
283.408
297.098
309.512
318.866
328.461
Türkei
018.790.174
020.947.188
024.064.763
027.754.820
031.391.421
035.605.176
040.347.719
044.736.957
050.664.458
056.473.035
062.865.574
067.803.927
Geschichte und Sehenswürdigkeiten in der Stadt
Bereits in prähistorischer Zeit wurde die Region um Kırklareli besiedelt. Das Archäologische Institut der Universität İstanbul gräbt seit 1993 gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut und seit 2008 auch mit der Ludwig-Maximilians-Universität München zwei vorgeschichtliche Siedlungen aus. Der neolithischeTell Aşağı Pınar datiert in einen Zeitraum zwischen ca. 6100 und 4800 v. Chr., die bronzezeitliche Siedlung Kanlıgeçit dagegen in das dritte Jahrtausend v. Chr. Weiterhin sind aus der Umgebung verschiedene eisenzeitlicheGrabhügel bekannt. Zahlreiche Funde sind im kleinen Historischen Museum der Provinz Kırklareli ausgestellt.
Die Hızır Bey Moschee, die älteste in der Provinzhauptstadt Kırklareli, wurde 1388 erbaut. Unter Hızır Bey, einem osmanischen Offizier, wurde gleich neben der Moschee auch ein Ensemble aus Hamam (Badehaus) und Besistan (überdachtem Basar) errichtet. Das Kırklar-Denkmal(Kırklar türkisch für Die Vierzig) aus dem 14. Jahrhundert, ein beeindruckendes Bauwerk bestehend aus 18 Säulen, steht auf dem gleichnamigen Hügel zur Erinnerung an 40 Janitscharen, die bei der Eroberung des Gebietes 1368 unter Sultan Murat I. gefallen sein sollen.
In der französischsprachigen Statistik Ethnographie des Vilayets d’Andrinople, de Monastir et de Salonique zählte Kirk Kilisse im Jahr 1873, 3460 Haushalte mit 2700 moslemische, 6700 bulgarisch-orthodoxe und 2850 griechisch-orthodoxe Einwohner.[5] Im Ersten Balkankrieg wurde die Stadt in der Schlacht von Kırklareli am 24. Oktober von der bulgarischen 1. Armee erobert, wurde jedoch im Zweiten Balkankrieg am 21. Juli 1913 vom osmanischen Truppen zurückerobert. In der Folge wurde die bulgarische Bevölkerung vertrieben oder ermordet (→ Thrakische Bulgaren). Ein Teil der Vertriebenen ließ sich in Sosopol und anderen Orten in der Region von Burgas nieder.
Besonders sehenswert ist die Yayla mahallesi, ein hochgelegenes Stadtviertel, das weitestgehend im Bauzustand des 19. Jahrhunderts verblieben ist.
Im Stadtzentrum befindet sich ein kleines Museum mit naturkundlichen und archäologischen Exponaten. Am südöstlichen Stadtrand wurde im Sommer 2008 neben der Ausgrabungsfläche von Aşağı Pınar eine Ausstellung zu den Ergebnissen der archäologischen Grabungen und der Vor- und Frühgeschichte des Umlandes eingerichtet.
Verkehr
In Kırklareli kreuzen sich die Fernstraßen D 555 (Europastraße 87) und D 20. Außerdem ist die Stadt Anfangspunkt einer Eisenbahnlinie.
↑Le Courrier d’Orient: Ethnographie des Vilayets d’Andrinople, de Monastir et de Salonique. Courrier d’Orient, Constantinople 1878, ISBN 978-1-85065-534-3, S.18 (französisch, archive.org [abgerufen am 9. Juni 2023]).