Johann Peter Alexander Wagner (* 26. Februar 1730[1] in Obertheres; † 7. Januar 1809 in Würzburg) war ein deutscher Bildhauer des Rokoko und Frühklassizismus. Er gilt als einer der Hauptvertreter der Rokokoplastik in Mainfranken und schuf in den 1760er und – zum Würzburger Hofbildhauer ernannt – in den 1770er Jahren ein umfangreiches Werk für kirchliche und weltliche Auftraggeber.
Johann Peter Wagner war das vierte Kind des Bildhauers Johann Thomas Wagner (1691–1769) und der erste männliche Nachwuchs unter seinen insgesamt fünf Geschwistern. Zunächst besuchte er die Schule in Obertheres, einer am Mainufer gelegenen Gemeinde etwa 40 Kilometer westlich von Bamberg, und erlernte bei seinem Vater das Bildhauerhandwerk.
Im Alter von 17 Jahren verließ er 1747 nach einem Familienstreit das Elternhaus und begann die üblichen Wanderjahre. Er zog zunächst nach Wien, wo sein Onkel Johann Wagner ansässig war. Dort arbeitete er in den Werkstätten verschiedenen Meister, darunter wohl bei seinem Onkel sowie bei Balthasar Ferdinand Moll. Von dort führten ihn seine Studien bis 1753 (nach dem Stand der bisherigen Forschung wohl mit Zwischenstationen in Salzburg, München, der Schweiz und den Niederlanden) nach Mannheim, wo er offenbar eine Zeitlang in der Werkstatt von Paul Egell oder Augustin Egell tätig war.
Nach dem Tod seiner Mutter (1753) kehrte er nach Franken zurück und siedelte sich spätestens 1756 in Würzburg an, wo im Jahr zuvor der kunstsinnige Adam Friedrich von Seinsheim zum Fürstbischof ernannt worden war (zwei Jahre später auch zum Fürstbischof von Bamberg). Anfänglich arbeitete Wagner als Geselle des Hofbildhauers Johann Wolfgang van der Auwera, der jedoch noch im selben Jahr starb. 1759 übernahm Wagner die künstlerische Leitung der Werkstatt (bis zu dessen Tod 1766 zusammen mit Lukas van der Auwera, einem der Brüder von Wolfgang van der Auwera) und heiratete im selben Jahr die Witwe Wolfgang von Auweras, Maria Cordula Curé (damals 35-jährig, also sechs Jahre älter als Wagner; sie war die Tochter des 1745 verstorbenen, aus Paris stammenden Würzburger Hofbildhauers Claude Curé, von dem eine 1724 von J. A. Roth aus Bronze gegossene Statuette der Jagdgöttin Diana und andere Werke in der Würzburger Residenz stammen[2]). Nach dem Tod seiner 1. Frau heiratete er 1767 in Würzburg Margaretha Rössinger, Trauzeugen waren der Salinenkommissar Johann Adam Schirmer und der Hofbaumeister Johann Philipp Geigel. Sein Sohn Johann Martin (1777–1858) lernte auf sein Drängen die Bildhauerei, betätigte sich aber später nur als Maler. Er war der Kunstagent von König Ludwig I. in Rom, wurde von diesem geadelt und hinterließ seine Kunstsammlungen der Universität Würzburg (Martin von Wagner Museum).
Obwohl durch sein Schaffen bereits seit Jahren weithin renommiert, ernannte Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim Johann Peter Wagner erst am 22. Dezember 1771 offiziell zum Hofbildhauer des Hochstifts Würzburg, eine Position, die er 28 Jahre lang innehatte. Sein Jahresgehalt bestand nun aus 40 Gulden und einigen Maltern Korn. Zuvor hatte er für die Anfertigung einer Bildsäule aus Sandstein in Lebensgröße zwischen 16 und 18 Taler bezahlt bekommen.[3] Trotz dieser relativ bescheidenen Entlohnung erwarb sich Wagner durch die große Zahl seiner Aufträge ein seinerzeit durchaus beachtliches Vermögen. Durch die Ernennung zum Hofbildhauer gewann Wagner im Gebiet des Hochstifts faktisch ein Monopol insbesondere bei der Ausstattung von Kirchen. Er fertigte dabei nicht nur Figuren, sondern errichtete auch komplette Kanzeln und Altaraufbauten (insgesamt rund 100).
Während der Säkularisation infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803, also noch zu Lebzeiten Wagners, wurden zahlreiche Werke aus den Kirchen und Klöstern entfernt. Sie wurden in ganz Unterfranken verstreut und gelangten oft erst viele Jahre später wenigstens wieder in kirchliche Räumlichkeiten zurück, häufig jedoch nicht am ursprünglichen Standort. Viele seiner Werke sind heute auch in Museen zu finden, darunter insbesondere im Mainfränkischen Museum in Würzburg (neben Zuschreibungen findet sich dort auch eine signierte Figurengruppe Beweinung Christi aus der Zeit um 1780, die im Kloster Oberzell wiederentdeckt worden war). Das Martin von Wagner Museum in Würzburg bewahrt auch Handzeichnungen von Johann Peter Wagner auf. Der Grundstock dieses Museums, die umfangreiche Kunstsammlung seines Sohnes, entstand wiederum aus einer bereits von Johann Peter Wagner angelegten Sammlung von Plastiken aus früheren Jahrhunderten.
Am ehemaligen Wohnhaus in der Stephanstraße 8 in Würzburg (heute eine kirchliche Buchhandlung) ist eine Gedenkplakette angebracht, die auf den prominenten Bewohner hinweist. Die Volksschule von Wagners Geburtsort Theres wurde nach ihm benannt.[4]
Typisch für Arbeiten aus Wagners Hand sind gestenreiche und schreitende Figuren sowie der gebauschte, stark unterschnittene, reiche Faltenwurf der Gewänder. Oft drücken die Figuren mit geöffnetem Mund innere Bewegtheit aus. Sein Stil wandelte sich vom lebendigen Rokoko im Frühwerk nach seiner Ernennung zum Hofbildhauer – entsprechend dem Kunstwillen seines Arbeitgebers – insbesondere bei seinen profanen Werken zum ruhigeren Frühklassizismus, um gegen Ende seines Schaffens wieder mehr in Richtung Rokoko zu tendieren. Wagner arbeitete vorwiegend mit Sandstein und Marmor, daneben auch in Holz und Metall. Das Größenspektrum reicht von Miniaturen bis zu lebensgroßen Figurengruppen. Vor der endgültigen Gestaltung seiner Werke fertigte er in der Regel detaillierte Entwurfszeichnungen und Bozzetti (Modelle aus Ton) an, auf die dann ein Raster aufgezeichnet wurde, das anschließend maßstabsgetreu auf den zu bearbeitenden Steinblock übertragen wurde. Das Raster ist an manchen Modellen noch erkennbar.