Johann Georg Roederer war nach seiner medizinischen Ausbildung in Paris (1747), London (1748) und Leiden in der Hebammenschule in Straßburg (1727/1728 gegründet) als Schüler von Johann Jakob Fried (1689–1769) bis 1750 tätig. Die Zeit hatte er genutzt, eine Dissertation über Geburtshilfe zu verfassen. 1750 wurde er in Straßburg promoviert. Der englische König und Kurfürst von Hannover Georg II. berief ihn auf Anregung von Albrecht von Haller 1751 als außerordentlichen Professor für Geburtshilfe an die Universität Göttingen.[1] Dieser war das im selben Jahr eingerichtete Göttinger Accouchierhaus angegliedert.[2]
Roederer beschrieb den normalen wie regelwidrigen Geburtsmechanismus, der Grundlage für die weiterentwickelnde Forschung wurde. Nach ihm wurde die Roederer-Kopfhaltung benannt. Er erlangte hohes Ansehen durch seine klinische Tätigkeit und durch seine Veröffentlichungen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Er wurde zum Mitglied der Pariser Académie Royale de Chirurgie und 1754 zum ordentlichen Professor und Leibarzt von Georg II. ernannt. Bei Sektionen in Göttingen hatte er den Peitschenwurm entdeckt. Mit Carl Gottlieb Wagler beschrieb er 1762 die anatomischen Veränderungen beim von Typhus befallenen Darm.[3] Roederers Nachfolger wurde Heinrich August Wrisberg.
Barbara I. Tshisuaka: Röderer, Johann Georg. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1258.
↑Christian Vogel: Sich zeigen. Gelehrtenporträts zwischen Repräsentation und Performanz. In: Thomas Etzemüller: Der Auftritt. Performanz in der Wissenschaft. transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4659-7, S. 95–114, hier S. 95.
↑Steffen Martus: Aufklärung. Das deutsche 18. Jahrhundert – ein Epochenbild. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 31.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 203.