Dieser Artikel behandelt den französischen Politologen; für den französischen Architekten des 18. Jahrhunderts siehe Jean-François Blondel, für den französischen Schriftsteller des 21. Jahrhunderts Jean-Philippe Blondel.
Blondel wurde 1929 in Toulon geboren und wuchs in Paris auf. Nach dem Besuch einer Jesuiten-Schule studierte er zunächst am Institut d’études politiques de Paris, an dem er 1953 ein Diplom erhielt. Anschließend erhielt er ein Stipendium am St. Antony’s College in Oxford, an dem er daraufhin von 1953 bis 1955 studierte und mit einem Baccalaureus Litterarum abschloss. Nach dem Militärdienst beim französischen Heer kehrte er nach Großbritannien zurück und studierte bis 1958 an der University of Manchester.
Von 1958 bis 1963 lehrte er als Dozent am Fachbereich für politische Institutionen des University College of North Staffordshire (der heutigen Keele University), dann war er Fellow an der Yale University. 1964 wurde er Professor an der neu gegründeten Universität Essex und baute dort den Fachbereich für Politikwissenschaft mit auf, dessen erster Vorsitzender er wurde. In Essex lehrte er bis 1984 und war anschließend zunächst bei der Russell Sage Foundation in New York, ehe er 1985 als Professor für Politikwissenschaft an das Europäische Hochschulinstitut (EUI) in Florenz berufen wurde. 1994 wurde er am EUI emeritiert und war dort anschließend noch bis 2000 als externer Professor tätig.
Blondel forschte intensiv auf mehreren Gebieten der vergleichenden Politikwissenschaft und trug insbesondere maßgeblich zur Theorie der Parteiensysteme, der Analyse von Regierungskabinetten sowie den Beziehungen zwischen Parteien und Regierungen bei.[4] Sein späteres Interesse galt zudem dem weltweiten Vergleich verschiedener Präsidialsysteme, mit besonderem Fokus auf lateinamerikanische und afrikanische Länder sowie die Länder der ehemaligen Sowjetunion.[4]
Laut dem ECPR ist die Anzahl seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen so weitreichend, dass keine vollständige Liste davon erhalten ist, wobei sein Werk jedoch „mindestens“ 29 Bücher umfasst.[5] Insbesondere seine Bücher Voters, Parties, and Leaders (1963), An Introduction to Comparative Government (1969) und Political Parties (1978) gelten dabei als grundlegende Werke der Politikwissenschaft.
Ehrungen
Für „seinen herausragenden Beitrag zur Professionalisierung der europäischen Politikwissenschaft, sowohl als ein Pionierarbeit leistender Komparatist als auch beim Aufbau von Institutionen“ wurde Blondel 2004 der Johan-Skytte-Preis verliehen.[6] Darüber hinaus erhielt er unter anderem für sein Lebenswerk Lifetime Achievement Awards der British Political Studies Association (2000) sowie des ECPR (2022).[5]
Political parties. A genuine case for discontent? Wildwood House, London 1978.
The Discipline Of Politics. Butterworths, London und Boston 1981.
Political leadership: towards a general analysis. Sage, London und Beverly Hills 1987.
mit Ferdinand Müller-Rommel (Hrsg.): Cabinets in Western Europe. Macmillan, Basingstoke 1988.
mit Ferdinand Müller-Rommel (Hrsg.): Governing together. The extent and limits of joint decision-making in Western European cabinets. St. Martin’s Press, New York 1993.
mit Maurizio Cotta (Hrsg.): Party and government. An inquiry into the relationship between governments and supporting parties in liberal democracies. St. Martin’s Press, New York 1996.
mit Richard Sinnott und Palle Svensson: People and Parliament in the European Union. Participation, democracy, and legitimacy. Clarendon Press, Oxford 1998.
mit Maurizio Cotta (Hrsg.): The nature of party government. A comparative European perspective. St. Martin’s Press, New York 2000.
mit Ferdinand Müller-Rommel (Hrsg.): Cabinets in Eastern Europe. Macmillan, Basingstoke 2001.
Political leadership, parties and citizens. The personalisation of leadership. Routledge, London und New York 2010, ISBN 978-0-415-54736-9.
mit Manuel Alcántara und Jean-Louis Thiébault (Hrsg.): Presidents and Democracy in Latin America. Routledge, London und New York 2018, ISBN 978-1-138-08207-6.
Weblinks
Jean Blondel. EUI, abgerufen am 26. Dezember 2022 (britisches Englisch).