Jack Wolfskin wurde 1981 als Eigenmarke des Unternehmens Sine in Frankfurt-Nied von Ulrich Dausien gegründet. Mit zunehmendem Erfolg wurde Jack Wolfskin zu einem eigenständigen Unternehmen und 1991 für 15 Millionen DM an Johnson Outdoors (u. a. Rechteinhaber von Scubapro) verkauft.[3]
Jack Wolfskin belieferte nur den Fachhandel, bis 1993 das erste eigene Geschäft in Heidelberg eröffnet wurde. Weitere Läden in ganz Europa folgten, wie z. B. in Österreich (1995), der Schweiz (2000), Belgien und Finnland (2003), Großbritannien (2005), Luxemburg, Italien und Russland (2009).
Im August 1997 zog das Unternehmen von Mörfelden nach Idstein, wo es seitdem seinen Hauptsitz hat. 2001 übernahm die Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital Jack Wolfskin von Johnson Outdoors für 42 Millionen Euro. Jack Wolfskin firmiert seither als Jack Wolfskin Ausrüstung für Draussen GmbH & Co.KGaA. 2005 verkaufte Bain Capital Jack Wolfskin für 93 Millionen Euro an die beiden Finanzinvestoren Quadriga Capital und Barclays Private Equity. Seit 2009 expandierte Jack Wolfskin nach Asien, insbesondere Korea und China.[4]
2011 verkauften die beiden Investoren sowie der bisherige Geschäftsführer und Mitinhaber Manfred Hell das Unternehmen für einen nicht veröffentlichten Preis an die US-Beteiligungsgesellschaft Blackstone weiter.[5]
Branchenexperten vermuteten einen Verkaufspreis von rund 700 Millionen Euro; Hell soll für seinen Anteil 57 Millionen erhalten haben.[6][7]
Nach fast 25 Jahren an der Spitze verließ Manfred Hell das Unternehmen aus persönlichen Gründen.[5]
Die Übernahme, wie bei Private-Equity-Gesellschaften üblich, war überwiegend mit Fremdkapital finanziert. Hierzu hat Blackstone wohl über die Großbanken Morgan Stanley, Merrill Lynch, UBS und die IKB Deutsche Industriebank einen bei Investoren weiterplatzierten Kredit über 500 Millionen Euro aufgenommen.[8]
Im Juli 2017 wurde bekannt, dass die Schulden restrukturiert werden mussten. Drei Hedgefonds – der Kreditfonds Sankaty (Bain Capital Credit), HIG Capital und CQS –, die zunächst als Kreditgeber eingestiegen waren, wandelten ihre Forderungen in Eigenkapital um und hielten fortan mehr als 50 Prozent der Anteile. Der Rest lag bei mehr als zehn weiteren Fonds. Blackstone verlor dabei seinen kompletten Eigenkapitaleinsatz von über 300 Millionen Euro.[9] Seit Januar 2019 gehört die Jack-Wolfskin-Gruppe dem US-amerikanischen Golf-Ausrüster Callaway Golf Company, der für die Übernahme sämtlicher Unternehmensanteile 418 Millionen Euro aufgewendet hat.[10][11] 2020 siedelte Jack Wolfskin in Park City, Utah, die Nordamerikazentrale an.[12]
Im November 2020 wurde Richard Collier CEO von Jack Wolfskin. Unter seiner Führung wurde die Marke strategisch neu ausgerichtet, unter anderem mit dem neuen Claim „We Live to Discover“ sowie einer Überarbeitung der Corporate Identity und des Logos.[13]
Mitte 2022 gab es weltweit rund 500 Jack-Wolfskin-Stores, davon 226 in Europa und 269 in Asien.[14]
Rechtliche Auseinandersetzungen
Tatzen-Logo
Im Jahr 2002 erwirkte Jack Wolfskin vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg einen Beschluss, der es der Tageszeitung taz verbietet, Merchandising-Produkte aus dem Outdoor-Bereich mit der taz-Tatze zu bedrucken oder zu besticken. Das gilt selbst dann, wenn neben der Tatze der Schriftzug „die tageszeitung“ eine eindeutige Zuordnung erlaubt.[15] Die Zeitung hatte ihr Tatzen-Logo bereits 1979 von dem Designer Roland Matticzk entwickeln lassen und es seitdem regelmäßig eingesetzt, aber nicht markenrechtlich gesichert. 1982 hatte Jack Wolfskin eine Marke für seine ähnlich aussehende Tierpfote eintragen lassen. Im Juli 2006 unterlag die Tageszeitung erneut in einem Rechtsstreit über Badetücher mit Tatze und Schriftzug vor dem Landgericht Hamburg.
2009 ließ Jack Wolfskin auch Kleinstunternehmer kostenpflichtig abmahnen, die diverse Pfotenabdrücke wie z. B. Katzenpfoten als Schmuckelement auf ihren Produkten verwenden, auch wenn es sich nicht um Kleidung handelt.[15] Auch fünfgliedrige Tatzenabdrücke, wie jene der internationalen Bear Community, waren betroffen, und der niederländische Kleiderversand Bearwear hatte vorübergehend den Vertrieb für Europa eingestellt.[16] Man einigte sich später im gegenseitigen Einvernehmen.[17] Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass das Unternehmen auch Hobbybastler dazu zwingen wollte, ihre Zustimmung zu Vertragsstrafen von bis zu 10.000 € bei einer Verletzung ihrer Markenrechte zu geben.[18][19][20] Das Ansehen des Unternehmens litt durch die Abmahnaktionen.[21][22][23][24] Nach starken Reaktionen in den Medien erklärte der Geschäftsführer Manfred Hell wenige Tage später, dass das Unternehmen die ausgesprochenen Abmahnungen zurücknimmt und in Zukunft die betroffenen Kleinstunternehmer im Fall von Markenrechtsverletzungen durch Tatzen- und Pfotenlogos direkt kontaktieren werde, anstatt sie über Anwälte abmahnen zu lassen.[25][26] Es wurde in mindestens einem Fall auch der schon bezahlte Teilbetrag zurückerstattet.[27]
Im Dezember 2013 einigte sich Jack Wolfskin in einem außergerichtlichen Verfahren mit Alias Entertainment auf die Verwendung einer Tatzen-Darstellung im Logo des Kinderfilms Fünf Freunde. Die Vereinbarung ermöglichte es Alias Entertainment als Vermarkter des Films, die Darstellung in den Kategorien Film und Filmrechte und dem damit verbundenen Merchandising zu nutzen.
Im Rahmen der Social Media Week in Berlin wurde am 2. Februar 2010 der Preis Oskr an Jack Wolfskin und DaWanda vergeben. Die beiden Unternehmen wurden für ihren konstruktiven Umgang in der Kontroverse gewürdigt.[28]
Sonstiges
2008 baute Jack Wolfskin am Rande des Naturschutzgebietes Moore bei Buxtehude ein 30.000 m² großes Logistikzentrum in Neu Wulmstorf. Der zu bebauende Teil war Teil des Naturschutzgebietes gewesen und im Rahmen eines Straßenbauprojektes als Erweiterungsfläche des Gewerbegebietes umgewidmet worden.[29][30]
↑ abJack Wolfskin gegen Hobby-Designer: Wenn die Wildnis abmahnt. In: Die Tageszeitung: taz. 19. Oktober 2009, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. Januar 2023]).
↑Konrad Lischka: Pfoten-Markenrecht: Jack Wolfskin mahnt Bastler wegen Tatzen-Mustern ab. In: Der Spiegel. 19. Oktober 2009, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 5. Januar 2023]).
↑Tamar Weinberg: Jack Wolfskin: Reputationsfalle Abmahnung. In: dies.: Social Media Marketing: Strategien für Twitter, Facebook & Co. 4. Auflage. O’Reilly Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-95561-788-2, S. 116–118, hier S. 116.
↑Lalon Sander: Jack Wolfskin überdenkt weitere Abmahnungen: Wolf gibt Pfötchen. In: Die Tageszeitung: taz. 30. Oktober 2009, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. Januar 2023]).