Iren Rosdobudko

Iren Rosdobudko auf der Kiewer Buch-Arsenal 2021 (Foto: Oleksandr Havryk)

Iren Witalijiwna Rosdobudko (ukrainisch Ірен Віталіївна Роздобудько, international auch Irene Rozdobudko, * 3. November 1962 in Donezk, Oblast Donezk, Ukrainische SSR) ist eine ukrainische Schriftstellerin.

Leben

Ihr Studium an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew schloss Iren Rosdobudko im Fach Journalismus ab. Nach Gelegenheitsjobs, u. a. als Kellnerin, in einer Videothek und bei einem Zirkus, fand sie qualifizierte Arbeit, zunächst als Telegrafistin bei der Regionalabteilung der Nachrichtenagentur TASS in ihrer Heimatstadt Donezk. Dort schrieb sie auch erstmals für eine Zeitung, das Betriebsblatt des Metallurgischen Werk Donezkstahl (Донецкий металлургический завод / Donezkyj metallurhytscheskyj sawod) und war eine Zeitlang als Nachrichtensprecherin im Radio tätig. 1988 übersiedelte sie wieder nach Kiew und arbeitete als Korrektorin bei Suchasnist. Schließlich wurde sie Kolumnistin für zwei Sender des Staatlichen Rundfunks UA:Ukrajinske radio und für die Zeitung Wseukrainsky Wedomosti.[1] Als Mitarbeiterin von надія (Nadiia, deutsch: Hoffnung) war sie im Jahr 2000 Mitglied einer 14-köpfigen ukrainischen Delegation, die auf Initiative der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in den Niederlanden und in den USA Strategien zu Prävention und Bekämpfung von Menschenhandel diskutierte.[2] Diese Erfahrung sollte später Eingang finden in einen Essayband, dessen Kapitel zehn bereisten Destinationen folgen. „The story, which seems to be simple and clear at first sight“, so Liudmila Dedchenko in einer Untersuchung aus dem Jahr 2017, „raises one of the most urgent issues for the modern Ukraine – human traffic prevention, Ukrainian women in particular. Here we see that the author plays the role of an authoritative expert, giving advice, recommendations and warns the women sincerely.“[3] (Rosdobudkos Text, der auf den ersten Blick klar und einfach wirke, greife mit Menschenhandel und dessen Prävention eines der dringlichsten Gegenwartsthemen der Ukraine auf. Betroffen seien vor allem Frauen. Die Schriftstellerin sei hier nicht reine Erzählerin, sondern trete als Expertin auf, mit Ratschlägen, Empfehlungen und Warnungen.)

Iren Rosdobudkos belletristisches Debüt, der Kriminalroman «Пастка для жар-птиці» / Pastka dlja schar-ptyzi, erschien im Jahr 2000. Es folgten eine Reihe weiterer Detektivgeschichten – ein Beitrag in einer Fachzeitschrift widmete sich schlussendlich dem Vergleich von Rosdobudko und Dorothy Sayers – und Romane. Im Jahr 2006 zählte Rosdobudko zu einer Auswahl ukrainischer Gegenwartsautoren, deren Texte mit der Produktion von zwölf Audio-Disks für Blinde und Sehbehinderte zugänglich gemacht wurden.[4] Sechs Jahre später wurde sie in World Literature Today als „one of the most prolific and popular Ukrainian writers of today“ (zu den produktivsten und beliebtesten Gegenwartsautoren der Ukraine zählend) bezeichnet.[5] Mit Stand 2017 war von dreißig veröffentlichten Werken die Rede.[6]

Ihre Bücher erscheinen bei Folio in Charkiw und bei Nora-Druk in Kiew, den Großteil ihrer Belletristik hat die Autorin sowohl in ukrainischer als auch in russischer Sprache verfasst.[7] Übersetzt wurde Rosdobudko u. a. ins Bulgarische. Anlässlich der ersten englischen Ausgabe, die 2011 in London bei Glagoslav Publications erschienen ist, hieß es in einer kritischen Betrachtung der Übersetzung über Rosdobudkos Stil, er sei „lively and packed tightly with colourful metaphors“ (lebendig, dicht, voll farbenreicher Sprachbilder).[8] Im selben Verlag erschienen 2014 vier Auszüge aus längeren Texten Rosdobudkos in der Sammlung Herstories. An Anthology of New Ukrainian Women Prose Writers (Hrsg.: Michael M. Naydan).

Sie schrieb auch verschiedene Drehbücher, von 2008 bis 2018 für mehrere Fernsehserien, zudem war sie 2014 Koautorin bei The Guide (ukrainisch: «Поводир» / Powodyr, Der Führer) von Oles Sanin. Alleinverantwortlich war sie für das Skript zu einem Film über „die ukrainische Jeanne d’Arc“ (I. Rosdobudko) Olena Teliha («ОЛЕНА ТЕЛІГА. НЕЙМОВІРНА» / Olena Teliha. Nejmowirna, Olena Teliha. Unglaublich) von Roman Browko.[9] 2021 äußerte sie sich im Film Uljanenko Uncensored von Julia Schaschkowa über den 2010 unerwartet verstorbenen Schriftsteller Oles Uljanenko.[10]

2016 gehörte Iren Rosdobudko zu den 25 Beteiligten – darunter auch Serhij Schadan, Jurij Wynnytschuk und Andrij Kurkow – der Anthologie «Я like Україну! Я люблю Україну» / Ja like Ukrajinu! Ja ljublju Ukrajinu.[11][12] Ihre in Buchform erschienenen „Porträts von Unbekannten“ («Портрети невідомих» / Portrety newidomych) zählte der PEN Ukraine zu den besten Büchern des Jahres 2019.[13]

Werke (Auswahl)

  • «Пастка для жар-птиці» / Pastka dlja schar-ptyzi. 2000.
  • Eskort u smert. Nora-Druk, Kiew, 2002.
  • Rankovi pribiralnik. Nora-Druk, Kiew, 2005.
  • Mandrivky bez sensu i morali. Nora-Druk, Kiew, 2011.
  • «Ґудзик» / Gudzyk. Nora-Druk, Kiew, 2011.
    • englisch: The Lost Button. Übersetzt von Michael M. Naydan und Olha Tytarenko, Glagoslav Publications, London, 2012.
  • Mym i menep. Nora-Druk, Kiew, 2016.
  • «Портрети невідомих» / Portrety newidomych. Academia Publishing Centre, 2019.

Anerkennungen

  • 2000: Коронація слова / Coronation slova, перша премія / Erster Preis für «Пастка для жар-птиці» / Pastka dlja schar-ptyzi.[14]
  • 2004: Коронація слова / Coronation slova, перша премія / Erster Preis für «Ґудзик» / Gudzyk.[15]

Literatur

  • T. M. Huliak: The Feminist Component in the Female Detective Novel: The Comparative Aspect, on the Basis of Works by Irene Rozdobudko (The Double Game, In Four Hands) and Gaudy Night by Dorothy Sayers, in: Precarpathian Bulletin of the Shevchenko Scientific Society n 2 (54), S. 470–476.
Commons: Iren Rosdobudko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angaben nach Iryna Rybalka: Memory Study and Commemoration Effect of Modern Ukrainial Fictional Texts, S. 75.
  2. Ukrainians study international anti-trafficking methods and legislation. In: BRAMA. 9. November 2000, abgerufen am 26. Februar 2022 (englisch).
  3. Liudmila Dudchenko: In the Travelogue Genre, Філологічні трактати / SocioEconomic Challenges Journal (Sumy State University), Vol. 9, No 1, 2017. In: core.ac.uk. 17. Januar 2017, abgerufen am 2. März 2022 (englisch).
  4. The Ukrainian Society for the Blind says that people with impaired vision cannot receive quality information. In: Information Portal “Human Rights in Ukraine”. Kharkiv Human Rights Protection Group, 5. März 2007, abgerufen am 2. März 2022 (englisch).
  5. Mariya Tytarenko: Female Narrative Journalism in Contemporary Ukraine, in: World Literature Today. Vol. 86, No. 2 (März/April 2012), S. 45–49.
  6. Maria Sibirtseva: The 10 Best Contemporary Ukrainian Authors. In: Culture Trip. 14. November 2017, abgerufen am 18. März 2022 (englisch).
  7. „It should be noted that most of her fictional texts have been written in Ukrainian and Russian, – this makes it possible for more readers to get acquainted with her works as it is very important to read original text. Irene Rozdobudko has not translated her works, she has created them in two languages simultaneously“, so Iryna Rybalka.
  8. Olena Jennings: Irene Rozdobudko. The Lost Button. Translated by Michael Naydan and Olha Tytarenko, in: East/West. Journal of Ukrainian Studies 2(1), 2015, S. 149.
  9. Ірен Роздобудько: «Для багатьох сучасників Олена Теліга стала українською Жанною д‘Арк». In: Telekritika. 11. September 2020, abgerufen am 17. März 2022 (ukrainisch).
  10. Uljanenko Uncensored. In: Directory Films. 2021, abgerufen am 25. Februar 2022.
  11. Christine Chraibi (Übersetzerin): I Like Ukraine: Famous Ukrainians write about love for their country. In: Cult Prostir, Euromaidanpress. 22. Juni 2016, abgerufen am 25. Februar 2022 (englisch).
  12. Я like Україну! Я люблю Україну. Vsiknygy, 2016, abgerufen am 20. März 2022 (ukrainisch).
  13. PEN Ukraine’s list of best books published in Ukraine in 2019. PEN Ukraine, 26. Dezember 2019, abgerufen am 20. März 2022 (ukrainisch, englisch).
  14. Ірен Роздобудько. Золоті письменники України, 2012, abgerufen am 20. März 2022 (ukrainisch).
  15. Siehe Geschichte der Auszeichnung «Коронація слова 2000–2020» auf Коронація слова (UA).

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